Die Experten sind sich einig: Jugendliche sollen schon mit 17 Jahren ihren Führerschein machen dürfen, wenn sie im ersten Jahr nur in Begleitung eines Erwachsenen fahren. Dieses begleitete Fahren sei eine "geeignete Maßnahme zur Erhöhung der Sicherheit von Fahranfängern". Das Modell müsse umgehend eingeführt und wissenschaftlich begleitet werden, forderten die Experten. Die Empfehlungen des Verkehrsgerichtstages waren in der Vergangenheit oft Grundlage für neue Gesetze.

Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums reagierte in Berlin allerdings zurückhaltend. Minister Manfred Stolpe (SPD) habe weiterhin Bedenken, ob mit dem Projekt die Unfallzahlen junger Fahrer gesenkt werden könnten. In der Goslarer Empfehlung heißt es: "Der Arbeitskreis sieht angesichts des anhaltend weit überproportionalen Unfallrisikos von Fahranfängern und jungen Fahrern dringenden Handlungsbedarf." Die Empfehlung wird von einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe berücksichtigt. In einem Zwischenbericht hatte sich das Gremium ebenfalls für das begleitete Fahren ausgesprochen.

In Goslar hatten sich die Experten allerdings nicht auf ein festgelegtes Mindestalter des Begleiters einigen können. Strittig blieb auch, wie viele Punkte der Begleiter in der Verkehrssünderkartei in Flensburg haben darf. Bislang geht die Bund-Länder-Kommission von sieben Punkten aus, viele Experten in Goslar hielten drei Punkte für eine sinnvolle Höchstgrenze. Offen blieb ebenso, ob für den Beifahrer eine Promillebegrenzung oder wie für den 17-jährigen Fahrer ein generelles Alkoholverbot gelten soll. Im Gespräch ist außerdem eine spezielle Schulung für den Beifahrer.

Der Präsident des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA), Bernd Gottschalk, begrüßte das klare Ja. Die jungen Fahrer könnten in der Begleitung von Erwachsenen "viele nützliche Erfahrungen sammeln und sind praxisorientierter vorbereitet", sagte er in Frankfurt. Das Pilotprojekt sei ein geeigneter Ansatz, um die Verkehrssicherheit zu verbessern. Die jungen Menschen lernten, Gefahren besser einzuschätzen.

Der ADAC ist dagegen skeptisch und fordert die Erprobung einer zweiten Fahrausbildungsstufe, um die Unfallzahlen von Fahranfängern zu senken. Danach sollen Fahranfänger rund sechs Monate nach Führerscheinerwerb an einer theoretischen und praktischen Weiterbildung teilnehmen. Das Modell eines Führerscheins mit 17 in der bisher vorliegenden Form lehnt der ADAC ab und sieht sich damit im Einklang mit der Gewerkschaft der Polizei und Bundesverkehrsminister Stolpe. Für eine endgültige Stellungnahme will der Autoclub aber die Ergebnisse eines möglichen Feldversuchs abwarten.