Sharan und Alhambra kommen aus Palmela

Trotz der wachsenden Konkurrenz aus dem Osten fühlt man sich bei Autoeuropa, der portugiesischen Produktionsstätte der Volkswagen AG, im betriebsinternen Standortwettbewerb um neue Modelle gut gerüstet. Seit dem Jahr 1995 laufen im rund 60 Kilometer von Lissabon entfernten Palmela die Großraumfahrzeuge VW Sharan, Ford Galaxy und Seat Alhambra vom Band. "Wir bereiten uns schon seit 2000 auf eine neue Fahrzeuggeneration vor und warten auf eine Entscheidung aus Wolfsburg", so Autoeuropa-Chef Gerd Heuss im Gespräch mit der Zeitung "Die Welt". Das ursprünglich nur auf ein Produkt ausgelegte Werk sei inzwischen darauf eingestellt, innerhalb von sechs Monaten auch andere Modelle zu produzieren.

Die Zuversicht des VW-Veterans – Heuss arbeitet seit über 40 Jahren für Volkswagen – kommt nicht von ungefähr. Erst im Herbst letzten Jahres gab die Volkswagen AG eine Standortgarantie für ihre Tochter ab, die für knapp zehn Prozent der portugiesischen Exporte steht und das größte ausländische Investitionsprojekt in der Geschichte Portugals ist. Seitdem Volkswagen 1999 das zuvor gemeinsam mit Ford gegründete Werk unter die eigenen Fittiche nahm, seien Qualität und Effizienz kontinuierlich verbessert worden. "Wir haben uns die Zukunftsgarantie erarbeitet", sagte Heuss. Die MPV steuern mittlerweile zwei Milliarden Euro zum Konzernumsatz bei, über den Beitrag zum Ertrag schweigt sich der Manager allerdings aus.

Die Familienfahrzeuge werden auch in Zukunft ein wichtiges Standbein für die portugiesische VW-Firma sein. Ursprünglich sollte die Produktion der drei baugleichen Modelle, die sich lediglich im Design und der Motorisierung unterscheiden, im Jahr 2005 auslaufen, doch nun hat man offenbar umdisponiert. "Die MPV laufen so gut, dass wir durchaus über das Jahr 2005 Möglichkeiten sehen, sie zu vermarkten. Wir machen nicht unbedingt einen Modellwechsel", so der oberste VW-Repräsentant in Portugal.

3300 Beschäftigte bei Autoeuropa

Allerdings bekommt man auch in Autoeuropa die flaue Konjunktur in Europa und auf dem Weltmarkt zu spüren. Wurden vergangenes Jahr noch 130.000 Vans im Zweischichtbetrieb produziert, so werden es in diesem Jahr nur noch 108.000 sein. Mit einer Tagesproduktion von 520 Fahrzeugen ist man mittlerweile weit entfernt von der Kapazitätsobergrenze von 750 Fahrzeugen pro Tag. Um auf die rückläufige Nachfrage zu reagieren, wird die Produktion dieses Jahr zwölf Tage stillgelegt. Heuss lobte jedoch die Kooperationsbereitschaft der 3300 Autoeuropa-Beschäftigten, deren Durchschnittsalter bei nur 27 Jahren liegt. Um alle Arbeitsplätze zu sichern, hätten sie einen Lohnverzicht von drei Prozent in Kauf genommen.

Die EU-Erweiterung bezeichnet Heuss als Herausforderung für die portugiesische Wirtschaft, die nach einem Negativwachstum in den letzten beiden Quartalen offiziell in einer Rezession steckt und die Konkurrenz der mittel- und osteuropäischen Länder immer mehr zu spüren bekommt.

Autoeuropa ist es indes gelungen, sich im Standortwettbewerb mit östlichen VW-Produktionsstätten wie etwa Bratislawa (Slowakei) oder Poznan (Polen) zu behaupten. Sogar aus der geografischen Randlage Portugals am südwestlichen Zipfel Europas zieht man Nutzen, 95 Prozent der Autoeuropa-Produktion werden über den nahe gelegenen Atlantikhafen nach Emden oder Southampton kostengünstig verschifft und von dort an die Absatzmärkte verteilt.