Niki Lauda kritisiert Rubens Barrichello

Die Parallelen waren unverkennbar: Mit gesenktem Haupt und sichtbar frustriert verließen David Coulthard und Rubens Barrichello den Nürburgring. Keine Feiern, kein großes Gerede. Sachen gepackt und weg. Während McLaren-Mercedes-Pilot Coulthard unverschuldet ausgeschieden war – er hatte in der 58. Runde des GP von Europa reaktionsschnell eine Kollision mit dem zu früh bremsenden Fernando Alonso verhindert, rollte aber ins Kiesbett -, stand dem drittplatzierten Ferrari-Fahrer Barrichello sogar auf dem Podium die Erkenntnis ins Gesicht geschrieben, dass er von Michael Schumacher weiter entfernt ist als jemals zuvor.

Die Boulevardpresse bezeichnet den Schotten und den Brasilianer bereits als "Enttäuschungen der Saison". Und vor dem Preis von Frankreich am Sonntag (6.7.) in Magny-Cours kommen Gerüchte auf, dass Ferrari-Nachwuchsstar und Testpilot Felipe Massa in der nächsten Saison das Cockpit seines Landsmannes Barrichello übernimmt. Ferrari-Offizielle wollen dazu keine Stellung nehmen. Allein: Dass Barrichellos Vertrag (bis 2004) noch nicht verlängert wurde, hilft nicht gerade, die Spekulationen zu beenden.

"Ich verstehe die Leistungen von Barrichello nicht," sagt auch Niki Lauda, der dreimalige Champion, "am Kopf kann es nicht liegen, denn er weiß, dass Schumacher schneller ist. Wahrscheinlich ist der neue Ferrari am Limit aggressiver zu fahren als der alte, und Schumachers Klasse kommt deshalb besser raus."

"Kimis Speed macht David fertig"

Auch Coulthard wird von Lauda kritisiert: "Der Speed von Kimi Räikkönen macht Coulthard fertig. Es muss frustrierend sein, wenn du mit dem gleichen Auto wesentlich langsamer bist und erkennen musst, dass dein Talent nicht mehr ausreicht. Mir ging es 1985 mit Alain Prost genauso, danach beschloss ich zurückzutreten."

So weit ist Coulthard indes noch nicht. Der Schotte wird auch 2004 im Silberpfeil sitzen. "David steht für Kontinuität", sagt McLaren-Chef Ron Dennis. "Er muss einfach wieder lockerer werden und instinktiv fahren", glaubt Managing-Direktor Martin Whitmarsh.

Indes: Die Hackordnung in beiden Teams ist längst klar. Schumacher ist und bleibt die Nummer eins bei Ferrari, Räikkönen der Star bei McLaren-Mercedes – und wenn es um den Titel geht, werden beide Teams auf ihre Nummer-eins-Piloten setzen.

Bei Ferrari scheint eine Stallorder, die offiziell nicht mehr erlaubt ist, gar nicht nötig – zu weit ist Barrichello von Schumacher weg. McLaren-Mercedes darf eher noch mal auf Topleistungen von Coulthard hoffen, klar ist aber: Das Team wird alles tun, um Räikkönen das Leben leichter zu machen. Ein Platztausch im Rennen ist zwar nicht erlaubt, bei nur sieben Punkten Rückstand von Räikkönen auf WM-Spitzenreiter Schumacher können Verbote jedoch elegant umgangen werden.

Um ein sichtbares Vorbeilassen im Rennen zu vermeiden, können die Strategen schon mal in die Trickkiste greifen. "15 Kilogramm Sprit mehr als geplant machen einen Fahrer chancenlos", philosophiert Sauber-Teammanager Beat Zehnder. "Der Befehl zur Boxencrew: "Überladet ihn!', könnte da im Ernstfall schon mal kommen."