Kennzeichen, Nummernschild, Befestigung, Halter, Klett
Wirbel um Kennzeichen-Befestigung: Klett ist erlaubt

—
Ist Klett erlaubt? Eine Verkehrsblattverlautbarung sorgte für Unruhe bei Kennzeichen-Verkäufern. AUTO BILD klärt auf.
Bild: Hersteller
Für manche ist es eine Glaubensfrage, wie das Kennzeichen am Auto befestigt wird: ob mit den klassischen Haltern, Klett, Saugnäpfen oder Magneten. Doch das Bundesverkehrsministerium hat ein wachsames Auge auf das Nummernschild: Am 15. Februar hat es in seiner Verkehrsblattverlautbarung eine Klarstellung zur "Verwendung von Kennzeichenbefestigungen" veröffentlicht. Konkret geht es um die sogenannte "feste Anbringung", die bisher unterschiedlich interpretiert worden sei.
AUTO BILD berichtete darüber und wurde mit Reaktionen überschwemmt. Insbesondere das Thema Klett-Befestigung erhitzte die Gemüter. Deshalb haben wir beim Bundesverkehrsministerium nachgefragt.
Die Antwort: "Durch die Verlautbarung ändern sich keinerlei rechtsverbindliche Vorschriften." Es würden vielmehr die "wesentlichen Anforderungen zum Erwerb einer Allgemeinen Betriebserlaubnis für Kennzeichenbefestigungen, die auch ohne Werkzeug entfernt werden können" aufgezählt. Alles klar – oder doch nicht?

Einfache Klett-Streifen sind nicht geeignet, flächiger Spezial-Klett (siehe Aufmacherbild) dagegen schon.
Bild: Hersteller
Die Verlautbarung selbst sorgt für mehr Klarheit. Im Wortlaut steht da: "In § 10 Absatz 5 der Fahrzeug-Zulassungsverordnung (FZV) ist die 'feste' Anbringung des Kennzeichens an Vorder- und Rückseite des Fahrzeugs gefordert. In der In der Praxis wird die ,feste Anbringung‘ teilweise unterschiedlich interpretiert. Eine Kennzeichenbefestigung erfüllt nach einem gemeinsamen Verständnis des BMVI und der für die Fahrzeugzulassung zuständigen obersten Landesbehörden die Anforderungen einer festen Anbringung im Sinne der FZV, wenn für die Entfernung eines angebrachten Kennzeichens ein Werkzeug erforderlich ist.
Eine unmittelbare Anbringung von Kennzeichen und deren eventueller Halterung am Fahrzeug (z.B. mittels zweier Schrauben durch das Kennzeichenschild oder durch die Halterung in die Karosserie) ist hierfür nicht zwingend erforderlich. Jedoch muss das Kennzeichen darin, samt dessen Halterung, mit der Karosserie fest verbunden und so angebracht sein, dass es nur mittels Werkzeug oder nur mit erhöhtem mechanischem Kraftaufwand (z.B. starke kraftschlüssige Verbindung) abnehmbar ist."
Anschließend werden beispielhafte Situationen aufgezählt, in denen das Nummernschild sich nicht selbstständig machen darf: "Bei allen Befestigungsarten (auch Klebe-, Klett-, Magnet- oder ähnlichen Befestigungen) des Kennzeichens ist dessen ,feste Anbringung' sicherzustellen. Beim Befahren von Kopfsteinpflaster mit Schlaglöchern (Belgisch-Block) und bei der Benutzung von Portalwaschanlagen, Waschstraßen oder Selbstbedienungs-Waschboxen darf es nicht zu einem Kennzeichenverlust kommen. Die ,feste Anbringung‘ muss für alle Befestigungsarten auch bei Umwelteinflüssen wie Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit, Schlag- und Stoßbelastung, UV-Bewitterung und korrosiven Medien sichergestellt werden."

Die Befestigung des Kennzeichens am Auto ist auch eine ästhetische Frage.
Bild: Ralf Timm / Auto Bild
Wichtig aus Sicht der Nummernschild-Profis: Klettsysteme können diese Voraussetzungen sehr wohl erfüllen!
Georg Gabriel, Geschäftsführer der Firma 3D-Kennzeichen schreibt dazu an AUTO BILD: "Sicher gibt es Befestigungssysteme, die aufgrund der verwendeten Materialien nicht den Anforderungen einer 'festen Anbringung' genügen. Hierzu zählen beispielsweise Magneten oder andere leichtabnehmbare Vorrichtungen, die auch vor allem im Messebereich Verwendung finden. (…) Es werden jedoch auch Klettsysteme angeboten, welche die Anforderungen der FZV erfüllen. So zum Bespiel das System Easy Fix Ultra, welches in verschiedenen Shops und Prägestellen erhältlich ist."
Die flächig angebrachte Klett-Befestigung wurde bereits 2016 vom TÜV Süd begutachtet. Zudem sei kein einziger Fall eines Kennzeichenverlustes bekannt geworden. Gabriel: "Ein weiterer Vorteil ,fester Klettverbindungen‘ ist der unproblematische Einsatz im Frontbereich von Fahrzeugen, die mit Sensoren etc. ausgerüstet sind und ein Bohren unmöglich machen, um keine Beschädigungen oder Fehlfunktionen hervorzurufen."
Klettsysteme mit verschiedenen Komponenten würden mittlerweile sogar im Bausektor und beim Militär eingesetzt, heißt es von den Experten. Ulf Voigt, Geschäftsführer von Kennzeichenheld erklärt: "Beim Easy-Fix Klett werden ausschließlich hochwertigste Komponenten verwendet." Konkret heiße das: Das Klettteil ist mit einem speziell entwickelten Acrylatkleber versehen.

Selbst die Standard-Nummernschild-Halter sind angreifbar.
Bild: Hersteller
Zudem handele es sich um ein spezielles Pilzkopfklett, welches eine vielfach höhere Anzahl von Verschlüssen aufweist als die gängigen "Billigvarianten" mit schwächerem Hakenklett. Der verwendete hochflorige Flausch ist resistent gegen die meisten Chemikalien und wasserfest. Die auflaminierte Klebebeschichtung besteht aus Butylharz, ebenfalls resistent gegen Wasser und Kraftstoffe.
Die klassischen Befestigungssysteme indes werden sowohl von Voigt als auch von Gabriel kritisiert. "Der überwiegende Teil der handelsüblichen Kennzeichenhalter bzw. -verstärker ist sowohl mit äußerst geringem Kraftaufwand und auch ohne Werkzeug zu entfernen", betont Gabriel. "Selbst Kinder können die meisten dieser Befestigungen in kürzester Zeit öffnen und dann das Kennzeichen entnehmen."
Es gibt also weiteren Klärungsbedarf. Bis dahin fasst AUTO BILD zusammen, was erlaubt ist und was nicht:
Kennzeichenhalter mit Klett-Verschluss
+++ Unproblematisch: Flächiger Spezial-Klett: Einige Anbieter verwenden Pilzkopf-Klett und harzbasierte Kleber. Hier geht ohne Werkzeug nichts ab
+++ Problematisch: Einfache Klett-Streifen. Klett und Kleber der Billiglösung aus dem Baumarkt sind den hohen Belastungen am Auto nicht dauerhaft gewachsen
Problematische Kennzeichen-Halterungen
Klebeband: Hohe Temperaturunterschiede und Feuchtigkeit machen den meisten Klebern über kurz oder lang zu schaffen
Neon-Rahmen: Eine andere Farbe als Schwarz verändert die "optischen Eigenschaften" und kann bei der HU oder einer Kontrolle zu Problemen führen
Magnete: Nur etwas für Händler oder Show-Kennzeichen. Das Blechschild ist mit einem Handgriff zu entfernen
Edelstahl- oder Chrom-Look-Rahmen: Ebenso eine optische Veränderung und dazu noch potenziell blendend: Auch von diesen Rahmen sollte man die Finger lassen
Service-Links