Dieses Jahr wird alles anders in der Langstreckenszene – pünktlich zum 100. Geburtstag der 24h von Le Mans. Doch die neue Ära beginnt schon jetzt, sechs Monate vor dem großen Rennen. Vier Hersteller kämpfen bei den 24h von Daytona mit ihren LMDh-Prototypen um den Sieg im Oval Office des US-Motorsports. Denn in Daytona werden neben dem Infield auch große Teile der berühmten Steilkurven genutzt – mit einer Überhöhung von bis zu 31 Grad.
In diesem Speed-Tempel in Florida ist alles möglich. Auch wenn Porsche als Favorit gehandelt wird. Nicht weil Porsche mit 18 Siegen die erfolgreichste Marke bei dem Rennen ist. Sondern weil das Einsatzteam Penske mehr als 30 000 Testkilometer absolviert hat – mehr als alle anderen Hersteller. Grund: Porsche ist mit dem Auto schon sechs Monate vor BMW auf die Strecke gerollt.
Porsche wird als einer der Favoriten gehandelt.
Bild: Porsche

Doch der Vorsprung kann durch das wilde Renngeschehen verloren gehen. Und: Die Zuverlässigkeit liegt nicht nur in den Händen des Premiumherstellers. Die meisten Probleme verursachte bisher die Hybridtechnik. Doch die 68-PS-Elektromotoren werden gar nicht von Porsche gebaut, sondern von Bosch.
„Die Zusammenarbeit mit vielen Partnern ist eine Herausforderung“, gesteht Porsches Motorsportchef Thomas Laudenbach. „Aber es ist eine, zu der wir stehen. Denn Motorsport muss auch finanziell nachhaltig sein.“
Daher fährt Porsche lieber mit einem LMDh-Prototyp mit viel Einheitstechnik und Kosten von geschätzt 15 bis 30 Millionen Euro. Denn die frei konstruierbaren Hypercars kosten doppelt so viel. Die LMDh müssen auf den LMP2-Chassis basieren, das Motorkonzept ist frei. Acura fährt mit sechs Zylindern, alle anderen mit acht; Cadillac mit einem Sauger, alle anderen mit einem Biturbo. Der Hubraum reicht von 2,4 Litern (Acura) bis 5,5 Liter (Cadillac).
BMW startet in eine neue Ära.
Bild: BMW

BMW muss schon seit 47 Jahren auf einen Daytona-Sieg warten. Aber die Bayern kennen die amerikanische Sportwagenmeisterschaft IMSA, arbeiten mit dem etablierten Team Rahal Letterman Lanigan zusammen und setzen den einzigen deutschen Fahrer in der Top-Klasse (neun Autos) ein – Ex-DTM-Meister Marco Wittmann (33).
Und dann sind da auch noch die beiden etablierten Hersteller. Acura gewann die vergangenen beiden Jahre das Daytona-Rennen. Cadillac die vier Ausgaben davor. Mit 27 Siegen in der IMSA in den vergangenen sechs Jahren war kein Hersteller so erfolgreich wie Cadillac.
Die Autos sollen durch eine Leistungsausgleichsformel auf ein Level gebracht werden. Für Daytona unterscheiden sich aber nur die Drehzahlen leicht. Gewicht (1030 Kilo) und Leistung (680 PS) sind für alle gleich. Die Chancen damit auch?
TV-Tipp
Die 24h von Daytona werden am 28./29. Januar live auf imsa.tv übertragen

Von

Michael Zeitler