Pro & Kontra: Kennzeichenhalter
Können Kennzeichenhalter schön sein?

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Kennzeichenhalter sollen eigentlich nicht schön sein, sondern nur nützlich. Aber nicht jeder gleicht dem anderen – und über die Ästhetik dieser Gestaltung kann man offenbar sehr konträrer Ansicht sein!
Bild: Matthias Brügge
"Schönheit liegt im Auge des Betrachters, und dieses kann verschleiert sein"
Schönheit, sprach der alte Grieche Thukydides, liegt ja im Auge des Betrachters, und dieses kann beizeiten verschleiert sein, weil es durch eine rosa-rote Brille blickt. Eine mit schwarzem Rahmen. Ha! Ähnlich dem eines Kennzeichenhalters! Ist die Pro-Argumentation dennoch so löchrig wie ein mehrfach falsch gestanztes Kennzeichen? Kommt darauf an. Auf zwei elementare Parameter. Erstens muss der Kennzeichenhalter schlicht ausfallen in Farbgebung und Beschriftung, am besten gar keine oder aber eine auf das jeweilige Auto oder auf die Marke verweisende Gestaltung aufweisen. Die gern mit Humor gesegnet sein darf!

AUTO BILD-Mitarbeiter Knut Simon fällt mitunter mal leicht aus dem Rahmen.
Bild: Angelika Emmerling
So hatte ich mal den originalen Borowski-Passat aus dem Kieler "Tatort" ergattert, für den ich Kennzeichenhalter mit der Aufschrift "VAG Autohaus Borowski Kiel" anfertigte. Oder mein Citroën XM Exclusive: Weil er doch so exklusiv war und ich gerade in Salzburg, besorgte ich ihm direkt von der Quelle Halter mit dem Schriftzug "Porsche Salzburg", indem ich dem schnöseligen Verkäufer irgendwas von meinem historischen 911 aus Salzburger Erstbesitz vorfaselte. Kicher! Womit wir beim zweiten Parameter wären, der Epoche des Fahrzeugs. So sehr ein Plastedings an der Avantgarde-Front einer Citroën DS wirkt wie ein Faustschlag von Fantomas, so sehr befindet es sich an einer XM-Front im natürlichen Habitat. Sind XM und andere H-Kennzeichen-fähige Kandidaten wie VW Golf 3 oder Ford Sierra doch seit Erstzulassung Zeitgenossen der plastinösen Rahmenhandlung. Was auch bei mir Blechreiz auslöst, also den Impuls, eine im Wortsinn schwerwiegende metallene Mercedes-Kennzeichenunterlage zu schwingen, sind Rahmen in Chrom-Optik! "Sieht das nicht toll aus an meinem Fiat Dino?" – Nur wenn ich ein Auge zudrücke. Deins.
"An meinem Haus steht doch auch nicht der Name des Maklers auf Plastikschildern"
Ich war 14, und im Urlaub in Norwegen fuhr vor uns ein deutscher VW Golf 1, passenderweise in Lofotengrün. Hinten um das Kennzeichen stand, was ich für den Namen des Besitzers hielt: "Gottfried Schulz aus Essen". Erst Jahre später wurde mir klar, dass es sich hier um "Patient Zero" handelte, den Ersten einer Unart, mit der ich die nächsten 40 Jahre hadern würde. Besitzer recherchieren Monate den genauen Farbton ihres Oldtimers, verchromen Stoßstangen und suchen originale Rückleuchtengläser – um dann ein Zehn-Euro-Plastikteil als kostenlose Anzeige des Verkäufers an ihr Auto zu schrauben?

AUTO BILD-Mitarbeiter Axel E. Catton duldet nur bezahlte Werbung.
Bild: Sven Krieger/AUTO BILD
An meinem Haus stehen mein Name und meine Hausnummer, aber doch keine Anzeige meines Maklers. An meiner Jeans steht Levi's, aber doch nicht C&A. Wieso also will ich die perfekt gestaltete Ansicht meines Autos mit einem Billigstplastikrahmen für "Autohaus Kleinkram" verunstalten? Von den Automobildesignern in meinem Freundeskreis weiß ich, wie viel Arbeit in die Gestaltung kleinster Details gesteckt wird. Ein Schriftzug (den die meisten Käufer von Premiummarken aus optischen Gründen abbestellen), ein Blechfalz, um das Licht zu brechen, eine Chromleiste, die um das Auto herumführt, eine Heckschürze, deren schwarze Details Kraft symbolisieren. Und dann knallt da ein Händler so ein Plastikbrett ans Auto, damit ich für ihn Werbung fahre? Der Kennzeichenhalter ist das mit Abstand billigste sichtbare Teil an meinem Auto und bringt mir keinen Nutzen. Und zu allem Überfluss ist er auch noch asymmetrisch, unten dicker als oben oder an den Seiten. So ein Ding sollte kein Geld kosten, diese Werbefläche müsste ein Händler gegen Geld von mir mieten, und nicht wenig.
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