Verbraucher noch immer verunsichert

In einer Sache ist sich die Automobilindustrie einig: Keiner will die Lage schlechtreden. Gebetsmühlenartig pauken sich die Hersteller ein: 2005 wird leicht besser als 2004. Die Betonung liegt allerdings auf dem Wort "leicht". Die Folge: Die Bandbreite der Prognosen zur Zahl der Neuzulassungen in Deutschland liegt in einem engen Korridor zwischen 3,20 und etwa 3,25 Millionen Fahrzeugen.

Der Grund ist, daß sich an den konjunkturellen Rahmenbedingungen wenig geändert hat. Nach wie vor sind die Verbraucher verunsichert, überwiegt bei vielen die Angst um den Arbeitsplatz. Steuererleichterungen werden durch neue Belastungen wieder wettgemacht. Trotz vieler neuer Modelle rechnen die Hersteller daher nur mit einem moderaten Wachstum. "Angesichts der Rahmendaten ist aus heutiger Sicht ein Durchstarten des Automobilgeschäfts im Inland wenig wahrscheinlich, es sei denn, die Verunsicherung weicht", so Bernd Gottschalk, Präsident des Verbands der Automobilindustrie. Gleichwohl werde die Modelloffensive 2005 wichtige Impulse liefern. "Das Autojahr 2005 wird, das wissen wir schon heute, ein Arbeitsjahr 2005, aber kein Jahr, das wir frühzeitig abschreiben, nur weil das Licht am Ende des Tunnels noch etwas schemenhaft ist."

Fiat hat sich ebenso wie BMW und DaimlerChrysler den Sprachgebrauch des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zu eigen gemacht und rechnet mit einem leichten Plus. Renault und Nissan erwarten rund 3,25 Millionen Neuzulassungen. Automobilzulieferer wie Continental oder ZF Friedrichshafen sehen in Deutschland ebenfalls nur ein leichtes Wachstum. ZF-Chef Siegfried Goll geht von einem Produktionsplus von 2,3 Prozent im Inland und von 0,9 Prozent in Westeuropa aus. "In Europa und in den USA sehen wir kein signifikantes Marktwachstum bei Pkw und Lkw", sagt Conti-Chef Manfred Wennemer.

Durchschnittsalter über sieben Jahre

Herstellerunabhängige Beobachter zeigen sich ebenfalls zurückhaltend. "2005 wachsen die Bäume im europäischen Automarkt nicht in den Himmel – aber wir bewegen uns nach oben", schätzt Professor Ferdinand Dudenhöffer, Geschäftsführer des Prognoseinstituts B&D-Forecast. Nach 3,20 Millionen Neuzulassungen erwartet er 2005 einen Anstieg um 1,6 Prozent auf 3,25 Millionen neuzugelassene Fahrzeuge. "Der Tiefpunkt ist durchschritten, der Weg in die Normalität ist aber vor 2006 nicht erreicht", so Dudenhöffer.

Der Stuttgarter Vorstandsberater und Industrieexperte Karlheinz Knöss rechnet nicht damit, daß sich die Lage auf dem deutschen Automarkt 2005 wesentlich verbessern wird. Der Markt werde sich nach seiner Schätzung auf dem schwachen Niveau des Jahres 2004 mit 3,22 Millionen Neuzulassungen bewegen. Die Stagnation sei vor allem auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Konsumenten zurückzuführen.

"Obwohl das durchschnittliche Alter des Fahrzeugbestandes bei mehr als sieben Jahren liegt, schafft es die Automobilindustrie nicht, die deutschen Autofahrer zum Neuwagenkauf zu bewegen", sagt Knöss. Lege man für 2005 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent zugrunde, seien bei gleichzeitig weiterhin hoher Arbeitslosigkeit steigende Energie- und Kraftstoffpreise sowie politische Diskussionen über die Pkw-Maut kontraproduktiv. Die Hoffnungen der Hersteller konzentrierten sich bereits auf 2006. Dann rechnet auch Knöss mit 3,4 Millionen Neuzulassungen.