Audi RS 4 Avant: Dauertest
Note 1- für den Audi RS 4 Avant im Dauertest über 100.000 Kilometer
Audi RS 4 Avant im Dauertest
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So einen Dauertest hatten wir noch nie: Der Audi RS 4 war Kracher, Kombi und Kumpel in einem, das Aus nach 100.000 Kilometern entsprechend hart – aber doch frei von Tränen.
Bild: AUTO BILD
Ein Wunder ist laut Oxford-Lexikon etwas, das durch sein Maß an Vollkommenheit das Gewohnte, Übliche so weit übertrifft, dass es große Bewunderung, großes Staunen erregt. Wir finden, das trifft unseren blauen, 450 PS starken Audi RS 4 Avant ganz gut zu – ein Auto, das uns in den letzten zwei Jahren viele wunderbare Momente beschert hat. Die Lackierung in Turboblau sorgte dabei vom ersten Tag an für verliebte Blicke.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).Doch das ist nur eine Randnotiz. Genau wie die wunderschönen 20-Zoll-Alugussräder in Schwarz (2300 Euro). Wirklich geschehen war es um die Redaktion am 27. Mai 2020, als der RS 4 in unserer Tiefgarage erstmals die kleine Machtmusik für die vier Posaunen von Ingolstadt anstimmte. Von böse brüllend bis bassig bollernd lässt der RS4 kaum eine Tonlage aus, ohne dabei jemals pubertär-peinlich an den Trommelfellen zu zerren. Im Gegenteil, egal welches Tempo, der Avanti-Avant störte so gut wie nie vorlaut die Gespräche seiner Gäste.
Technische Daten
Motor
Hubraum
Leistung
max. Drehmoment
Antrieb
Leergewicht
Zuladung
Kofferraum
Höchstgeschwindigkeit
Verbrauch*
Abgas CO2*
Audi RS 4 im Dauertest: Für 112.000 Euro darf man ein wenig Luxus erwarten
Der RS 4 überzeugte auch im Alltag. Die Kernfrage lautete dabei stets: Ist das noch ein Kombi oder schon ein Sportwagen? Und die Antwort kam immer schnell und eindeutig: beides! Das liegt zum einen an der Karosserieform des Kombi. Ob nun mit TV-Team und entsprechender Ausrüstung an den Lausitzring oder mit vierköpfiger AUTO BILD-Delegation zum Goldenen Lenkrad – beim Avant standen stets vier Türen und die Heckklappe offen, um unsere Transportwünsche schnell und entspannt zu erfüllen. Dabei erfreuten sich alle Fahrgäste am ebenso piekfein verarbeiteten wie mit Leder und Alcantara edel eingerichteten Interieur.

Turboblau heißt der Lack, passt ja. Und die 900 Euro sind gut angelegt!
Bild: Uli Sonntag / AUTO BILD
Die Teppiche im Kofferraum besaßen einen höheren Flauschfaktor als die Auslegeware in manch anderer Fahrgastzelle, Abnutzungsspuren ließen sich auch nach 100.000 Kilometern kaum erkennen, einzig die Vordersitze zeigten leichten Faltenwurf an den Seitenwangen – Ausdruck eines bewegten Lebens mit häufigen Fahrerwechseln. Zur Einordnung müssen wir hier auch noch kurz die Kosten streifen. Für Audis Mittelklasse-Oberhaupt mussten 2020 immerhin mindestens 81.400 Euro überwiesen werden – ohne Extras. So wie im Dauertest angetreten, standen 112.979,99 Euro auf der Rechnung – da darf dann auch ein wenig Luxus erwartet werden.
Kosten
Betriebskosten/Garantien (Fixkosten pro Jahr)
Haftpflicht 14 (100 %, SF 5)*
Vollkasko 28 (300 € SB, SF 5)*
Teilkasko 30 (150 € SB, SF 5)*
Kfz-Steuer (Euro 6d-Temp-Evap-ISC)
Kraftstoffkosten für 100.182 km
12.226,6 Liter SP (= 12,2 l/100 km)
Motoröl-Nachfüllbedarf 3,9 Liter
Inspektionskosten (inklusive Ölwechsel)
30.000 km
60.000 km
90.000 km
Reifenkosten (inklusive Montage)
Sommerreifen 275/30 R 20 Y Pirelli P Zero
Winterreifen 275/30 R 20 W Pirelli W 270 Sottozero
Preise/Wertverlust
Testwagenpreis 9/20 (inkl. Extras)
Aktueller Neupreis (inkl. Extras)
Schätzpreis 11/22
Wertverlust des Testwagens
Gesamtkosten für zwei Jahre
auf 100.182 km
Kosten pro km
Kosten pro km mit Wertverlust
Verbrauch: Die großartige Vorstellung des RS 4 ist nicht ganz billig zu haben
Womit wir von der reinen Vernunft zum puren Vergnügen wechseln und uns dem famosen Antrieb widmen. Der 2,9-Liter-V6-Biturbo treibt den RS4 fast aufreizend lässig und mit großer Lust durch den Alltag. Rund vier Sekunden auf Tempo 100, maximal 280 km/h schnell, dank 600 Nm stets souverän – die Kombination aus feistem Motor, trittsicherem Allrad und wacher Achtstufenautomatik ließ von der Redakteurin bis zum Assistenten niemanden kalt. Für Hitzewallungen der unangenehmen Sorte konnten dabei die Tankstopps sorgen.

RS 4-Innenraum: Ebenso funktionaler wie feiner Arbeitsplatz, herrlich bequeme Sportsitze.
Bild: Uli Sonntag / AUTO BILD
Schon unser Mittelwert über 100.000 Kilometer macht mit 12,2 l/100 km deutlich, dass die großartige Vorstellung des RS 4 nicht ganz billig zu haben ist. Vollgasetappen trieben den Durst leicht über 20 Liter, feines Super Plus. Und dann sorgt der nicht gerade üppige 58-Liter-Tank auch schon mal nach 250 Kilometern dafür, dass der Fahrer nervös nach dem nächsten Tankstellenschild Ausschau hält.
Messwerte
bei Testbeginn
bei Testende
Beschleunigung
0-50 km/h
0-100 km/h/-130 km/h
0-160 km/h
Zwischenspurt
60-100 km/h
80-120 km/h
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Testverbrauch/CO2
Fast tadelloser Auftritt auch bei der Zerlegung in Ingolstadt
Auf die Zahlenkombination 1-0-0-0-0-0 im Tacho hatte dagegen niemand hingefiebert. Im Gegenteil. Als der Zerlegungstermin näher rückte, trug AUTO BILD Trauer. Eine letzte Abschlussmessung und, nanu? Fast 40 Meter Bremsweg aus 100 km/h, also etwa fünf mehr als bei Testanfang. Stimmte etwas mit den 6000 Euro teuren Keramikstoppern nicht mehr?
Nein, viel einfacher. Die Reifen waren ziemlich abgefahren, die Verschleißgrenze schon gut sichtbar. Wegen der Nachhaltigkeit (und des lieben Geldes) wollten wir auf den letzten Kilometern aber nicht noch neue Gummis aufziehen.
Wertung*
Zuverlässigkeit
Liegenbleiber
Motor-/Getriebeschaden
Defekte Antriebs-/Funktionsteile
Zusätzlicher kurzer Werkstattbesuch
Zusätzlicher mehrtägiger Werkstattaufenthalt
Defekte und Sonderarbeiten (Radio/Navi/Flüssigkeiten etc.)
Defekte Kleinteile (Lampen etc.)
Langzeitqualität (aus Demontage)
Karosserie (Konservierung, Lack, Teppiche, Verkleidungen)
Motor (Leistung, Dichtigkeit, Ablagerungen, Laufspuren)
Getriebe (Dichtigkeit, Abrieb, Zustand, Kupplung)
Abgasanlage (Zustand, Kat, Aufhängung, Abschirmbleche)
Fahrwerk (Achsen, Federung, Lenkung, Befestigung)
Elektrik (Kabel, Stecker, Steuergeräte, Sicherungen)
Alltagswertung/Fahren
Ergibt sich aus den Eintragungen im Fahrtenbuch
Gesamtpunkte
Note
In Ingolstadt überzeugte der RS 4 dann mit einem fast tadellosen Auftritt. Die Zerlegung offenbarte neben ein paar kosmetischen Problemen auch eine mitgenommene Gleitschiene und einen inkontinent werdenden Kurbelwellen-Dichtring, Grund zur Sorge gab es aber keinen. Auch die im Fehlerspeicher abgelegte Überdrehzahl von 7305 Touren nach Verschalten der Automatik konnte den schnellen Audi auf dem Weg zur 1 nicht aufhalten – ein kleines Minus müssen wir für diese Nachlässigkeiten zwar anfügen. Aber egal. Wir haben unser blaues Wunder sehr gern erlebt.
Fazit
Selten gingen 100.000 Kilometer so schnell vorbei. Zum einen, weil der ebenso potente wie praktische RS4 nie gelangweilt oder gestresst, sondern immer nur gefallen hat. Zum anderen, weil uns der herrliche Antrieb ermöglichte, einen Großteil der Distanz wirklich im Eiltempo (und ohne Schäden an Bandscheiben oder Trommelfellen) abzureißen. Und das ohne Pannen oder Probleme.
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