Den Bentley Continental GT , egal ob Coupé oder Cabrio, gab es bisher ausschließlich mit 635 PS starkem Zwölfzylinder. Eine Motorenstufe darunter gibt es jetzt das "Einstiegsmodell" mit V8-Benziner. Abstriche muss man dabei so gut wie keine machen: Das von uns gefahrene, mindestens 212.000 Euro teure Continental GT V8 Cabriolet bietet nahezu den gleichen erhabenen Auftritt wie der rund 40.000 Euro teurere W12-Bruder und steht diesem in Sachen Fahrleistungen nicht die Spur nach.

Auch mit dem V8 vermisst man im Bentley nichts

Bentley Continental GT V8 Cabrio
Kein Verzicht: Mit dem V8 geht der offene Continental GT in schlanken 4,1 Sekunden auf Tempo 100.
Der prächtig und sonor wummernde Vierliter-V8 leistet 550 PS (404 kW) und wuchtet knapp über 2000 Touren bereits sein maximales Drehmoment von 770 Nm auf die Kurbelwelle. Aus dem Stand spurtet der über 2,3 Tonnen schwere Koloss in 4,1 Sekunden auf Tempo 100 und ist mit 318 km/h Höchstgeschwindigkeit kaum langsamer als der imageträchtigere Dutzendzylinder mit 330 km/h Vmax. Auch Wünsche an die Querdynamik bleiben nicht unerfüllt. Dafür sorgt das komfortable, aber nicht zu schwammige Luftfederfahrwerk, dass sich entsprechend den Fahrmodi ebenso variabel anpasst. Wankbewegungen werden nicht immer komplett herausgefiltert, aber gerade in den Modi "Sport" und "Bentley" minimiert. Auf kurvenreichen Küsten- oder Bergstraßen kann die rasende Sonnenterasse ihre 2,3 Tonnen Leergewicht allerdings nicht kaschieren.

Selbst Kurvenfahrten beherrscht der offene Engländer

Bentley Continental GT V8 Cabrio
Querdynamiker: Das Fahrwerk schafft auch verschärfte Kurvenfahrt, die Lenkung könnte besser rückmelden.
Zudem dürfte die Lenkung gerade im Sportmodus noch direkter sein und mehr Rückmeldung von der Fahrbahn geben. Das achtstufige Doppelkupplungsgetriebe arbeitet gut, jedoch gerade im Komfortbereich nicht auf dem Niveau einer entsprechenden Wandlerautomatik. Die Position auf den sehr gut konturierten Ledersitzen ist dafür vortrefflich, wobei man seine Umgebung nicht nur im Sommer oben ohne genießen kann. Für kühlere Temperaturen und höhere Tempi auf Landstraße oder Autobahn gibt es eine starke Klimatisierung, Sitzheizung und Nackenfön. Was dem Bentley Continental Cabriolet fehlt, ist ein elektrisches Windschott, denn eine manuell ausklappbares Netzgestell hinter den Frontsitzen mag nicht so recht in die heutige Zeit passen. Zudem werden die beiden hinteren Sitzen zur Ablage für schickes Reisegepäck, wenn der lediglich 235 Liter große Kofferraum einmal nicht ausreichen sollte.
Technisch ist der Bentley Continental mit dem Porsche Panamera verwandt, was ihm jedoch selbstverständlich an keiner Stelle anzusehen ist. Von ihm stammen jedoch die technische Plattform mit  V8-Turbo, Achtgang-Doppelkupplung und Allradantrieb.

Der Innenraum schwelgt in markentypischer Opulenz

Bentley Continental GT V8 Cabrio
Hier gibt es reichlich Luxus und eine ganz erlesene Liste mit Extras. Was fehlen könnte, liefert Mulliner.
Typisch Bentley ist der Innenraum mit einer nicht enden wollenden Orgie in Leder oder Holz jeglicher Farbe. Allein für das Furnier werden pro Auto zehn Quadratmeter feinstes Koa- oder Eukalyptus-Holz verwendet. Für die Diamantmusterung der Sitze setzen fleißige Hände an Nähmaschinen 712 Stiche pro Raute und verwenden insgesamt 2,8 Kilometer feinstes Garn. Wer in der Aufpreisliste nicht die gewünschte Konfiguration findet, arbeitet diese mit der hausinternen Veredelungsabteilung Mulliner aus, wo Wünsche kaum Grenzen kennen. Zeitgemäß, aber nicht zu modern, präsentiert sich das Cockpit mit zwei 12,3-Zoll-Displays für Instrumente und den zentralen Multifunktionsbildschirm. Die Bedienung könnte dabei durchaus etwas flüssiger von der Hand gehen.
Wer das mächtige Stoffdach auf Knopfdruck in knapp 20 Sekunden schließt, macht das Cabriolet kurzerhand zum Coupé, denn das Geräuschniveau liegt Dank entsprechender Dachdämmung und Doppelverglasung auf dem exzellenten Niveau des geschlossenen Bruders.

Von

Stefan Grundhoff