Alex Zanardis BMW 320i
So dreht er sein Schicksal

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Das unglaubliche Glück des Italieners Alex Zanardi nach seinem schweren Unfall im Jahr 2001: "Ich spüre schon wieder meine Füße."
Liebling des Fahrerlagers
Er spielt leicht mit dem Gas. Der Motor heult auf. Ein Alltagsgeräusch für die Piloten nebenan. Einen wie ihn lässt es leicht vibrieren. Dann schießt er im Drift aus der Box – Alessandro "Alex" Zanardi (37) ist wieder da, wieder Rennfahrer, ein richtiger Rennfahrer. In Monza absolviert der Italiener Testfahrten mit seinem BMW 320i für die ETCC, die Europameisterschaft für Tourenwagen. Der letzte Feinschliff für sein Comeback. Verwegen, dieser Mann? Mutig? Nein, nicht mal als mutig mag er bezeichnet werden. Meinetwegen, aber verdammt couragiert ist er.
Vor gut zwei Jahren verlor er beim grausamen Unfall im ChampCar-Rennen auf dem EuroSpeedway beide Unterschenkel – und fast sein Leben. Sechs Wochen lag er im Krankenhaus, 15 Operationen musste er über sich ergehen lassen. Sein unglaublicher Ehrgeiz förderte eine wundersame Heilung. Bald stand er wieder auf den Beinen, wenn auch nicht auf den eigenen, sondern künstlichen. Aus Trotz setzte er sich 2003 beim ChampCar-Gastspiel auf der Unglückspiste wieder hinters Steuer, fuhr praktisch das damalige Tragikrennen zu Ende – im ETCC-Finale dann das richtige Renn-Comeback in einem 3er-BMW.
Jetzt ist Alex wieder da. Und er ist schon wieder der Liebling des Fahrerlagers. "Klasse, dass er dabei ist", strahlt BMW-Kollege Jörg Müller. Zanardi steht für charmantes Lächeln. Für flotte, unbeschwerte Sprüche. Für gute Laune. Für viel Herz. Und sportlich für eisernen Willen. Deshalb braucht er diese neue Herausforderung. Er verbeißt sich wieder mit dem alten Ehrgeiz in sein Metier, die Technik, die Abstimmung, die Rundenzeiten. Beide Seiten Zanardis, die freundliche wie die harte, werden von seinem Ravaglia-Team geschätzt.
Vor gut zwei Jahren verlor er beim grausamen Unfall im ChampCar-Rennen auf dem EuroSpeedway beide Unterschenkel – und fast sein Leben. Sechs Wochen lag er im Krankenhaus, 15 Operationen musste er über sich ergehen lassen. Sein unglaublicher Ehrgeiz förderte eine wundersame Heilung. Bald stand er wieder auf den Beinen, wenn auch nicht auf den eigenen, sondern künstlichen. Aus Trotz setzte er sich 2003 beim ChampCar-Gastspiel auf der Unglückspiste wieder hinters Steuer, fuhr praktisch das damalige Tragikrennen zu Ende – im ETCC-Finale dann das richtige Renn-Comeback in einem 3er-BMW.
Jetzt ist Alex wieder da. Und er ist schon wieder der Liebling des Fahrerlagers. "Klasse, dass er dabei ist", strahlt BMW-Kollege Jörg Müller. Zanardi steht für charmantes Lächeln. Für flotte, unbeschwerte Sprüche. Für gute Laune. Für viel Herz. Und sportlich für eisernen Willen. Deshalb braucht er diese neue Herausforderung. Er verbeißt sich wieder mit dem alten Ehrgeiz in sein Metier, die Technik, die Abstimmung, die Rundenzeiten. Beide Seiten Zanardis, die freundliche wie die harte, werden von seinem Ravaglia-Team geschätzt.
"Ich gewinne Zeit auf der Bremse"
Roberto Ravaglia, ehemaliger DTM-Champion, hatte Zanardi nach der Entlassung aus dem Krankenhaus mit einem behindertengerechten BMW 530d überrascht. Da strahlten die blaugrauen Augen. Nun hat sein Team den Spezial-BMW 320i in Zusammenarbeit mit BMW-Motorsport und der italienischen Firma Fadiel aufgebaut. Und nun glühen die Augen wieder.
Nach seiner Wiederkehr beim ETCC-Finale 2003 stand zwangsläufig die Entscheidung an: uneingeschränkte Fortsetzung der Karriere oder nicht? Zanardi: "Meine einzigen Bedenken waren, ob ich von meiner Familie weg will. Aber gemeinsam mit meiner Frau habe ich mich dafür entschieden. Ich bin sehr glücklich." Dass er sich wieder Rennen zutraut, stand nie in Frage. Zum Auto stakst Zanardi jetzt mit zwei Gehhilfen. Das Einsteigen ist problematisch, denn die neuen Beine lassen sich schwer knicken.
Drängt sich die Frage auf, wie er damit die Bremse treten will. Verblüffend die Antwort: "Der Datenvergleich mit den Kollegen zeigt, ich gewinne Zeit auf der Bremse", sagt Alex, "es scheint, dass ich dort keine Probleme habe." Warum nicht? Zanardi: "Ich habe meine eigene Technik entwickelt. Meine Prothesen fühlen sich mittlerweile an wie meine Beine. Wenn ich das Bremspedal drücke, spüre ich nicht den Druck hier" – er greift fest an seinen rechten Beinstumpf – "sondern am Pedal." Er realsiert die Verwunderung des Gesprächspartners. Und gibt sich nachsichtig: "Ich weiß, es klingt unlogisch. Aber glaub mir, es ist so: Ich fühle meine Füße."
Nach seiner Wiederkehr beim ETCC-Finale 2003 stand zwangsläufig die Entscheidung an: uneingeschränkte Fortsetzung der Karriere oder nicht? Zanardi: "Meine einzigen Bedenken waren, ob ich von meiner Familie weg will. Aber gemeinsam mit meiner Frau habe ich mich dafür entschieden. Ich bin sehr glücklich." Dass er sich wieder Rennen zutraut, stand nie in Frage. Zum Auto stakst Zanardi jetzt mit zwei Gehhilfen. Das Einsteigen ist problematisch, denn die neuen Beine lassen sich schwer knicken.
Drängt sich die Frage auf, wie er damit die Bremse treten will. Verblüffend die Antwort: "Der Datenvergleich mit den Kollegen zeigt, ich gewinne Zeit auf der Bremse", sagt Alex, "es scheint, dass ich dort keine Probleme habe." Warum nicht? Zanardi: "Ich habe meine eigene Technik entwickelt. Meine Prothesen fühlen sich mittlerweile an wie meine Beine. Wenn ich das Bremspedal drücke, spüre ich nicht den Druck hier" – er greift fest an seinen rechten Beinstumpf – "sondern am Pedal." Er realsiert die Verwunderung des Gesprächspartners. Und gibt sich nachsichtig: "Ich weiß, es klingt unlogisch. Aber glaub mir, es ist so: Ich fühle meine Füße."
Rennen fahren per Handgas
Beim Fahren hilft ihm eine neu entwickelte Pedalerie. "Ich habe jetzt ein Doppel-Pedal anstatt eines einzelnen", erklärt Zanardi. Dieser breitere Trethebel ist wie eine Schiene geformt. Damit der Kunststofffuß bei einer Bodenwelle nicht wegrutscht, wird er mit einem Klettverschluss fixiert. Rund 85 Kilo müssen die Tourenwagen-Piloten bei einem Bremsmanöver drücken. "Zusätzlich ist das Pedal jetzt höher angebracht, damit es in einem besseren Winkel zu meiner Hüfte steht", verrät Alex. Dabei hebt er sein rechtes Bein in die Luft und zeigt, wie er im Auto die Hüfte leicht verdreht. So übt er über die Prothese Druck auf das hydraulische Bremspedal aus.
In stundenlangen Sitzungen hat er mit seinem Leibarzt Dr. Claudio Costa die beste Sitzposition ausgetüftelt. Dabei arbeitet er vor allem an der Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur. Kurze Anbremser kann er von Hand erledigen. Während Zanardi mit seinem Steuerrad noch Faxen macht, kommt Ingenieur Roberto Trevisan und zeigt ihm den Prototyp seines neuen Lenkers. Sofort kehrt seine Ernsthaftigkeit zurück. Er fragt nach, bohrt und probiert gleich die verbesserte Grifftechnik aus.
Die Lenkradspeichen in einem kleineren Winkel erleichtern Zanardi den Griff zum Ring hinterm Lenkrad, mit dem er Gas gibt. Bei der alten Technik, die auf mechanischen Druck statt Zug ansprach und schwerer zu bedienen war, nahm der Motor die Gasbefehle nur mit Verzögerung an. Jetzt reagiert die Maschine "zu 95 Prozent zeitgleich", erklärt Teamchef Ravaglia. Zanardis Kupplung ist am Schaltknauf angebracht. Eine spezielle Pumpe erleichtert ihm die Handarbeit. Das Prinzip hat sich in Straßenautos für Behinderte bewährt. Alex hilft es, wieder Rennen zu fahren. Sein schönster Sieg ...
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