Nein, lieber nicht auf die Werbesprüche der Autoindustrie hören. So beansprucht Audi "Vorsprung durch Technik", und bei Mercedes ist "Das Beste oder nichts" gerade gut genug. BMW aber ist der erste deutsche Hersteller, der in der Mittelklasse einen Hybriden anbietet. Keinen blutarmen Sparer wie den Toyota Prius, so viel machen schon die Leistungsdaten klar. Mit 340 PS Leistung liegt der 3er Hybrid gerade mal 3 PS unter dem M3, der bis 2007 gebaut wurde. Und da wir bei Versprechen sind: Der BMW soll nach der Norm nur 5,9 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen. Etwas Ähnliches gibt es bei der Konkurrenz nicht.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi S4

Audi S3
Durstig: Der per Kompressor aufgeladene V6 des Audi S4 konsumierte im Test 10,4 Liter auf 100 Kilometer.
Zwar hat Audi den S4 im Angebot, der mit seinem Kompressor-Sechszylinder (333 PS) aber auf dem Papier im Schnitt gut zwei Liter mehr verbraucht. Mercedes bietet die C-Klasse nur mit weniger Leistung (306 PS) an, trotzdem verbraucht der C 350 CGI laut Herstellerangaben im Vergleich zum BMW mit 6,8 Litern deutlich mehr. Der BMW 3er ist das jüngste Auto im Vergleich. Und das merkt man vor allem dem Platzangebot an. Im Fond ist der 3er tatsächlich eine Nummer größer als die Konkurrenten aus Stuttgart und Ingolstadt. Aber auch Mercedes oder Audi sind nicht zu eng. Alle drei Testkandidaten taugen prima als Gefährt für lange Autobahnetappen. Beim Kofferraum fordert die aufwendige Technik des 3ers ihren Tribut: Er ist mit 390 Liter Volumen deutlich kleiner als bei C 350 CGI und S4. Das schmerzt besonders, weil sich wegen des Akkus die Rücksitzbank nicht umlegen lässt. Und auch bei der Qualität kann der 3er nicht mithalten. Schiefe Spaltmaße und einfache Kunststoffe wollen nicht so recht zum hohen Grundpreis von mehr als 50.000 Euro passen. Zumal Audi und Mercedes mit feinen Materialien und detailverliebter Verarbeitung zeigen, was in dieser Klasse grundsätzlich möglich ist.

Alle News und Tests zum BMW 3er

BMW ActiveHybrid 3
Sportliches Duo: Mit E-Motor und Reihensechszylinder sprintet der Hybrid-3er in 5,5 Sekunden auf 100 km/h.
Eines vorweg: Diese drei Limousinen bewegen sich auf höchstem Niveau – und zeigen eindrucksvoll, warum die Produkte von Audi, BMW und Mercedes weltweit so gefragt sind. Vor allem der 3er beweist, dass sich technischer Aufwand lohnt. Sein aufgeladener Reihensechszylinder ist schon an sich eine Wucht. Er dreht turbinenartig und nahezu ohne Vibrationen bis in den Begrenzer, verwöhnt dabei mit seinem bassartigen Sound. Neu ist die Unterstützung durch einen Elektromotor mit 55 PS. So sind Fahrleistungen möglich, die einem Sportwagen zur Ehre gereichen würden. Der BMW sprintet in 5,5 Sekunden auf 100, erst bei 250 km/h wird er elektronisch eingebremst. Viel beeindruckender als diese nackten Zahlen ist die Mühelosigkeit, die der 3er dabei an den Tag legt. Dazu passt die tolle Achtstufenautomatik, die nahezu unmerklich und blitzschnell die Gänge wechselt. Einzig ein leichtes Ruckeln im Antriebsstrang verrät, dass zwei verschiedenen Motoren den 3er antreiben. Und klar: Die versprochenen 5,9 Liter pro 100 Kilometer sind im Alltag nicht zu schaffen. Ein Testverbrauch von 7,8 Litern ist angesichts der Leistung trotzdem respektabel.
Da kann der Audi nicht mithalten. Den S4 treibt ein Dreiliter-Sechszylinder an, der mithilfe eines Kompressors auf 333 PS aufgeblasen wird. Das sorgt – in Verbindung mit dem serienmäßigen Allradantrieb – zwar für noch bessere Fahrleistungen als bei BMW, fordert aber an der Tankstelle seinen Tribut. Der S4 verbraucht im Test 10,4 Liter. Und lässt der Fahrer es auf der Autobahn mal etwas flotter angehen, rauschen auch schnell 15 Liter durch die Einspritzdüsen. Das gleicht der Audi aber mit seinem nahezu perfekten Fahrverhalten aus. Auf winkligen Landstraßen klebt der S4 derartig auf dem Asphalt, dass der Fahrer glauben könnte, physikalische Grenzen gelten für den Audi nicht. Zumal die Ingolstädter aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben und den S4 zwar straff, aber nicht übermäßig hart abstimmten.

Überblick: Alle News und Tests zur Mercedes C-Klasse

Mercedes C-Klasse
Kernig abgestimmt: Das verstellbare Fahrwerk der C-Klasse lässt die Wahl zwischen straff und hart.
Viel weicher hat Mercedes den C 350 CGI auch nicht ausgelegt. Zumindest nicht mit dem im Testwagen verbauten AMG-Sportpaket. Darin enthalten ist zwar ein verstellbares Fahrwerk, das die Wahl zwischen – sagen wir mal – straff und hart bietet. Passt aber zu dem Charakter des sportlichen Schwaben. Wie auch der Motor, der als Einziger im Vergleich ohne Aufladung auskommen muss. Macht aber nichts, der Sechszylinder gleicht das über ein Hochdrehzahl-Konzept aus. Seine maximale Leistung von 306 PS erreicht er erst bei 6500/min – 1000 Umdrehungen später als der Audi. Und mal ganz ehrlich: Auch die Fahrleistungen des Mercedes reichen mehr als aus. Ein Gefühl der Untermotorisierung kommt zu keiner Zeit auf. Einzig die etwas ruckelige Siebenstufenautomatik überzeugt nicht so recht – vor allem im Vergleich zu dem tollen Doppelkupplungsgetriebe des Audi.
Klar, dass sich die drei Premium-Hersteller diese Qualitäten gut bezahlen lassen. Vor allem Audi langt kräftig zu. Der S4 kostet mindestens 55.550 Euro. Lieber gar nicht darüber nachdenken, was das einmal in Mark war. Mit den für die Bewertung relevanten Extras wird es richtig teuer: Sportsitze mit Lederbezug, Dynamiklenkung, verstellbares Fahrwerk und Sportdifferenzial treiben den Preis auf über 59.000 Euro. Da ist selbst der Mercedes mit AMG-Paket rund 9000 Euro günstiger, auch wenn der Stuttgarter keinen Allradantrieb hat. Und sogar der BMW ist trotz des aufwendigen Hybridantriebs mit einem Preis von 54.360 Euro deutlich günstiger als der Audi. Nicht zu viel Geld, zumal der BMW ActiveHybrid 3 unterm Strich eine Menge "Freude am Fahren" bereitet. Endlich mal ein Werbespruch, der stimmt.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Ein Vergleich auf höchstem Niveau: Unterm Strich kann sich der BMW 3er durchsetzen. Er bietet Top-Fahrleistungen, der Hybrid spart im Alltag tatsächlich. Der Mercedes C 350 CGI ist über die Jahre spürbar gereift und hat keine nennenswerten Schwächen. Der Audi S4 macht viel Spaß, verbraucht aber zu viel und ist teuer.

Von

Stefan Voswinkel