In der Rotunde der staatlichen Sammlung für angewandte Kunst versteckt sich Audis jüngster Spross noch hinter überdimensionalen Zeichenblättern vor den Augen der Journalisten. "Das weiße Blatt Papier" ist das Thema zu Beginn der großen Show, die leere Fläche, auf der sich ein Zeichner austoben darf. Mit dem A7 will Audi-Designchef Stefan Sielaff nicht weniger als "eine Ikone von Morgen" schaffen. Der Beobachter versteht sofort: Heute geht es nicht um Vorsprung durch Technik, sondern um Design. Deshalb das Museum und deshalb zwei etwas willkürlich wirkende Zitate des irischen Schöngeists Oscar Wilde, den Audi-Chef Rupert Stadler mit stoischer Ruhe deutsch ausspricht. Wil-de – so klingt der Name des extravaganten Iren vertraut und irgendwie auch nach einem, der sein Geld in Ingolstadt verdient.

Überblick: Alle Details zum Audi A7 Sportback

L’art pour l’art? Ganz ohne Kompromisse geht's auch beim A7 nicht: Von vorne ist er ein Audi und als solcher nicht von der restlichen Modellpalette zu unterscheiden. Von der Seite präsentiert sich der fast fünf Meter lange Sportback als elegantes Coupé mit schönem Hüftschwung, das – zeitlos und kein bisschen Retro – an das klassische Audi 100 Coupé S von 1970 erinnert. Von hinten betrachtet – und da sind sich die versammelten Fachleute einig – ist der Sportback wirklich atemberaubend.Große Emotionen auch in den Entwicklungsabteilungen: So ist Wolfgang Huhn, Leiter der Licht-Technologie verliebt in das gewendelte Licht der Bremsleuchten. 
Audi A7 Sportback
Und in die über 50 Dioden, deren Leuchtkraft kunstvoll gebrochen für ein ebenmäßiges Schlusslicht sorgt, das U-förmig angeordnet ist – richtungsweisend! Und in die 1 Meter breite Bremsleuchte oberhalb der Heckscheibe: "So etwas muss man einfach mal machen." Im Besonderen schlägt sein Herz für die beiden Nebelschlussleuchten: Sie bestehen jeweils nur aus einer einzigen Leuchtdiode. Ähnlich begeistert ist seine Kollegin Johanna Hoch, die in der Designabteilung unter anderem für die Dekoreinlagen verantwortlich ist. 

Überblick: Pariser Salon 2010

Das aufwändig gearbeitete Furnier aus geschichtetem Eichenholz gab es schon in einer früheren Konzeptstudie. Im Dezember 2009 hatte autobild.de prophezeit: "Schade, alles nur Show" – dieses und andere Details würden wohl zum Serienstart dem Pragmatismus geopfert. "Dieser Artikel hat bei uns die Leidenschaft entfacht, dieses schöne Detail umzusetzen." Im September 2010 stellt Audi die ersten Fahrzeuge zum Testen bereit. Der erste Eindruck bestärkt die Vermutung, dass dieses Auto nicht nur im Museum eine gute Figur macht.
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Von

Burkhard Knopke