Die Entscheidung fiel nachts um drei Uhr: Der Münchner Automobilhersteller BMW – so beschloß es der Vorstand – übernimmt beim Schweizer Formel-1-Team Sauber die Mehrheit und tritt ab 2006 in der WM mit einem eigenen Auto an. Das gaben BMW-Entwicklungsvorstand Burkhard Göschel, BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen und Teamchef Peter Sauber am Mittwoch (22. Juni) offiziell bekannt. Damit deutet alles darauf hin, daß die Zusammenarbeit mit dem zänkischen Noch-Partner Williams (im britischen Grove beheimatet) nach sechs Jahren zum Saisonende beendet wird.

Zum 1. Januar 2006 wird BMW die Führung des Teams übernehmen, das dann an den Standorten München und Hinwil/Schweiz arbeiten wird. "Wir übernehmen ab dem nächsten Jahr die Verantwortung für das Gesamtpaket und damit auch die Schlüsselfaktoren Chassis, Reifen und Fahrer", sagte Göschel. "Der Einfluß des Motors ist geringer geworden. Erfolg hat man nur dann, wenn das Gesamtpaket optimal ist", erklärte Theissen die Beweggründe seines Hauses. "Hauptgrund für diese Übernahme ist unser langfristiges Ziel, den WM-Titel zu gewinnen." Peter Sauber bezeichnete die neue Partnerschaft als "eine ideale Lösung" für sein Team. Ein Teamname steht noch ebenso wenig fest wie die künftige Besetzung der Cockpits.

Der Kaufpreis für den Schweizer Leckerbissen liegt bei geschätzten 150 Millionen Euro. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten in ähnlicher Höhe sowie ein Umstrukturierungsbudget von 250 Mio. für vier Jahre. Filetstück des 300-Mann-Betriebs ist der 50 Millionen Dollar teure Windkanal, der als führend in der Branche gilt. Ermöglicht wird der Zusammenschluß auch durch das Bankinstitut Credit Suisse, das seine Anteile an der Sauber Holding AG sukzessive in den nächsten drei Jahren an BMW verkaufen wird.

Begonnen hatten die Gespräche zwischen BMW und Sauber vor einigen Monaten, dabei ging es zunächst um die Lieferung von Motoren ab 2006. Daraus wurde dann die "große Lösung". BMW war 2000 als Partner von Williams in die Formel 1 zurückgekehrt und wollte an die Erfolge des ersten Engagements in der Königsklasse mit dem WM-Titel 1983 anknüpfen. Doch daraus wurde nichts: Nach dem verlorenen WM-Titelkampf 2003, dem Absturz im Jahr darauf (Platz vier in der Konstrukteurswertung) und dem erneuten Fehlstart 2005 verschärften sich die Konflikte zwischen BMW und Williams so weit, daß jetzt die Neuorientierung erfolgt.