Sauschnell und halbwegs geländegängig ist der Audi RS Q3 ab Werk. Macht ihn das aufblasbare Heckzelt aus dem Audi-Zubehör zu einem talentierten Camper?
Das Konzept klingt verführerisch – und auch ein bisschen verrückt. Es geht um einen kompakten Camper mit Fünfzylinder-Turbomotor und 340 PS. Ein Auto, das in nur 4,8 Sekunden auf 100 hechelt und auf der Autobahn zum Porsche-Schocken taugt. Und das am Ziel der Reise genug Schlafplatz für drei Erwachsene bietet. So was gab es bisher auf keinem Campingplatz. Doch Audi hat es im Angebot.
Insgesamt kein billiges Camping-Vergnügen
AUTO BILD hat gecheckt, was der RS Q3 mit Heckzelt kann! Audi liefert das Zelt für jeden Q3, nicht nur für die Sportversion. 1390 Euro kostet das aufblasbare Apartment – dazu kommen 190 Euro für die Schleuse, um das Zelt direkt am Heck des Fahrzeugs anzudocken. Nicht billig also, aber das dürfte typische RS-Kunden nicht groß beeindrucken. Schon das sportliche Basismodell kostet deftige 57.000 Euro, mit ein paar Extras ist die 65.000-Euro-Marke geknackt. Und da gehört das Zelt noch zu den günstigen Sonderwünschen.
Das Zelt kann an jedes Modell der Q-Serie andocken
Viel Gepäck darf nicht mehr mit: In einer Nylontasche verstaut, füllt das Zelt den Großteil des Kofferraums.
Audi baut den auffälligen Anbau natürlich nicht selbst, sondern arbeitet mit der jungen Zeltfirma "Heimplanet" in Hamburg zusammen. Grundsätzlich lässt sich jedes Modell der Audi-Q-Serie passgenau mit dem Zelt verbinden. Ist die Option nun eine Luftnummer oder tatsächlich eine ernst zu nehmende Option für besserverdienende Campingfreunde? In einer Nylontasche verstaut, füllt das Zelt zunächst mal den Großteil des Audi-Kofferraums, der mit 356 Litern nicht besonders üppig ausfällt. Übrig bleiben eine Staufläche auf Kleinwagen-Niveau und der Wunsch nach einer Dachbox, falls eine längere Tour ansteht.
Eine zweite Person für den Erstaufbau ist empfehlenswert
Die korrekte Lage der Luftrahmenkonstruktion mit ihren vier Kammern muss vor dem Aufblasen genau gecheckt werden, ansonsten drohen Schäden.
Der Aufbau des Heimplaneten klingt in der Theorie genial einfach: auspacken, ausrollen, aufpumpen, fertig. Gemeinsames Entfalten von Luftrahmen, Innenzelt und Außenzelt soll dank des innovativen One-Pump-Systems nach der Erstmontage möglich sein. In der Praxis ist es aber etwas komplizierter. Denn erst mal gilt es irgendwo da draußen einen Stellplatz zu finden, der genug ebene Fläche für den 3,98 mal 2,78 Meter großen Zeltboden bietet. Und dann braucht der Audi-Camper ein bisschen Kraft in den Oberarmen, weil das Zeltset keinen Kompressor enthält. Die tragenden Säulen bilden eine geodätische Gitterstruktur: Sie folgen dem Prinzip der kürzesten Verbindung zwischen zwei Punkten auf einer gekrümmten Fläche. Um sie mit Luft zu füllen, liegt eine Handpumpe bei. Die korrekte Lage der Luftrahmenkonstruktion mit ihren vier Kammern muss vorab genau gecheckt werden, ansonsten stockt die Luftzirkulation, und es drohen schlimmstenfalls Schäden. Alleinreisende stellen bei dieser Gelegenheit fest, dass eine zweite Person für den Erstaufbau zu empfehlen ist.
Der Selbsttest ergibt: Im Heck des Kompakt-SUV ist es zu eng für die komfortable Nachtruhe, die Liegefläche ist einfach zu kurz.
AUTO BILD hat's am Strand in Dänemark ausprobiert: Erst nach 90-minütiger Erstmontage glitzert das Ergebnis der Bemühungen in der Abendsonne. Im Wiederholungsfall geht's schneller, sagt Audi: Weniger als zehn Minuten seien drin. Großzügig geschnitten ist sie ja, die Villa auf Pump – zumindest auf den ersten Blick. Neben der atmungsaktiven Schlafkoje im Heck gibt es ein geräumiges Vorzimmer, das auch 1,90-Meter-Männern volle Stehhöhe und bemerkenswerte Bewegungsfreiheit gewährt. Doch im Heck des Kompakt-SUVs ist es zu eng für die komfortable Nachtruhe, die Liegefläche ist einfach zu kurz – selbst bei umgeklappter Rückbank. Es bleibt also bei einem einzigen Schlafzimmer ohne Polsterauflage, das bestenfalls romantische Erinnerungen an jugendliche Abenteuer im Ferienlager weckt. Eine Kochnische oder gar eine Nasszelle wie in richtigen Reisemobilen, die meist weniger kosten – so was darf hier natürlich keiner vermissen. Dafür lässt sich das Designerzelt vom Audi abdocken und kann auch solo stehen bleiben. Der RS Q3 wird so wieder frei für Spontanaktionen. Solche, die ihm viel besser liegen als der Nebenjob als Ferienwohnung. Wie wäre es zum Beispiel mit einem blitzschnellen Abstecher in die nächste oder übernächste Großstadt?
Das Heckzelt macht aus dem Audi RS Q3 keinen vollwertigen Camper, doch eine originelle Bereicherung der Zubehörliste ist die luftige Minivilla schon. Für den spontanen Ausflug am Wochenende reicht der Raum, für längere Touren mangelt es an Komfort.