Sie sind Brüder im Geiste, obwohl sie sich in allen wesentlichen Details deutlich unterscheiden: Audi RS 4 Avant und BMW M3 blicken inzwi­schen auf eine Tradition zurück, die beim RS 2 der quattro GmbH im Jahr 1994 beginnt, während deren Münchner Pendant, die M GmbH, bereits 1986 mit dem ersten M3 reüssierte. Besonders der RS 2 ver­körperte perfekt das Image vom Wolf im Schafspelz. Beide waren zu ihrer Zeit hochpotente Sportwagen, die leistungsmäßig auf Augenhöhe mit lupenreinen Sportgeräten la­gen, aber stets dem Alltagsnutzen verbunden waren. Mit dem RS 2, dem 1999 der erste RS 4 folgte, trieb Audi den Understatement-Gedan­ken auf die Spitze: Der damals schnellste und stärkste Vertreter aus dem Hause der vier Ringe kam im Gewand eines Kombis daher und war mit 315 PS in der Lage, einen Porsche 911 zu ärgern.Der M3 blickt zwar auf eine etwas andere Entstehungsgeschichte zu­rück – er diente BMW als Homologationsmodell für die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft –, doch entwickelte auch er sich über die Jahre zu einem voll alltagstaug­lichen Geschoss, das vor allem in seiner viertürigen Variante den bis­sigen Wolf im Limousinengewand gab und gibt. Dieser kurze Abriss zeigt, woher diese beiden Hochleistungssportler mit Alltagsqualitäten kommen und auf welch hohem Niveau sie mitt­lerweile ihre Spagatkunststückchen zelebrieren. Denn mit einstellbaren Fahrwerken und flexibler Motor­charakteristik sind heute breite Spreizungen möglich, die, vom ge­mütlichen Dahinbummeln bis zum harten Einsatz auf der Rennstrecke, ein breites Einsatzspektrum abdecken und immer weniger Kompromisse erfordern.
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Video: BMW M3 (2014)

Onboard - der BMW M3 im Fahrtest

Audi RS 4
Eint die beiden ein ähnlicher Geist, was ihre Vielseitigkeit und den Auftritt betrifft, liegen in der technischen Ausrichtung Welten zwischen M3 und RS 4 Avant. Setzt die quattro GmbH auf Allradantrieb mit Kronenrad-Mittendifferenzial, das bis zu 85 Prozent der Kräfte auf die Hinterachse schaufeln kann, lässt BMW die ganze Wucht seines neuen M3-Aggregats auf die Hinterräder los. Beide verfügen über ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse, das beim M3 zur Grundausstattung zählt, während es beim RS 4 als Sportdifferenzial für 950 Euro in der Optionenliste steht. Und während der RS 4 auf einen frei saugenden V8-Hochdrehzahlmotor setzt, der seine Nennleistung von 450 PS bei 8250 Touren entwickelt und sein maximales Drehmoment von 430 Newtonmeter ab 4000 Umdrehungen pro Minute erreicht, bevorzugt BMW beim aktuellen M3 das Downsizing mit Turboaufladung.
BMW M3 metallic Frontansicht
Straßenversion eines erfolgreichen Rennautos: Auch der M3 beherrscht Alltag und Piste.
BMW M3 Statt des saugenden V8 des Vorgängers spielt jetzt ein Reihensechszylinder mit drei Liter Hubraum und zwei Turboladern die erste Geige. Die Folgen der Zwangsbeatmung zeigen sich, als nackte Zahlen, in einem breiten Band bei deutlich niedrigeren Drehzahlen: Seine 431 PS liegen bereits bei 5500 Touren an und bilden ein konstantes Plateau bis 7300/min; das maximale Drehmoment von bärigen 550 Newtonmetern steht bereits bei 1850 Touren an und bleibt bis 5500/min konstant.

Fazit

Dass das Ergebnis so klar ausfallen würde, hätten wir nicht gedacht. Doch am Ende demonstriert der BMW M3 deutlich, dass unter seinem Pelz noch etwas mehr Wolf steckt als im Audi RS 4. Viel wichtiger aber ist das modernere Motorenkonzept des BMW; der Biturbo-Reihensechser verbläst den Hochdrehzahl-V8 des Audi nicht nur, er dreht erstaunlicherweise auch gieriger. Allein mit seinem facettenreichen Gänsehaut-Sound trifft der Sauger noch mitten ins Herz des Fahrers. Unterm Strich zählen dagegen die Zahlen – und hier ist der BMW überlegen. Dass der M3 nicht nur fahrdynamisch, sondern auch beim Komfort zugelegt hat, ist sehr erfreulich. Auch hier ist der Audi RS 4 etwas weniger talentiert. Am Ende gewinnt mit dem M3 das modernere Auto.