Aus einem Bugatti wuchs der große Alfa

Giorgetto Giugiaro hat eine enge Beziehung zu Alfa Romeo. "Die Marke hat mich in meiner Designerkarriere immer stark beeinflusst", erklärt er. "Das erste Serienfahrzeug, das ich gestaltet habe, war der Alfa 2000 Sprint." In einer fast 50-jährigen Laufbahn hat er immer wieder für die Traditionsmarke gezeichnet, "mal in Form eines Auftrags, mal aus freien Stücken". Für den Auto Salon in Genf wollte er eine Form schaffen, die eher zu einem Flaggschiff von Alfa passen würde. Es sollte allerdings keine traditionelle viertürige Stufenhecklimousine werden, vielmehr "ein großer Sportkombi mit einem stark abfallenden Heck".

Herausgekommen ist der Visconti – in jeder Hinsicht ein echter Alfa Romeo, selbst der Name ist wohl überlegt. Das herzogliche Wappen der Mailänder Autoschmiede mit der gekrönten Schlange erinnert an die ehemaligen Herrscher der lombardischen Stadt: die Visconti. Die Attribute "adelig" und "stark" finden sich in Giugiaros Schöpfung eindrucksvoll wieder. Ganze 4,95 Meter misst der Visconti in der Länge, ein 405 PS starker Sechszylinder sorgt für starken Antrieb. Fast könnte der Eindruck enstehen, die Italiener hätten sich beim Mercedes-Benz CLS Anregung geholt. Doch eine absolute Neuheit ist selbst der Visconti nicht – schon 1993 hat Giugiaro mit dem Bugatti EB 112 ein großes Kombi-Coupé geschaffen.

"Der EB 112 war die Suche nach einer Lösung für die Heckgestaltung", erklärt er. "Nun, nach so langer Zeit, ist diese Art von abfallendem Heck so nah an die Modellgestaltung von Alfa Romeo herangewachsen, dass ich ohne dabei an den Bugatti zu denken eine Weiterentwicklung von Formensprache und Möglichkeiten realisiert habe. Das stark abfallende Heck ist etwas Eigenständiges geworden. Es wird eingerahmt und gleichzeitig abgestützt durch die kraftvollen und mächtigen hinteren Kotflügel."

Die Zukunft der Premium-Plattform

Basis für den Visconti ist die Premium-Plattform des kommenden Alfa 159, dem Nachfolger von 156, SportWagon und Spider; jedes einzelne übrigens ein Produkt aus Giugiaros Feder. Auch wenn der Visconti es nicht vermuten lässt: Hinter dem coupéhaften Heck verbirgt sich ein 458 Liter großer Kofferraum. Für Giugiaro sollten Konzeptfahrzeuge immer das Potenzial zur Serienfertigung haben, da geht er zu Gunsten der Funktionalität schon mal Kompromisse ein. "Ich hätte das Heckfenster gerne etwas stärker V-förmig gestaltet", gesteht er, " aber dieser ästhetische Wunsch fiel der Größe der Heckklappe zum Opfer, deren Öffnung das Beladen großer und sperriger Gepäckstücke dann nicht mehr ermöglicht hätte."

Als Antrieb der Studie dient ein 3,2 Liter großer V6-Biturbo mit 405 PS. Er entwickelt ein Drehmoment von 680 Nm und liefert die Kraft über eine Sechsgang-Automatik an den permanenten Allradantrieb mit Hinterradlenkung. Bei so viel Leistung soll die Fahrstabilität durch eine aktive Steuerung gewährleistet sein. Eine Luftfederung sorgt für Fahrkomfort, gleichzeitig ermöglicht sie die Steuerung der Bodenfreiheit; Keramikbremsen sollen optimale Verzögerung gewährleisten. Die Studie rollt auf ihren 19-Zoll-Felgen mit 255er Bereifung. Stattlich - und irgendwie die ultimative Bestätigung, dass das Herz von Altmeister Giugiaro noch immer für Alfa schlägt.