AUTO BILD e-Motion Days 2023
Interview zur E-Mobilität mit VW-Verkaufsleiter Daniel Schmiedel

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AUTO BILD und Volkswagen gehen mit VW ID.3, ID.4 und ID.5 auf große Elektro-Roadshow. Vierte Station: Potsdam. Wie kommt die E-Mobilität in Deutschland an? Wir fragen den Experten.
Bild: AUTO BILD / Nele Klein
Noch immer herrscht bei vielen Autofahrern eine große Skepsis gegenüber alternativen Antrieben – vor allem gegenüber dem Elektroantrieb. Zwar stieg die Zahl der in Deutschland zugelassenen E-Autos in den letzten Jahren kontinuierlich an, dennoch ist der Anteil am gesamtdeutschen Pkw-Bestand gering.
Häufig stellen sich Autofahrer die gleichen Fragen: Wie weit komme ich mit einer Akkuladung? Wie lange dauert das Aufladen? Wie langlebig sind Auto und Akku? Und natürlich nicht zu vergessen: die nicht gerade geringen Anschaffungskosten, egal ob Kleinwagen oder E-SUV.
Vierte Station: Potsdam
Vom 13. bis 15. Juli konnten vom großen Luisenplatz am westlichen Ende der innerstädtischen Fußgängerzone aus Probefahrten im VW ID.3, ID.4 oder ID.5 gemacht werden. Für die 30-minütige Fahrt war die Route frei wählbar, um die Fahrzeuge unter verschiedenen Fahrbedingungen auf Herz und Nieren testen zu können.

Der aufgefrischte ID.3 auf dem Luisenplatz in Potsdam.
Bild: AUTO BILD / Nele Klein
Unterstützung gab es in Potsdam von den Experten des lokal ansässigen VW-Autohauses Babelsberg GmbH & Co. KG. Egal, welche Frage Ihnen zu den Autos oder zur Elektromobilität einfiel – Verkaufsleiter Daniel Schmiedel und sein Team standen mit Antwort und Rat zur Seite.
AUTO BILD hatte schon vorab die Gelegenheit, mit Daniel Schmiedel über das Thema Elektromobilität zu sprechen.

Verkaufsleiter Daniel Schmiedel vom Autohaus Babelsberg GmbH & Co. KG mit dem ID.5
Bild: AUTO BILD / Nele Klein
AUTO BILD: Wie hoch ist der Verkaufsanteil von Elektroautos bei Ihnen?
Daniel Schmiedel: "Bereits ein knappes Viertel bis zu einem Drittel macht bei uns der Verkauf von rein elektrischen Fahrzeugen aus. Die gehen vorrangig hier in der Region weg, also Potsdam und Umland bis nach Berlin. Darunter an viele Bewohner und Besitzer von Reihenhäusern und Eigenheimen, die eben auch die Möglichkeit und Sicherheit des eigenen Ladens haben."
Sind die Käufer daher tendenziell auch etwas älter? Gibt es eine bestimmte Altersgruppe?
"Das würde ich gar nicht einschränken. Wir haben tatsächlich viele Individualisten, die sagen, sie möchten jetzt in die Elektromobilität starten, wo wir als Autohaus dann beratend zur Seite stehen. Gerade bei jungen Menschen, die in einem großen Mehrparteienhaus wohnen, weder dort noch auf der Arbeit laden können, sind wir dann auch so ehrlich und sagen, hier könnte es heikel werden mit einem E-Auto. Wir haben aber auch Menschen über 80, die auf Elektro umsteigen und diese Erfahrung mitnehmen möchten. Es ist wirklich durch alle Altersschichten durchmischt."
Was kommt denn besser an – Elektro oder Hybrid?
"Vollelektrisch! Mit der Argumentation, dass man bei einem Hybrid immer eine Antriebsart mitschleppt, die man gerade nicht braucht."
Wo ist Ihrer Meinung nach die Akzeptanz und Nutzung von Elektroautos am größten?
"Ganz klar im urbanen Bereich. Selbst bei einer kleinen Batterie mit einer Reichweite von ca. 200 Kilometern kommt man gut eine Woche mit einer Ladung innerhalb der Stadt aus. Für die Langstrecke ist man da natürlich etwas vorsichtiger. Oft dient das E-Auto auch nur als Stadtauto beziehungsweise Zweitwagen."
Was ist denn die größte Sorge bei den Menschen hinsichtlich der Anschaffung eines Elektroautos?
"Es ist nicht die Sorge, dass man überhaupt unterwegs laden muss, sondern die Frage wie ist die Wartezeit an der Ladesäule. Viele wissen nicht, dass es riesige Ladeparks mit 20 oder noch mehr Ladepunkten gibt, wo immer fünf oder sechs Säulen frei sind. Sie befürchten, da ist ein Ladepunkt, an dem schon mindestens ein oder zwei Autos Schlange stehen. Die Bereitschaft, Langstrecke zu fahren, ist auf jeden Fall da, dort die Ladestopps mit einzuplanen und sich kurz die Beine zu vertreten. Schließlich sollte man mit einem Verbrenner auch keine sechs Stunden durchfahren. Klar geht hier das Betanken schneller, aber die längere Pause kalkulieren viele bei ihrer Planung mit ein."
Was empfehlen Sie vor dem Kauf eines Elektroautos, welche Gedanken sollte man sich machen?
"Die erste Frage sollte sein, kannst du entweder bei der Arbeit oder zu Hause laden? Und zwar nicht eventuell, sondern auf jeden Fall. Wir hatten natürlich schon Kunden, die sich das Ganze im Vorfeld etwas anders vorgestellt haben und es klappte beispielsweise nicht so leicht mit der Wallbox, und sie mussten vorerst an einer öffentlichen Ladesäule laden. Aber so richtige Kaufreue hatten wir noch gar nicht."
Wie blicken Sie in die Zukunft des Autofahrens?
"Ob und wie sich das Thema Elektromobilität in Zukunft durchsetzt, das kann ich nicht sagen. Das werden wir wohl erst in zehn Jahren erfahren. Ich denke, bei den Themen Ladegeschwindigkeit, Effizienz der Akkus und deren Tausch ist längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Wenn ich mich beispielsweise in einen ID.3 mit einer Reichweite von 450 Kilometern setze, dann komme ich mit einem Ladestopp von hier bis nach München. Das ist schon super! Ich denke dennoch, es wird auch weiterhin noch Verbrenner geben. Und wenn es nur die Oldtimer sind. Dahinter steht einfach ein riesengroßer Markt und selbstverständlich eine gewisse Leidenschaft. Ich selbst fahre auch gerne einfach mal ein echtes, altes Auto mit Klang. Es wird immer Leute geben, die die Möglichkeit des Ladens nicht haben – zumindest zu Hause. Vielleicht macht hier so was wie das Laden an Straßenlaternen einen Unterschied. Es wird sich alles zeigen!"
Fazit
Das Interesse am Thema Elektromobilität ist tendenziell da – aus eigener Motivation heraus mit Hinblick auf die eigene Nachhaltigkeit. Oft werden erste Schritte wie die Anschaffung eines Hybrid-Autos oder einer Solaranlage gemacht. Die Bedenken zur Ladeinfrastruktur sind am größten. Dabei geht es gar nicht unbedingt um die Frage, wie oft muss ich bei einer Langstrecke laden? Vielmehr geht es darum, ist zu dem Zeitpunkt meiner "Ladepause" auch eine Ladesäule frei? Oder: Sind die Gegebenheiten zuhause für das Laden und die Installation einer Wallbox überhaupt da? Viele Überlegen daher eher zweimal, ob sie sich für oder gegen ein E-Auto entscheiden. Den ein oder anderen überfordert aber auch schlicht die neue Technik in den Autos, nichts funktioniert mehr "mechanisch".
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