Kopf an Kopf die lange Gerade herunter

Es ist 7.30 Uhr morgens. Wieder einmal bin ich auf dem Weg in die AUTOTUNING-Redaktion. Wieder einmal auf der guten alten A9. Ich erreiche gerade Bayreuth, Halbzeit. Um 8.00 Uhr habe ich einen Termin im Verlag. Hmmm, 30 Minuten für knapp 100 Kilometer? Müßte gehen, ging ja schon mal mit dem M3 Intecno von Digi Tec (AT 07/04). Damals endete jedoch die Hatz mit einer Polizei-Kontrolle. Mal sehen, ob ich diesmal ohne Zeitverzögerung durchkomme. Am fahrbaren Untersatz dürfte es nicht liegen. Denn mit dem neuen Audi K500 von Tuner MTM und seinen 500 PS dürften 100 Kilometer in 30 Minuten machbar sein. Zum Auto später mehr.

Die Baustelle ist aufgehoben, vor mir drei freie Spuren. Am nächsten Parkplatz halte ich kurz an, um das Dach zu öffnen und meinen Helm aufzusetzen. Sicher ist sicher! Ich hab’s ja schließlich eilig. Wieder rein in das Cabrio und ab geht’s. Die drei Spuren sind immer noch frei. Vollgas! Der Achtzylinder gibt Töne von sich, die eher von einem US-Musclecar stammen könnten als von einem Audi. Dazu ein leichtes Pfeiffen des Kompressors. Vierter, fünfter Gang, die Tachonadel pendelt bereits seit ein paar Sekunden über 200 km/h. Bei 240 raste ich die sechste Welle ein. Ob ich auf der langen Geraden nach dem Rasthof Fränkische Schweiz an die 300er Marke komme? Nichts da, bei 285 km/h ist Schluß mit Vortrieb. Das Getriebe ist zu kurz übersetzt.

Okay, die Zeit läuft weiter. Hui, da vorne ist ein Audi RS6 ganz gut unterwegs. Mal sehen, wie sich der K500 gegenüber dem Power-Kombi schlägt. Zufällig sind wieder alle drei Spuren frei. Kopf an Kopf geht es die lange Gerade hinunter am Freizeitpark Plech vorbei. Dabei schiebe ich mich Meter für Meter an dem RS6 vorbei. Erst bei 250 km/h hört der Kombi auf. Wahrscheinlich wurde er von seiner elektronischen Vmax-Abriegelung gebremst. Während ich ihm zurufe "Laß deine Kiste mal tunen!", geht es munter weiter in der sechsten Welle.

Noch 15 Minuten Zeit. Nach der Brücke bei Schnaittach stehen noch einmal einige Kilometer Vollgas an. Ein neuer 5er BMW klemmt sich hinter meinen K500. Er hält gut mit, aber auch er hat keine Chance gegen die Gewalt dieses Cabrio-Monsters.

Wiedersehen mit Norbert K. und seiner Kelle

Als ich mich dann in der 120er Zone bei Lauf ausrollen lasse, überholt der 5er. "Ooh nein, nicht schon wieder die grünen Jungs", denke ich noch so, als die rote Kelle durch das Seitenfenster des BMW leuchtet. Am nächsten Parkplatz heißt es anhalten. Und siehe da, man kennt sich. "Na, wen haben wir denn da? Ist das nicht der Herr Naumann? Wir hatten doch letztes Jahr schon einmal das Vergnügen, als sie so einen schwarzen BMW testeten." Au weia, das ist doch Norbert K. mit seinem Videowagen. Nach kurzem Check von Führer- und Fahrzeugschein geht es an die Fragerunde. Warum so schnell? Warum offen und mit Helm? Was ist das für ein Auto?

Okay, fangen wir mit dem Auto an. Bei diesem blauen Audi Cabrio handelt es sich um den "K500". Was heißt K500? K steht für Kompressor und 500 für die PS-Leistung. Audi-Tuner MTM hat sich für dieses Sondermodell ein Audi S4 Cabrio als Basis genommen. Da wie gewohnt bei Mayer die Serienleistung niemals ausreicht, wurde ein Kompressor-Kit entwickelt. Das ladende Teil wurde fein säuberlich im Motorraum zwischen die beiden Achtzylinderreihen verbaut. Zusammen mit einer Abgasanlage inklusive Sportkats und ganz speziellen Schmiedekolben erreicht MTM eine Leistung von 500 PS und 580 Nm. Die Serie braucht auf 100 km/h 5,6 Sekunden. Genau 1,4 Sekunden früher hat der K500 diese Schallmauer durchbrochen.

Doch nun zurück zu Norbert K. und seinen weiteren Fragen. "Warum so schnell und mit Helm, Herr Naumann?“ Tja, so schnell, weil man mit diesem Cabrio nicht langsam fahren kann. Und mit Helm, weil ich einfach sicher schnell fahren will. "Dafür bekommen's einen Pluspunkt", so Norbert K. "Na, dann wollen wir mal nicht so sein. Wenn ich ehrlich bin, hat uns auch nur der Wagen interessiert. Denn auf der Autobahn können sie ja, wo es erlaubt ist, fahren so schnell sie wollen."

Und genau das würde ich jetzt gerne wieder tun. Denn in 10 Minuten habe ich meinen Termin und noch 30 Kilometer vor mir. Noch ein kurzes Tschüß und ab geht’s. Gleich wieder hoch in die sechste Welle auf Top-Speed. Und wer weiß, vielleicht treffe ich Norbert K. und sein Videomobil bald wieder. MTM baut gerade einen S4 Clubsport auf!