Ford Taunus Typ TC wird 40 Jahre
Beliebte Supernase mit Knudsen-Genen

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Der vorletzte Auftritt eines Ford namens Taunus fand 1970 statt – mit barockem Styling, sportlichem Anspruch und bodenständiger Technik. Die dezente US-Optik mit Knudsen-Nase macht den Taunus I heute besonders beliebt.
Ach ja, der Taunus. Mein erstes Auto. Heute bereue ich, wie ich vor 30 Jahren mit ihm umgegangen bin: 150 Mark hingeblättert, mit den letzten Kröten umgemeldet. Den fälligen TÜV-Termin sausen lassen, GTI-Streifen über die Rostlöcher geklebt und Vollgas gegeben. Nach drei Wochen war die Kopfdichtung platt. Und weil meine Börse auch nicht dicker war, folgte das Todesurteil: Endstation Schrottplatz. Wie für fast alle Taunus, die irgendwann in die ewigen Jagdgründe der Karossenschlachter entschwebten. Auch ich bin mittlerweile in der Presse gelandet. Sitze jetzt hier und schreibe über den Taunus. Was leichter ist, als das entsprechende Fotomodell aufzutreiben.

Heiße Coupé-Optik im Einklang mit 55 PS
Dieses Exemplar war schon vor 30 Jahren ein Exot: draußen das elegante Fließheck, drinnen die nobelste Ausstattung und vorn das Einsteiger-Triebwerk mit asthmatischen 55 PS. Was mag der Erstbesitzer wohl für ein Zeitgenosse gewesen sein?, fragt man sich da. Vermutlich einer, der heute ein 3er-BMW-Coupé mit 75 PS, Navigationssystem und Alpina-Design-Paket ordern würde. Ein Auto also, das es nicht gibt. Aus gutem Grund. Steigen wir ein in die Materie dieses Taunus. Er war der vorletzte Ford, der den Namen der hessischen Hügellandschaft bei Frankfurt trug. 1982 folgte eine ecken- und kantenlose Ödnis, die kein Begriff besser beschreibt als das spanische Wort für Wüste: Sierra. Damals eine Blech gewordene Zukunftsvision, heute so profillos wie ein Stück Seife nach halber Lebensdauer.
Im Kontrast dazu der Taunus: Zehn Jahre nachdem die Kölner mit dem Taunus 17M P3 ("Badewanne") die "Linie der Venunft" proklamiert hatten, bekannten sie sich wieder zur Lust am Lametta. Erstaunlich, dass die Ford-Herren auch mit der Technik des Vorläufers P6 brachen: Die raumsparenden V-Vierzylinder machten Reihen-Konstruktionen Platz. Und der moderne Frontantrieb wich - wohl einmalig in der Auto-Geschichte - wieder einer Kraftübertragung nach konventionellem Schema. Ein klares Bekenntnis zur Leistungsgesellschaft war dagegen die Einführung der V6-Triebwerke aus den großen Ford-Modellen. Die imageträchtige Zylinderzahl, bei Opel erst im zwei Klassen höher angesiedelten Commodore zu haben, machte aus dem bürgerlichen Mittelklässler einen Daimler-Schreck zum Discount-Preis.
Ein Taunus namens Knudsen


Tollwütiges Trampeltier

Als die Kinderkrankheiten endlich ausgestanden sind, ist das modische Kleid überholt. 1975 läuft der letzte von mehr als 1,1 Millionen Knudsen-Taunus vom Band. Ein überragender Erfolg, der allein dem Design zu verdanken ist. Der zeitgleich gebaute Erzrivale $(LC785708:Opel Ascona A)$ brachte es mit sorgloser Technik - doch langweiliger Optik - auf nicht einmal 700.000 Einheiten. Einen ganzen Tag bin ich mit dem weißen Coupé unterwegs. Der müde Motor und das üble Fahrwerk mahnen zu gelassener Gangart. Ein Erlebnis ist es dennoch. Aber nur für kurze Zeit, verkaufen würde Michael seinen Klassiker niemals. Klarer Fall: Auto und Besitzer haben die richtige Nase.
Historie und Daten

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