Von Tobias Holtkamp Er trägt eine rote Kappe – und sein Herz auf der Zunge. Turbo-Legende Niki Lauda (55). Dreimal wurde der Österreicher Formel-1-Weltmeister, zweimal im Ferrari (1975/1977). Das BILD-Interview mit dem Schumi-Experten.

BILD: Schumi entspannt in Norwegen – weil 2005 wieder ein Selbstläufer wird? Lauda: Von wegen! Weil er weiß, daß er geil auf Siege sein muß, wenn es wieder losgeht. Michael macht's richtig: Der holt jetzt tief Luft – und bläst dann zur nächsten Titel-Attacke. Der Junge kriegt nie genug.

Also geht's für BMW und Mercedes wieder nur um Platz 2 und 3? Nein. Die anderen haben im neuen Jahr eine Riesen-Chance, Ferrari zu packen. Weil ihnen die neuen Regeln mit etwas Glück in die Karten spielen.

Was meinen Sie? Vor allem die neue Reifenregel. Die Gummis müssen 2005 das ganze Rennen halten. Deswegen wird in den Reifen-Fabriken gerade entwickelt wie noch nie. Es müssen harte und extrem haltbare Mischungen her.

Vorteil Bridgestone, also Ferrari? Oder Vorteil Michelin? Fakt ist, daß Michelin viel mehr Daten zur Verfügung stehen – z. B. von Mercedes, BMW, BAR und Toyota. Bridgestone hat ja nur noch Ferrari. Das könnte einen Vorteil für die Jäger bedeuten. Wir wissen ja, wie wichtig die Reifen mittlerweile sind. Die entscheiden über Sieg und Niederlage.

Wird Ralf bei Toyota glücklich? Ich hoffe es für ihn. Aber ich habe so meine Zweifel. Ralf muß Geduld haben. Denn was Toyota in den letzten Jahren gezeigt hat, war alles andere als überzeugend. Bei den Möglichkeiten muß einfach mehr kommen.

Stört es Toyota, daß Ralf nur noch bunte Schlagzeilen produziert? Sein Einstieg bei Beate Uhse, die Busen-OP seiner Frau ... Ich kann mir vorstellen, daß das bei den Japanern nicht gut ankommt. Aber bevor sie meckern, sollten sie lieber erst mal ein vernünftiges Auto an den Start bringen.

Wie stark ist Heidfeld im BMW? Heidfeld ist sauschnell. Sein Problem ist, daß er sich immer unter Wert verkauft. Der Bursche muß jetzt mal langsam den Mund aufmachen. Wenn BMW ihm das richtige Auto hinstellt, dann wird dieser Heidfeld Deutschlands neue Nummer zwei.

Tut sich Coulthard mit Red Bull einen Gefallen? Red Bull kann auf jeden Fall happy sein, ihn bekommen zu haben. Ob Coulthard auch glücklich wird, wird sich zeigen. Ich bezweifle, daß es ihm Spaß macht, nur noch aus den letzten Startreihen zu starten. Viel mehr ist für ihn bei Red Bull aber nicht drin.