VebeG – eine pralle Wundertüte

Behörden und öffentliche Dienststellen stehen ja eher im Ruf, etwas langweilig zu sein. Was ihre Fahrzeuge angeht, stimmt das jedoch auf keinen Fall: Vom kompletten Schiff über den Pistenbulli direkt vom Polareinsatz bis zur Kanzler-Limousine fährt im Staatsdienst so ziemlich alles rum, was Räder hat oder auch keine.

Und einiges davon ist durchaus auch für Privatleute interessant. Aber wie kommt man an so einen ausgedienten Polizeiwagen oder Bundeswehr-Iltis heran? Erste Adresse: die VebeG (Vertriebsgesellschaft für bundeseigenes Gerät). Eine pralle Wundertüte: Vom Schraubenschlüssel über die Hebebühne bis hin zum Hubschrauber versteigert sie fast alles, was einmal im Staatsdienst werkelte, fuhr oder flog und nun nicht mehr gebraucht wird.

Allein die Internetseite ist einen ausgiebigen Streifzug wert. Hier parkt die dicke S-Klasse, vielleicht vom Minister, nur einen Mausklick neben dem Gülleausbringer vom Staatsgut. Zwei Klicks weiter wartet ein Polizei-Motorrad Marke BMW auf Käufer, gleich dahinter ein VW Bus T3, den die Bundeswehr ausgemustert hat.

Besichtigung vor Ort

Wer auf den Geschmack gekommen ist und jetzt ernsthaft mitbieten möchte (siehe Seite 3), sollte eines bedenken: Die Fahrzeuge weisen oft – bis auf wenige Jahreswagen – hohe Kilometerlaufleistungen auf. Denn was unser gebeutelter Vater Staat abgibt, ist meist auch überreif dafür. Beim Bund beispielsweise werden die Fahrzeuge in ihren letzten Tagen häufig als Teileträger missbraucht oder weisen Unfallschäden auf.

Daher ist die erste Pflicht: eine Besichtigung des Objekts vor Ort. Das geht nach Absprache mit der Vebeg. Nach schriftlicher Abgabe des Gebots muss man sich in Geduld üben. Saust bei üblichen Versteigerungen der Hammer des Auktionators nach dem Zählen bis drei just in time auf den Tisch, geht es bei der Vebeg gemütlicher zu. Bis zum offiziellen Auktions-Ende weiß der Bieter nicht, ob sein Angebot den Zuschlag erhält.

Wenn ja, wird der Bieter benachrichtigt und aufgefordert, das Fahrzeug zu bezahlen und abzuholen. Problem beim verdeckten Bieten: die realistische Preiseinschätzung. Völlig Ahnungslosen hilft die Vebeg unter Tel. 069-7 58 97-3 10 oder -3 71 weiter, nennt Preise, die für vergleichbare Fahrzeuge in früheren Auktionen erzielt wurden. Diesen Service sollte man in Anspruch nehmen. Sonst könnte das Vebeg-Schnäppchen am Ende teuer werden.

Von A(uktion) bis Z(ulassung)

So wird versteigert Im Internet finden sich unter www. vebeg.de die Angebote der Vebeg, einschließlich einer kurzen Beschreibung des Fahrzeugs mit Standort und damit auch der Übergabestelle. Zusätzlich wird die Telefonnummer eines Ansprechpartners benannt. Geboten wird schriftlich per Fax oder Brief. Das höchste Gebot erhält den Zuschlag, Benachrichtigung per Post. Da viele Fahrzeuge beschädigt oder teilzerlegt sind, ist eine Vorbesichtigung empfehlenswert.

So kommen Sie zum Fahrzeugbrief Sonderfall Bundeswehr: Die Fahrzeuge besitzen keinen herkömmlichen Fahrzeugbrief. Denn registriert werden die Wagen nicht beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg, sondern bei der Zentralen Militärkraftfahrzeugstelle. Die gibt für jedes Fahrzeug eine ZMK-Bescheinigung aus. Soll die Neuerwerbung auf der Straße gefahren werden, muss ein Fahrzeugbrief her. Um das begehrte Papier zu erhalten, wird eine Fahrzeugbegutachtung nach § 21 der StVZO fällig.

Dabei untersuchen je nach Bundesland Prüfer von TÜV oder DEKRA den Wagen auf Verkehrssicherheit und erstellen ein Datenblatt. Kosten je nach Aufwand um 80 Euro. Ist alles in Ordnung, wird anhand des Gutachtens durch die Zulassungsstelle ein Fahrzeugbrief ausgestellt. Die verlangt noch zusätzlich eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Kraftfahrt-Bundesamt. Mit Schildern, den Kosten für die Abgas- und Hauptuntersuchung, Anmeldung und KBABescheinigung liegt man bei rund 188 Euro. Weitere Auskunft erteilen die Zulassungsstellen.