Die fünfziger Jahre waren beinahe das Gegenteil der 2010er: Optimismus ist heute etwas aus der Mode gekommen, aber wenn jemand "Weißt du noch, vor 15 Jahren?" sagt, dann seufzen alle laut in kollektiver Nostalgie. Das wäre im frühen Nachkriegsdeutschland keine so gute Idee gewesen. Die unbekümmerte Stimmung war teils Ablenkung, teils echt. Schließlich genossen die meisten Leute Freiheit, Frieden, sozialen Aufstieg sehr bewusst. Schneiden wir uns doch ein Scheibchen davon ab! Die Autos: 50er-Jahre-Oldtimer sind spannend, schon weil die Ingenieure nach langen Jahren statt Militärgerät und Flugzeuge wieder Privatautos entwickeln durften. Schön sind sie, weil die Gestalter zeichneten, ohne an Sicherheitsvorgaben oder gar den Geschmack chinesischer Käufer zu denken. Verlockend sind sie, auch weil sie sich viel unkomplizierter fahren als Vorkriegsautos.

Wirtschaftswunder-Wagen: Die deutschen Autos der 50er-Jahre  

Chevrolet Bel Air
Die 50er Jahre sind geprägt von großen Flossen, Petticoat und Rock ’n’ Roll.
Bild: M. Gloger
Die Musik: Beim Fahren dieser Oldtimer summten unsere Redakteure immer wieder Schlager – wie die der schmachtenden Caterina Valente bei Käfer 1200 Cabrio und Lancia Aurelia, des frechen Hazy Osterwald beim Mercedes 220 S Cabrio oder des albernen Chris Howland beim Peugeot 203. Peter Alexanders Hit von den Sorgen passt erstaunlich gut zum Jaguar XK 120, und zum Fernweh, das der Porsche 356 Cabrio weckt, singt Bruce Low den perfekten Soundtrack. Wie weit wir in den 50ern von Amerika entfernt waren, macht der Chevrolet Bel Air ebenso deutlich wie Bill Haley.
Die Architektur: Wir haben die Oldtimer vor Baudenkmälern fotografiert, die noch radikaler waren als die Autos. Klar: Die Zeit reaktionärer Protzbauten war überwunden, und ein Architekt musste ja keinen Massengeschmack bedienen – ein einziger Kunde, der ihn verstand, genügte. So entstanden wahre Klassiker.