BMW M3 CSL und Porsche GT3
—Der pure Leichtsinn
280-km/h-Version nur gegen Rennlizenz
Denn wird Newtons Grundgleichung der Dynamik nach b hin aufgelöst, ergibt sich Folgendes: b = k : m. Die Beschleunigung (b) steigt umso mehr, je größer die Kraft (k) und je kleiner die Masse (m) wird. Heißt: Je leichter und stärker ein Auto, desto schneller wird es. Logisch, oder?
Schluss mit Newton, rein in die Praxis. Name: BMW M3 CSL. Hubraum: 3,2 Liter. Leistung: 360 PS. Spitze: 250 km/h. Aber nur weil er nicht mehr darf. Die Chefs in München haben es verboten und verkaufen die 280-km/h-Version nur gegen Vorlage einer Rennlizenz. Egal, auch ohne freien Auslauf taugt der Leicht-M3 für den Superlativ Straßen-Rennwagen.
Unter der M3-CSL-Haube schuften 360 PS
So leicht, so gut: Seine echten Muckies hat der CSL unter der Motorhaube. Aus dem Reihensechszylinder quetschen die Ingenieure 17 PS mehr als beim Serien-M3 und erhöhen die Leistung auf 360 PS. Erreicht wird dieser Fabelwert neben klassischem Tuning wie schärferer Nockenwellen durch eine modifizierte Luftversorgung.
Wie in der Formel 1 wird die Luftmasse nicht gemessen, sondern berechnet. Beim Start ist davon nichts zu spüren. Aber wehe, der M§ CSL wird voll beschleunigt. Blitzschnell schießt er nach vorn. Nur 16,8 Sekunden braucht er von null auf 200 km/h. Auch das ein Topwert.
Kurvenspaß wie im Renntourenwagen
So ist die Gasannahme über das gesamte Drehzahlband spontaner. Das Ansauggeräusch extrem kernig. Damit nicht genug: Der CSL verfügt zudem über ein verfeinertes SMG-Getriebe mit Lenkradtasten.
Sechsstufig lässt sich die Schaltzeit bis auf maximal 0,08 Sekunden verkürzen. Ein Zug an der rechten Taste, die Nadel fällt blitzartig nach links, stürmt aber sofort wieder Richtung 8000/min. Noch genialer ist das Anbremsen einer Kurve. Voll rauf aufs Pedal und gleichzeitig zweimal linke Taste ziehen. Wütend kläfft der M3 CSL mehrfach mit Zwischengas, um nach der Biegung mit metallischem Gekreische weiterzustürmen. Neu ist auch die M-Track-Funktion. Per Tastendruck am Lenkrad ist das ESP dadurch bis auf ein Minimum unterdrückbar.
Der Porsche GT3 rennt 306 Sachen
Bei 6000/min stürmt er sogar noch in einen zweiten Frühling und musiziert bis zur 8200/min-Marke. Das sind 400 Touren und 61 PS mehr als ein Carrera 2. Der 320-km/h-Tacho reicht knapp aus. Noch Fragen? Aber sicher! Wer ist denn nun schneller? M3 CSL oder GT3? Das rauszufinden ist purer Leichtsinn und geht nur auf der Rennstrecke. Und dort – Tusch! – liegt die Niere vorn. Im Motopark Oschersleben ist der CSL eine Sekunde schneller.
Auf der Nürburgring-Nordschleife liefern sie sich ein Kopf-an-Kopf-Duell. Fakt ist: Beim Ritt durch die grüne Hölle bleibt ein versierter Fahrer in beiden Autos unter acht Minuten. Kenner wissen: Das ist schnell. Verdammt schnell sogar. Die Haftgrenze liegt sensationell hoch. Der M3 CSL hat serienmäßig Cupreifen von Michelin und bleibt im Grenzbereich neutraler und verzeiht Fahrfehler eher. Mehr Probleme gibt es da im GT3. Setzt das Heck zum Hüftschwenk an, ist es meist zu spät.
240 km/h im Carrera RS 2.7 schon 1973
Auch vor 30 Jahren hatte das leichte Gewerbe Konjunktur. Porsche speckte damals seinen 911 radikal ab und motzte den 2,4-Liter-Motor zum Carrera RS 2.7 auf. Alles, was nicht nötig war, flog raus: Rücksitze, Türtafeln, sogar die Zeituhr musste dran glauben. Mit nur 1110 Kilo Gewicht, 210 PS und Tempo 240 war er 1973 der leistungsfähigste Serien-Pkw aus Deutschland.
Optisch wie stimmlich besteht der RS den Vaterschaftstest. Tapfer sägt sein luftgekühler Boxer gegen das Bollern seines Erben an. Mithalten kann er natürlich nicht. Schon nach der ersten Kurve ist klar: Der Vergleich ist unfair. Einen Tangotänzer schickt man nicht zum Hiphop-Festival. Der Schwof mit dem 911-Oldie will gelernt sein. Nervös zuckt er mit dem Hintern, und nur ein eingespieltes Paar bleibt auf dem Parkett. Wer richtig führt, hat aber genauso viel Fahrspaß wie beim Techno-Spektakel mit dem GT3.
BMW 3.0 CSL ist der Walzerkönig im Quartett
Auch bei den beiden BMW sind die Erbanlagen offensichtlich. Nur bei der Silhouette muss man sich Mühe geben, im CSL von gestern schon einen M3 von heute zu erkennen. Die zierlichen Dachpfosten und die elegante Karosse wirken im direkten Vergleich barock. Trotzdem: Der CSL-Oldtimer war wie der RS Pionier im Leichtbau und verkörpert das sogar im Namen (CSL: Coupé, Sport, Leichtbau).
Alutüren und -hauben, dünneres Blech, kein Antidröhnmaterial, Heckstoßstange aus Kunststoff – der CSL ist rund 200 Kilo leichter als das Basismodell 3.0 CSI. Kombiniert mit dem 200-PS-Einspritz-Sechszylinder war das Coupé 1973 ein Leichtbau-Sportwagen erster Güte. Damit nicht genug: In seiner letzten Ausbaustufe bekam der CSL noch sechs PS mehr Leistung sowie Flügel und Spoiler. Geschichte wiederholt sich eben doch. Und kann so spannend sein wie Mathematik.