Mit dem neuen 7er startet BMW im Spätherbst 2015 einen weiteren Versuch, zur Spitze aufzuschließen – mit einer Mischung aus alten Stärken und neuen Tugenden. Weil Luxuslimousinen vor allem in China und den USA gefragt sind, haben die Designer ein wuchtiges Auto mit viel Chrom-Deko auf die Räder gestellt. Während die Langversion ziemlich dick aufträgt, wirkt der kurze 7er deutlich knackiger.

Die mitlenkenden Hinterräder ermöglichen hohe Dynamik

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Video: BMW 7er (2015)

Erste Fahrt im neuen 7er

Bild: AUTO BILD
Passt prima, denn der Neue macht richtig Spaß! Ja, richtig gelesen, dieser Dampfer kann Speedboot. Der 7er ist deutlich agiler als eine Mercedes S-Klasse – und trotzdem viel geschmeidiger als ein Audi A8. Die elektromechanische Lenkung arbeitet aufmerksam und mit der gewünschten Rückmeldung, doch an die etwas artifizielle Gewichtung muss man sich erst gewöhnen. Dank mitlenkenden Hinterrädern hinterlässt sogar die Langversion im Kurvengeschlängel einen flinken und handlichen Eindruck. Der optionale xDrive-Allradantrieb optimiert Grip und Stabilität. Den sehr guten Fahrkomfort hätten die imposanten 20- und 21-Zöller vermutlich stark beeinträchtigt – mit 19-Zöllern war der 7er-Testwagen dagegen ausgesprochen kommod unterwegs. Nur bis 60 km/h dürfte die im Vergleich zum Vorgänger um bis zu 130 Kilo leichtere Limousine etwas sanfter anfedern und abrollen. Während die serienmäßige Luftfederung das Niveau rundum konstant hält, trotzen die schaltbaren Stabis (Aufpreis) der Querneigung in schnellen Kurven.
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Mit dem V8 unter der Haube explodiert der 7er geradezu

BMW 7er
Grundsatzfrage: Benziner oder doch lieber den Diesel für den 7er? Wir waren mit dem fetten V8 unterwegs.
Womit wir beim Thema wären: Ja, auch dieser BMW liebt lange Biegungen, enge Ecken, wechselnde Radien. Ein A8 mag noch sportlicher und spontaner sein, doch der Audi ist eben auch weniger mitteilsam. Im 7er lässt es sich dagegen herrlich räubern – aber stets präzise und ohne böse Überraschungen. Diese Transparenz schafft Vertrauen und Zuversicht. Auch die Bremse passt in das souveräne Gesamtbild. Das gilt neben der absoluten Verzögerung vor allem für das reaktionsschnelle Ansprechverhalten und die lässige Dosierbarkeit. Spannende Frage für alle Luxus-Käufer: den 7er als Benziner oder Diesel? Wir fuhren zuerst den 450 PS starken 750iL xDrive, der mit 650 Nm kräftig genug anschiebt, um seine zwei Tonnen Leergewicht in 4,4 Sekunden von null auf 100 km/h zu wuchten – leise und trotzdem explosiv, gelassen und vibrationsarm, insbesondere im Sportprogamm stets auf einer Wellenlänge mit der Achtstufenautomatik.Den V8-Normverbrauch von 8,5 Litern unterbietet der 730d allerdings um fast die Hälfte. Außerdem steht auch der Diesel-Reihensechser mit 265 PS und 620 Nm gut im Futter. Noch besser können das freilich der 320 PS starke 740d und der 750d, dem vier Turbos stramme 408 PS entlocken. Sie kommen aber wie der schnurrige V12, dem wir mindestens 544 PS zutrauen, erst zu einem späteren Zeitpunkt.

Der Spagat zwischen Sport und Komfort gelingt eindrucksvoll

BMW 7er
Bei aller Sportlichkeit ruht der 7er in sich selbst.

Übrigens: Anders als Audi und Mercedes, die ihre Top-Hybriden mit einem Sechszylinder verblocken, begnügt sich BMW künftig mit einem Mix aus Vierzylinder-Verbrenner und Power-Stromer. Die Gesamtleistung von 326 PS geht ebenso in Ordnung wie die CO2-Emission (49 g/km), doch wie der kleine Zweiliter-Motor in dem großen Auto klingt? Wir sind gespannt. Schon jetzt aber ist klar: BMW ist mit dem 7er ein großer Wurf gelungen. Sportlich wie kein zweites Modell in seiner Klasse, bleibt er trotzdem standesgemäß komfortabel und ruht in sich, wie es sich in der Liga der Luxusliner nun einmal gehört.

Von

Georg Kacher