Automobile Serien-Stars aus dem Fernsehen
Wir sind TV-Stars!

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Erst ihre Autos machten die Hauptfiguren vieler TV-Serien zu richtigen Charakteren, von Simon Templars Volvo bis zu K.I.T.T. beim Knight Rider. Fünf prominente Nebendarsteller aus legendären Fernseh-Events!
Als Simon Templar zum ersten Mal im Volvo P1800 über westdeutsche Mattscheiben kurvt, ist Fernsehen auf teuren Röhrengeräten noch ein familiäres Ereignis. Damals gibt es drei Programme, und was dort zu sehen ist, prägt das Bild von der Welt. Als da wären: Roger Moore alias Simon Templar als Frauenschwarm und moderner Robin Hood. Später folgt Columbo, dessen Peugeot 403 Cabrio zu ihm passt wie der zerknitterte Mantel. In den 80ern, als das laute Privatfernsehen kommt, müssen Charaktere und Autos auffälliger werden. In "Miami Vice" fährt Sonny Crockett eine Art Ferrari Cabrio. K.I.T.T. in "Knight Rider" ist heldenhafter als sein Fahrer Michael Knight. Und ein weißes Golf Cabrio macht Sascha Hehn noch sascha-hehniger, als es ohnehin schon ist. Hier kommen automobile TV-Helden!
Volvo P1800: Der heilige Volvo

Volvo P1800: Roger Moores Filmauto aus der Serie "The Saint" vor dem "The George Hotel" in Bewdley.
Bild: Richard Newton
Acht Jahre lang restauriert
Das Fotoauto verkauft Roger Moore 1965, dann verliert sich dessen Spur. Zufällig entdeckt Kevin Price, Ingenieur und Begründer des Volvo Enthusiasts Club den originalen Dienstwagen von "The Saint" und rettet ihn. "Jemand gab mir den Tipp mit dieser walisischen Farm", erzählt Kevin. "Und dort, eingewachsen in einer Hecke, stand tatsächlich Roger Moores Volvo P1800!" Durch das Kennzeichen war der Wagen leicht zu identifizieren. "Das hatte Rostlöcher, wohin du schautest. Rot übergemalt, der Motor in Einzelteilen auf dem Rücksitz, das Getriebe im Kofferraum, das Interieur verrottet." Jeden anderen P1800 hätte man auf einem Elch-Friedhof begraben. Diesen nicht. Acht Jahre dauerte die Restaurierung. Die Innenseite der Heckklappe haben viele Mitwirkende der Fernsehserie signiert. Roger Moore schickte ein Foto von sich samt Widmung.
Peugeot 403 Cabriolet: Der treue Peugeot

Peugeot 403 Cabriolet: Mehr als 30 Jahre ermittelte Inspektor Columbo mithilfe dieses Autos.
Bild: Götz von Sternenfels
In mindestens zwei verschiedenen Wagen dreht Columbo über die immerhin 35 Jahre, in denen die Serie gefilmt wurde. Anfangs, so heißt es, habe sich Peter Falk dem Thema Auto widerwillig genähert. Doch dann stieß er auf dem Gelände der Universal Studios auf ein 1959 gebautes Peugeot 403 Cabrio – über zehn Jahre alt, völlig verbraucht, bereits ohne Motor und nur deswegen so besonders, weil in den USA niemand solch ein Auto kannte.
Unaufdringliche Eleganz
Ein Peugeot galt seinerzeit als französischer Mercedes, von haltbar und solide. Ein 403 fuhr mit dem im Cabrio stets 58 PS starken und 1,5 Liter großen Vierzylinder zwar nie schnell, doch sicher ans Ziel. Dass sie ihn gerade in Afrika so liebten, beweist es. Außen prägte den 403 seine Unaufdringlichkeit. Pininfarina zeichnete die Form von Limousine und Cabrio. Sie zeigt, dass Eleganz keine schmachtenden Linien, keinen formalen Schmelz benötigt. So gelang eine stimmige, unaufgeregte Balance der Proportionen. Peter Falk alias Columbo pfiff darauf, ihm ging es nicht um Frankreich, nicht um Schönheit, nicht um Pininfarina. Er pflegte ihn nie, blieb schusselig hier und dort hängen, fuhr auf andere auf. Aber er mochte ihn sehr – und rettete ihn über die Zeit.
Pontiac Trans Am "K.I.T.T.": Der vorlaute Pontiac

Knight Rider: Zwischen 1982 und 1986 enstanden 90 Episoden vom sprechenden Wunderauto.
Bild: Roman Raetzke
Fiktive Talente wurden Realität
Der Vorläufer des einstellbaren Motorsounds funktionierte bei "Knight Rider" noch andersherum, hieß "silent mode" und machte die bollrige Krawall-Kiste leise wie ein E-Mobil. Adaptiver Tempomat und Lenkungsassistent waren im Programm "Auto Cruise" kombiniert. Das Highlight war jedoch die künstliche Intelligenz, mit der K.I.T.T. noch heute jeden Bordcomputer mit Sprachsteuerung alt aussehen lässt. Statt reiner Befehlsempfänger zu sein, setzte er auf Dialog, dachte und fühlte mit. Eine Molekularversiegelung machte K.I.T.T. unzerstörbar, und der "Super Pursuit Mode" katapultierte ihn notfalls auf über 480 km/h. In der Realität holten selbst die frühen Topmodelle namens Trans Am aus ihrem Fünfliter-V8 gerade mal 165 PS: Firebird fahren blieb immer mehr Schein als Sein. Dennoch haben die Produzenten mit ihrer Fahrzeugwahl ins Schwarze getroffen. Das Coupé könnte mit seinem kantig-reduzierten Design und den Schlafaugen- Schweinwerfern kaum zeitgeistiger sein. Schlichtes Schwarz ist die perfekte Bühne für die Technikfantasien einer ganzen Generation.
VW Golf Cabrio Quartett: Der schnöselige Golf

Golf Cabrio Quartett: In der "Schwarzwaldklinik" spielte dieser arztkittelweiße VW eine Hauptrolle.
Bild: Sven Krieger
Schnell ist anders
Die serienmäßigen Sportsitze sind bequem und straff, ihre Bezüge haben aber nur dekorative Funktion. Und weil es angesichts der langen Schaltwege im Käfer-Stil nichts nützt, wenn man den dritten Gang zwar präzise, aber erst jenseits der Reichweite des rechten Arms antrifft, muss man sich oft nach vorne beugen. Sein maximales Drehmoment erreicht der Motor schon bei 2500 U/min. Wirklich elastisch wirkt der sterile Vierzylinder aber trotzdem nicht. Außerdem ist bei 140 km/h Schluss. Doch während das Fahrvergnügen vor allem darin liegt, die richtige Drehzahl zur gewünschten Entspannung zu finden, will bei offenem Verdeck sowieso niemand so schnell kurven.
McBurnie: Der falsche Ferrari Daytona

McBurnie: Weil der Sportwagen auf Corvette-Technik basiert, ist er solide und in Maßen alltagstauglich.
Bild: Martin Meiners
Ideal zum Cruisen
Der Ferrari-Ferrari ist mit seinem schweren Zwölfzylinder auf der Vorderachse ein Gran Turismo für schnelle Strecken. Bei niedertourigem Herumgejuckel wirkt er laut und eckig. Die Lenkung ist unsportlich. Cruisen kann nur dieser Corvette-Ferrari, das muss jetzt nicht einmal heißen, dass er langsam ist. Kickdown ist möglich, und wenn die Automatik den Zweiten eingelegt hat, kommt der Wagen auch schnell genug auf Touren, um eine Verfolgungsjagd mit Anstand zu absolvieren. Ab 110 km/h macht sich allerdings die Fahrwerktechnik aus dem Land der begrenzten Geschwindigkeiten mit Blattfedern hinten bemerkbar. Auch die Bremsen sind nicht für Raserei gemacht. Dreiecksfenster an den Türen gibt es auch keine; bei heruntergelassenem Fenster zieht es kräftig. Kurz: Dieser Ferrari fühlt sich nicht nach Ferrari an. Das ist der Witz: Sonny Crockett hat im kollektiven Gedächtnis die Fälschung über das Original erhoben. Sie ist heute originaler, als es das Original je sein könnte.
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