Papa steckt in der Klemme: Nicht nur, dass sonntags statt Bolzplatz immer öfter Babyschwimmen auf dem Stundenplan steht. Nein, viel schlimmer. Beim Autokauf muss er sein Kreuzchen jetzt auch noch bei Familientauglichkeit setzen – und nicht mehr bei Fahrfreude. Doch aus München naht die Kavallerie. Der neue BMW 218d Gran Tourer soll unter seiner braven Van-Haut beides vereinen und Spaß in den Kinderwagen zaubern. Ob das klappt, zeigt der AUTO BILD-Vergleich mit dem erfahrenen Familienfreund Opel Zafira Tourer 1.6 CDTI.

Mit dem Gran Tourer will BMW Spaß ins Vansegment bringen

BMW 2er Gran Tourer
Fahrdynamisch nah am Markenkern: Der Gran Tourer ist straff abgestimmt und geht zügig ums Eck.
Ihre Hausaufgaben in Sachen Platz und Praktikabilität haben die Münchner auf jeden Fall gemacht. Obwohl schmaler und kürzer als der Opel, klemmt hier nichts. Der Fahrer wird im BMW zwar traditionell enger umsorgt, spürt nicht ganz die Weite des Opel, doch dafür entschädigt das deutlich feinere und auch solidere Interieur. Einzeln verschieb- und klappbare Sitze bieten beide, genau wie eine dritte Sitzreihe. Die bietet Opel in der Ausstattung Innovation serienmäßig, BMW verlangt dafür 790 Euro Aufpreis. Auch beim Fahrwerk lässt sich BMW spüren – ganz ohne wehzutun. Die straffe Grundauslegung und die optionalen 18-Zoll-Räder mit 45er-Querschnitt (1400 Euro extra) leiten kurze Stöße zwar spür- und hörbar an die Fahrgäste weiter, der Gran Tourer leistet sich aber keine Ausfälle. Längere Bodenwellen reitet er ausgesprochen souverän ab, Kurven nimmt er willig und ohne allzu große Verneigung, selbst marode Kreisstraßen meistert der Bayer noch mit Anstand – hier spielt die dynamische Dämpferkontrolle für 500 Euro ihre Stärken aus.
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Opel lässt keine Zweifel am Charakter des Zafira Tourer

Opel Zafira Tourer
Klar positioniert: Der Opel Zafira Tourer will nichts anderes sein als ein komfortabler Familientranporter.
Der Zafira will gar keine Kurven kratzen, sondern Familien befördern. Sanft, sicher und souverän. Dank der adaptiven Dämpferregelung (980 Euro Aufpreis) gelingt ihm das auch. Der Opel fährt sich zwar eine ganze Klasse unsportlicher als der BMW und schaukelt bei forscher Fahrweise heftiger, er bietet aber mehr Federreserven und filtert fiese Fahrbahnschäden gelassener weg. Und zu diesem Schmusekurs passt dann irgendwie auch die viel zu indirekte Lenkung. Gemütlichkeit liegt dem Rüsselsheimer auch im Motoröl. Mit 136 PS aus 1,6 Litern müht sich der 1,7 Tonnen schwere Zafira mehr schlecht als recht. Nur bei der Laufkultur kann der kleine Opel-Diesel mit dem 218d mithalten, ansonsten zieht der Bayer locker vorbei. Sein Zweiliter-Diesel schickt muntere 150 PS an die Vorderräder, zerrt den über 100 Kilo leichteren Gran Tourer unter zehn Sekunden auf Tempo 100 und wirkt in jeder Drehzahllage aufgeweckter als der Ölbrenner im Opel.
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Auch die Achtstufenautomatik (BMW hatte keinen Testwagen mit Handschalter) macht ihre Sache deutlich besser als die manuelle Box im Zafira. Ein Punkteplus bringt das dem BMW aber nicht, denn die Automatik kostet satte 2100 Euro. Die Eigenschaftswertung geht klar an den Gran Tourer, der sich als ernsthafter Herausforderer für den nächsten VW Touran (kommt im September 2016) empfiehlt. Nur der Preis macht es am Ende noch mal spannend. Immerhin kostet der deutlich besser ausgestattete Zafira Tourer gut 8000 Euro weniger. Womit Papa wieder in der Klemme steckt – wie soll er das bloß im Familienrat durchboxen?

Fazit

Familien finden sowohl im BMW als auch im Opel einen zuverlässigen Partner. Wo der Zafira sich als gemütlicher Gleiter empfiehlt, zieht der Gran Tourer mit toller Fahrdynamik und modernem Multimediaangebot vorbei – trotz des hohen Preises.