BILD: Ist Ihr Bruder ein schlechter Verlierer? Ralf Schumacher: Nein! Michael ist ein Fahrer, der keinen Zentimeter Asphalt freiwillig hergibt. Er geht in jeder Situation bis ans absolute Limit – aber bestimmt nicht um jeden Preis.

Nimmt er zu seinem Vorteil Unfälle in Kauf? Natürlich nicht. Michael würde nie ein unkalkulierbares Risiko eingehen und sich oder andere ernsthaft gefährden.

Wie bewerten Sie das Duell zwischen Ihrem Bruder und Heidfeld? Wie ich das mitbekommen habe, war es einfach ein knallhartes Duell. Zu solchen Szenen gibt es natürlich immer zwei Meinungen. Und als beteiligte Person neigt man oft dazu, seine eigene Position überzubewerten. Das war bei mir in Japan 2003 genauso. Damals hatten Michael und ich auch zwei sehr harte Duelle auf der Strecke, und ich sah mich klar im Recht. Mit etwas Abstand habe ich die Szene dann etwas realistischer eingeschätzt.

Hat Ihr Bruder in Melbourne also alles richtig gemacht? Er ist bis ans äußerste Limit gegangen. Das hätte jeder gute Rennfahrer in dieser Situation genauso gemacht. Wissen Sie, warum mein Bruder so erfolgreich ist? Weil er so ist, wie er ist: Knallhart zu sich selbst und zu seinen Gegnern. Aber bestimmt nicht unfair.

Sie hätten sich in dieser Situation also genauso verhalten wie Michael? Ja. Ich hätte genauso reagiert. Michael hat alles richtig gemacht. Übrigens: Ich glaube kaum, daß sich Heidfeld in der Situation anders verhalten hätte.

War Ihr Bruder schon als Kind auf der Kartbahn so eiskalt? Ralf (grinsend): Auf jeden Fall ist er schon damals nur sehr ungerne Kompromisse eingegangen. Früh übt sich eben.