Befreiung aus dem Unfallwagen
Wie komme ich hier raus?
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Eingeschlossen im Unfallwagen – das ist der Horror! AUTO BILD sagt, wie Sie sich befreien können und welche Werkzeuge dabei helfen.
Panik! Nackte Angst! Entsetzen! Wer in einem Unfallauto eingeschlossen ist, denkt nur eines: Nichts wie raus! Doch wie befreie ich mich aus einem Auto? Indem ich den Gurt zerschneide und die Scheibe einschlage. Ich habe es ausprobiert und Erstaunliches erfahren. Größe zählt nicht: Als ich die Seitenscheibe mit einem Stein einwerfen will, prallt er ab und fällt mir fast auf die Füße. Erst ein gezielter Schlag auf den unteren Teil des Fensters hilft. Folgende Punkte sind mir im Detail aufgefallen:
• Kraft allein reicht nicht: Der Hammer aus dem Werkzeugkasten ist kein Allheilmittel. Was bei alten, schwachen Fensterscheiben klappt, geht im Auto fast ins Auge. Der Hammer federt mit fast derselben Kraft zurück, mit der ich auf die Scheibe einschlage, drei-, vier-, fünfmal. Erst die spitze Seite des Hammerkopfes zerstört das Autofenster.
• Je spitzer das Werkzeug, umso größer der Erfolg: Egal ob Schlagbolzen mit Federkraft oder Dorn an einem Spezialmesser, je kleiner der Punkt, der auf das Glas trifft, umso leichter splittert es. Dann ist es auch egal, wo an der Scheibe Sie das Werkzeug ansetzen.
• Nicht jedes Rettungsgerät hilft zuverlässig. Beispiel: Das Gurtmesser Böker Magnum (25 Euro) ist höllisch scharf. Doch sein Dorn bricht auch beim zehnten Versuch das Glas nicht. Das gilt auch für die Stangen von Kopfstützen. Ihre Enden sind rund, nicht spitz. Anders dagegen das Böker Cop Tool (66 Euro) oder das ExiTool (27 Euro) von CRKT. Ihre Stahldorne zerbrechen das Glas ohne großen Kraftaufwand mit dem ersten Schlag.
• Offene Klingen sind im Notfall gefährlich: Die Gurtmesser müssen immer gekapselt sein. So schneiden sie nur Gurte. Beim Selbstversuch habe ich versehentlich die Schneide der ungeschützten Klinge gegen meinen Bauch gerichtet. In panischer Angst hätte ich mich wahrscheinlich verletzt.
• Die Glassplitter sehen zwar niedlich aus, etwa so wie Tee-Kandis, sind aber höllisch scharf. Ebenso der feine Glasstaub auf der Haut. Spülen Sie ihn am besten mit Seife unter fließendem Wasser vorsichtig ab.
• Der Nothammer im Handschuhfach oder der Türablage ist sinnlos. Kleben Sie ihn mit Klettband an die Mittelkonsole oder den Mitteltunnel. Dort haben Sie ihn immer griffbereit.
Die Scheckkarte als Nothammer
Klein wie eine Scheckkarte, stark wie ein Nothammer: Die Easy-Exit-Card von Cairon (www.cairon.com) wiegt nur neun Gramm, hat aber trotzdem durchschlagende Wirkung. Die nutzt das Prinzip jedes Nothammers: Eine Metallspitze trifft auf die Scheibe und lässt sie in zahlreiche Teile zerfallen. Bei der Easy-Exit Card, von der AUTO BILD einen Prototyp getestet hat, ist die Metallspitze in eine Art Scheckkarte eingegossen.

Die Easy-Exit-Card im Einsatz: Die Karte wird zurückgebogen und dann mit dem Dorn voraus gegen die Scheibe schnellengelassen. Der Dorn zertrümmert die Scheibe zuverlässig.
Bild: AUTO BILD
Die Scheckkarte bleibt auch bei Hitze und Kälte biegsam. Das ist wichtig. Denn um die Schreibe zu zertrümmern, wird die Karte mit dem zum Glas gerichteten Dorn auf die Scheibe gesetzt oder mit der dem Dorn gegenüberliegenden schmalen Kante in zwischen Gummi-Dichtung und Seitenfenster geschoben. Dann biegt man die Karte vom Autofenster weg und lässt sie gegen die Scheibe zurückschnellen. Dabei zertrümmert die Metallspitze zuverlässig das Autofenster. Bislang kann man die Easy-Exit-Karte noch nicht kaufen. Cairon arbeitet an Vertriebskonzepten.
Drei Fragen an die Feuerwehr
1. Kann ein Auto explodieren?
Brennende Autos explodieren in der Regel nicht. Manchmal blasen die Reifen Luft mit einem Knall ab, was aber nicht weiter gefährlich ist. Gasbetriebene Fahrzeuge haben entsprechende Druckschutzeinrichtungen, die den Überdruck abblasen. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass ein Auto explodiert.
2. Wie komme ich aus einem Auto heraus, das im Wasser untergeht?
Bleiben Sie ruhig. Autos versinken meist langsam. Die Türen bekommt man anfangs meist wegen der Druckunterschiede nicht auf. Warten Sie, bis das Auto fast versunken ist, dann können Sie die Türen öffnen und an die Oberfläche auftauchen. Man kann bei manuellen Fenstern versuchen, die Fenster zu öffnen, um dann die Türen öffnen zu können.
3. Wie verlasse ich ein Auto, das auf dem Dach gelandet ist?
Da Sie im Gurt hängen, würden Sie herunterfallen, sobald Sie ihn öffnen. Stützen Sie sich daher zunächst nach unten ab, bevor Sie den Sicherheitsgurt öffnen oder durchschneiden. Danach können Sie aus dem Auto krabbeln. Zu empfehlen sind hier Gurtmesser, die man in Griffweite anbringen kann. Ganz wichtig: Vergessen Sie nicht, wenn möglich, in allen Notlagen die Feuerwehr oder den Rettungsdienst über die europaweite Notrufnummer 112 zu alarmieren.
Fazit
Auch für Nothämmer und Gurtmesser gilt: Gutes Werkzeug ist alles! Der Kopf des Nothammers sollte auf einer Seite möglichst spitz zulaufen. Dann braucht man weniger Kraft. Das Gurtmesser muss gekapselt sein. Denn an offenen Klingen können Sie sich in Panik verletzten. Bei einem Notfall müssen Sie dann nur noch beherzt eingreifen.
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