Renault R4: E-Auto-Umbau, Oldtimer, Nachhaltigkeit
Dieser zum E-Auto umgebaute Renault R4 kommt 170 km weit!

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Als der R4 seine große Zeit hatte, lagen E-Autos noch in weiter Ferne. Diesen frühen R4 hat der Besitzer zum Elektroauto gebaut. Alles an dem klassischen Renault funktioniert – nur eben emissionsfrei und beinahe lautlos.
Bild: F. Roschki
Darf man als Weltretter, als Solar-Verfechter und Windkraft-Anhänger, als Nachhaltigkeits-Fan und Atomkraft-Bekämpfer, also darf man als Grüner Autos gut finden?
Na klar! Dies ist die Geschichte von Thomas Pade (60) und seinem Renault R4 (56). Früher hat Pade in Aachen den Widerstand gegen AKW organisiert ("Laut gegen Atomkraft"), jetzt hat er sein Auto voll auf Öko getrimmt.

Ist das noch ein Oldtimer? Optisch ja, der R4 stammt von 1966. Aber die E-Technik ist aus der Neuzeit, die Reichweite beträgt etwa 170 km.
Bild: F. Roschki
Pade kaufte den R4 im Jahr 2011
Thomas Pade, groß, schlank, weißes Leinenhemd und braune Birkenstocks, öffnet die Motorhaube, lächelt spitzbübisch: "Daran habe ich drei Monate gearbeitet, der Umbau fand nicht IN, sondern VOR der Garage statt." Dabei startete sein "Projekt R4" schon vor elf Jahren. Da kaufte der 60-Jährige den insgesamt elften R4 in seiner Autofahrer-Karriere.

Die Benzinmotoren hatten erst 30, später 34 PS. Jetzt leistet der Elektromotor 22, kurzfristig sogar 71 PS. Die Batterien sind kreuz und quer übers Auto verteilt.
Bild: F. Roschki
Früher kannte er jede Schraube, früher fuhr er bis nach Griechenland mit 30 PS und Revolverschaltung. Irgendwann musste er noch mal einen haben, war doch klar. 1500 Stunden hat es gedauert, bis seine kleine Kiste mit den vier Türen fertig war, sogar Lackieren hat sich Pade selbst beigebracht, den extra angemieteten Kuhstall mit Folie abgeklebt, Boden mit Teppich ausgelegt und befeuchtet.
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Dann zeigt er abwechselnd auf die vorderen und hinteren Sitze. Die Rückbank original mit Kunstleder, vorne ist echtes Leder. Das hat er vor elf Jahren in der Mittagspause entdeckt: "Da stand beim Sperrmüll eine riesige Sofalandschaft auf der Straße, ich hab dann einfach mein Taschenmesser rausgeholt und mich bedient."
Dem R4 sieht man die Geschichte an
Das Schöne an diesem frühen R4, der in der ersten Phase zwischen 1961 und 1967 seine runden Augen noch links und rechts neben und nicht IM Kühlergrill trug, ist seine Originalität. Er ist sorgsam, aber nicht perfekt restauriert, sein Lack ist glatt, aber glänzt nicht wie ein Neuwagen.

Stilecht natürlich auf Französisch: Der Anti-AKW-Aufkleber darf nicht fehlen – früher hat der R4-Eigentümer Thomas Pade sogar Demos gegen Atomkraft organisiert.
Bild: F. Roschki
Beim Betrachten ahnst Du, was er in seinen 56 Jahren erlebt haben könnte – wir Menschen tragen unsere Geschichte ja auch an uns. Neulich hat er 300 Kilogramm Holz im R4-Kofferraum transportiert, dafür die Rückbank ausgebaut. Das hätte der Familien-Golf-Plus nie geschafft, sagt Pade, "da wäre vermutlich der Ladeboden durchgebrochen".
Und "natürlich" fahre er den R4 auch im Winter, "das haben wir doch früher auch so gemacht". Nur dass er im Gegensatz zu früher jetzt kiloweise Fluid als Rostschutz in die Hohlräume eingebracht hat. Wir stehen immer noch vor der offenen Motorhaube, sie klappt wie einst bei BMW nach vorn auf. Pade zeigt auf Kabel in Orange, die wir Otto Normalfahrer nie, nie, nie anfassen sollten. Hochspannung, Lebensgefahr!
Der Oldtimerfreund ist Elektro-Autodidakt
Pade ist Mechaniker und Industriekaufmann, aber kein Elektriker. "Ich bin Autodidakt", erklärt er, "und Google ist eine wunderbare Erfindung." Eineinhalb Jahre hat er gelesen, gebrauchte Teile besorgt und neue Leute kennengelernt, die ihn tief und tiefer in die Materie einführten. Irgendwann stand fest: Diese Teile brauche ich. Wie sie ins Auto kamen, war Improvisation.

Alt wie neu: Auch dieses Elektroauto wird per Typ-2-Stecker aufgeladen. Allerdings nur zu Hause, an öffentlichen Ladesäulen funktioniert das Laden nicht.
Bild: F. Roschki
Das originale Dreiganggetriebe ist geblieben, wobei Pade den ersten Gang nie benutzt: "0 bis 70 km/h im zweiten Gang, danach bis 120 Sachen im dritten." Die Kupplungsglocke ist Marke Eigenbau, der Motor so groß wie ein Schuhkarton, hat 22 PS Nenn- und 71 PS Spitzenleistung und – bitte festhalten: 194 Nm Drehmoment.
Die Akkus stammen vom BMW i3, ein Modul sitzt vorn über dem Motor und unter Schaltkästen, für die beiden weiteren Module hat Pade das geriffelte Kofferraumblech teilweise weggeflext und ist ganz stolz, dass der Höhenunterschied fast gar nicht wahrnehmbar ist. Also besser als bei manchem modernen Plug-in-Hybrid, dessen Akkus für einen Wulst im Kofferraum sorgen, als wären Hobbybastler am Werk gewesen. Nee, ist hier anders.
Der R4 wiegt als E-Auto 30 Kilogramm mehr
30 Kilogramm Mehrgewicht hat der R4 durch den Umbau auf E, liegt bei 700 Kilogramm; also etwa so viel, wie die Batterien im Audi e-tron wiegen. Hätte Pade die Teile alle neu gekauft, wäre er jetzt um 15.000 Euro ärmer. Hat er natürlich nicht, viel Second-Hand, viel Fantasie. Dann müssen wir fahren. "170 Kilometer sind mit den 15,8-kWh-Akkus drin", sagt der Daniel Düsentrieb von Aachen, "aber Laden geht nur zu Hause, nicht an der Säule unterwegs."

Der rasante E-Renault wiegt inklusive E-Motor samt Akku rund 700 Kilo, also nur etwa 30 Kilo mehr als mit Vierzylinder-Benziner.
Bild: F. Roschki
Der Auto-Knirps (3,66 Meter kurz!) zischt ab, als wollte er die Tour de France gewinnen. Pade hat das Faltdach zurückgeschoben, hört keinen Motor, riecht keine Abgase. Dann stoppen wir an einem Feld vor Windrädern, der Öko-Aktivist luschert aus dem Dach und lächelt: "Nachhaltigkeit darf nicht Zwang oder Verzicht sein, es muss allen Spaß machen."
Natürlich repariert er in seiner Keller-Werkstatt weiter für Freunde aus der R4-Szene Benzinmotoren und Getriebe, kennt er ja noch von früher auswendig. Und natürlich mag er Autos. Darf man auch als Öko-Aktivist. Pade: "Das mit der Nachhaltigkeit kann klappen, wenn nicht wenige viel machen, sondern jeder ein bisschen."
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