Wenn es um ihren heiligen Hubraum geht, können die Herren aus Affalterbach stur sein. Sie kultivieren nach wie vor das Großvolumige, laden auf, was andere abtragen, und implantieren lieber werkseitige Leistungssteigerungen, als an Bohrung oder Hub zu feilen. Doch weshalb sollten sie auch? Immerhin hat AMG mit Einführung des 5,5-Liter-Biturbos schon hinlänglich bewiesen, dass man selbst große Kolben zum Knausern bringen kann. 557 PS, die sich mit im Test ermittelten 14,3 Litern füttern lassen, sind alles andere als von schlechten Eltern. Doch die ultimative Knauserstufe folgt erst jetzt – in Gestalt des neuen SLK 55 AMG. Der kleine Ballermann mit charakteristischer Blechkapuze trägt den 5,5-Liter-V8 turbolos in seinem Bug, greift stattdessen auf allerfeinste Saugmotor-Zutaten zurück.
Mercedes SLK 55 AMG
Herzschmerz: Der letzte V8-Sauger, den AMG je bauen wird hockt im aktuellen SLK.
Ansaugluftführung, Zylinderköpfe, das Vollaluminium-Kurbelgehäuse und die knackige Verdichtung von 12,6:1 sind neu. Summa summarum ergibt das 422 PS bei 6800 Touren, 540 Nm bei 4500/min und einen neuen Motorcode. Gestatten: M152; der letzte V8-Sauger, den AMG je bauen wird. Wobei der Letzte seiner Art gleichzeitig auch der komplexeste von allen ist. Weniger wegen seiner Eckdaten, sondern weil er erstmals auch zum Vierzylinder mutieren kann. Zylinderabschaltung heißt das Zauberwort, das die Etikette grünt und im Teillastbereich die Brennräume 2, 3, 5 und 8 kurzerhand schlafen legt. Der Clou dabei: Den Brennräumen wird nicht einfach der Saft abgedreht, sie werden gleichzeitig auch vom Ladungswechsel abgeschirmt, ihre Ventile bleiben geschlossen. Mit 10,8 Litern hat sich bei uns bislang noch kein Motor der 400-PS-Liga zufriedengegeben. Man kann Traditionen pflegen, ohne gleich den Anschluss zu verlieren.
Audi TT RS Plus Roadster
Im TT RS Plus dreht Audis charakterstarker Fünfzylinder: 340 PS, plus Allrad.
Was in gewisser Weise natürlich auch auf den Audi TT RS Roadster zutrifft. Er greift auf den ebenso bewährten wie geschichtsträchtigen Fünfzylinder-Turbo zurück, der im Zuge der Beförderung zum Plus-Modell nochmals um 20 PS und 15 Nm angefettet wurde. Macht unterm Strich also 360 PS, die es mit 1573 Kilogramm Lebendgewicht zu tun bekommen. Der Audi serviert Fahrdynamik quasi auf dem Silbertablett, feuert spielerisch durchs Kurvige, pendelt lässig im breiten Grenzbereich, hechtet traktionsstark aus engsten Kehren und untermalt die große Show mit einem Soundtrack, der längs steiler Bergklippen locker zum Megahit avanciert. Dabei ist das rauchige Timbre, das da so schmutzig aus dem doppelflutigen Endrohroval dringt, nur die Krönung dessen, was drei Meter weiter vorn auf die Kurbelwelle niedergeht. Oder anders formuliert: Der Fünfzylinder schiebt an, als wäre Massenträgheit lediglich eine Illusion der Physik. Wie das Duell zwischen Turbo und Sauger ausgeht, erfahren Sie oben in der Bildergalerie.

Fazit

von

Manuel Iglisch
Das größte Problem des SLK hat bei Mercedes ebenso Tradition wie der V8: Es war schon immer teurer, Stern-voran zu fahren. Der SLK hat einen absolut zeitgemäßen Sauger und ist das fahraktivere sowie ehrlichere Auto des Vergleichs. Nur ist er eben nicht messbar schneller als der ausgewogene und günstigere Audi.

Von

Manuel Iglisch