BMW M340i Touring, Mercedes-AMG C 43 T-Modell: Sport-Kombis im Test
Reihensechser gegen Vierzylinder: M340i Touring trifft auf C 43 T

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BMW gegen Mercedes – da geht es ums Prestige. Erst recht, wenn mit M340i gegen AMG C 43 ein feiner Reihensechser auf einen Vierzylinder trifft.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Übertragen wir dieses Derby auf den Fußball – man würde von einem Spitzenspiel sprechen. Im AUTO BILD-Vergleichstest stehen diesmal auf dem Platz: zwei der potentesten Straßensportler aus der edlen Mittelklasse. Die Frage ist nun: Welcher ist der bessere Stürmer? Der BMW M340i Touring – oder der Mercedes-AMG C 43 T-Modell?
Beide also als Kombis nicht nur Lademeister, sondern mit Blick auf die pumpenden Treibsätze auch echte Kraftpakete. Der M340i steht mit dem seit 2019 bekannten Reihensechszylinder gut im Saft. Er schöpft aus drei Liter Hubraum 374 PS.
Mercedes mit mehr PS
Im ebenbürtigen C 43 arbeitet ein Vierzylinder mit 408 PS. Im Boost legt er dank Riemenstartergenerator und 48-Volt-Technologie noch mal 14 PS zu.

Zwei echte Kombi-Kraftpakete: Der BMW mobilisiert 374 PS, der Mercedes schickt dank Elektro-Boost sogar 422 PS auf die Straße.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Beide verteilen ein maximales Drehmoment von 500 Newtonmetern an alle vier Räder. Und so steht es 6:4 für BMW, was die Zylinder angeht, aber auch 412 zu 374 PS für Mercedes.
BMW siegt im Sprint
Auf unserer hauseigenen Teststrecke zeigen die Messungen, dass das reine Muskelspiel nicht immer zum Erfolg führen muss. Der M340i beschleunigt aus dem Stand in 4,4 Sekunden auf Landstraßentempo, während der C 43 sich hierfür 4,6 Sekunden genehmigt. Das lässt sich getrost als Kleinigkeit abtun, deutlicher wird der Unterschied beim Sprint auf Tempo 200. Hier jagt der BMW dem Mercedes fast eine ganze Sekunde ab – da bebt nicht nur der Stammtisch.

Trotz geringerer Leistung nimmt der BMW dem Benz bis Tempo 100 zwei Zehntel ab, bis 200 km/h sogar fast eine Sekunde.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Wo der Benz die Zeit am Ende verschenkt, ist kaum auszumachen. Im Antritt kann es nicht sein, obgleich das Getriebe des Mercedes gerade in den unteren Fahrstufen viel unentschlossener ist als das ZF-Automatikgetriebe des Bayern, das eine ganz famose Arbeit in allen Fahrsituationen leistet.
Fahrzeugdaten
Modell
BMW M340i xDrive Touring
Mercedes-AMG C 43 4Matic T-Modell
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Partikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebremst/ungebremst
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Genau wie das Fahrwerk. Ein M-Sportfahrwerk sorgt beim M340i für knackige Federwege, die aber im Fahrmodus Comfort so viel Luft lassen, dass die Insassen auch mit schnell aufeinander folgenden Bodenwellen auf Landstraßen oder Kopfsteinpflaster leben können, ohne dass die Plomben wackeln.
Im Mercedes-AMG steckt Härte
Der AMG, ebenfalls mit einem Sportfahrwerk bedacht, ist da anders drauf. Fährt man mit ihm dieselbe Strecke im Comfort-Modus, dann schüttelt er die Insassen durch wie ein Barkeeper den Cocktail. Anders reagieren Fahrwerk und Federung auf Querfugen oder tief im Asphalt liegende Gullydeckel. Die bleiben in den 20-Zoll-Rädern hängen und gehen direkt ins Mark der C 43-Besatzung.

Knackig abgestimmt: Fahrbahnunebenheiten reicht der C 43 an die Passagiere weiter. Für den Rundkurs ist das aber ok.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Das ist eben AMG und kommt dem Schwaben vor allem im Zusammenspiel mit der Gesamtsteifigkeit der Karosserie auf dem Rundkurs entgegen. Zumal hier ohnehin die maximale Härte im Sport-Modus gewählt wird.
Mercedes-Lenkung ist perfekt
Auf der Rennstrecke profitiert der AMG auch von seiner Lenkung, die nicht nur vom Handmoment, sondern auch von der Direktheit nahezu perfekt ist. BMW lässt bei der Lenkung ebenfalls nichts anbrennen, ist aber aus der Mitte heraus gewohnt spitz. Das machte den M340i bei schneller Fahrt nervöser.
Messwerte
Modell
BMW M340i xDrive Touring
Mercedes-AMG C 43 4Matic T-Modell
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
0–200 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung vorn/hinten
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Bei der Zeitenjagd am Contidrom holt sich der hellwache M340i dennoch 0,56 Sekunden Vorsprung, weil der Benz stärker untersteuert. Nun mag sich mancher fragen, wer denn mit diesen mindestens 80.000 Euro teuren Straßen-Boliden auf die Rennstrecke geht? Es werden wenige sein, aber die, die es wollen, können es.
Beim Verbrauch siegt BMW
Mit Blick auf die Alltagsnutzung wird die Frage interessanter sein, wer weniger Sprit über die 100-Kilometer-Distanz konsumiert. Auch das haben wir natürlich gemessen, und das Ergebnis erstaunt. Im Zuge des viel gelobten Downsizings müsste der Vierzylinder im Benz, der vom Startergenerator unterstützt wird, eigentlich weit vor dem Sechsender aus Bayern liegen.

Weniger durstiger Dreier: Trotz des größeren Motors braucht der BMW auf 100 Kilometer weniger Sprit als der Mercedes.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Aber weit gefehlt. Der 340i überzeugt mit einem gemessenen Testverbrauch von 9,4 Litern, während der Benz über die gleiche Distanz mit 11,2 Litern deutlich durstiger ist.
Das Platzangebot ist nahezu gleich
Ansonsten ist der Wettkampf recht ausgeglichen und findet auf Augenhöhe statt. Sowohl BMW als auch AMG gehen mit ausgezeichneten Sportsitzen an den Start, wobei die Performancesitze des Letztgenannten mit 4463 Euro extra bezahlt werden müssen. Manko im Alltagsbetrieb ist, dass man sich über recht hohe Seitenwangen auf den Sitz schieben muss. Die BMW-Bestuhlung ist da deutlich leichter zu entern.

Kein Unterschied: Es ist egal, ob man im AMG (Bild) oder im BMW hinten sitzt. Auch die Kofferräume bieten gleich viel Platz.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Für Mitreisende in der zweiten Reihe ist es egal, ob sie im Affalterbacher Sportler oder im M-gepflegten Bayern Platz nehmen. Die Raumverhältnisse sind nahezu gleich. Das gilt auch für den Kofferraum. Man kann dem BMW zugutehalten, dass er mit seiner separat zu öffnenden Heckscheibe auch auf diesem Weg den Zugriff auf das Gepäckabteil erlaubt. Dafür hat der Schwabe dann mehr Platz im doppelten Ladeboden.
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Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Auch bei den technischen Beigaben herrscht weitgehend Gleichstand. Da wären das große Curved Display im BMW, das sich gegen den hochkanten Hauptscreen im AMG stellt. Was besser ist? Geschmackssache. Im Benz regiert hier der Finger, im BMW der iDrive-Controller. Reden kann man mit beiden. Die Ansprache lautet "Hey Mercedes" beziehungsweise "Hey BMW".
Der Sieg geht an den M340i
Am Ende gibt es dennoch einen recht eindeutigen Gewinner – und der heißt M340i Touring. Während Mercedes auf der sportlichen Seite mächtig Gas gibt, leistet er sich bei Verbrauch sowie bei Anschaffungspreis und Unterhalt einfach zu viele Fehlschüsse. Am Ende geht BMW also mit einem souveränen 6:4 als Sieger vom Platz.
Fazit
Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Und dennoch lässt der AMG auf der Gesamtstrecke Pünktchen für Pünktchen liegen. So ist es am Ende ein recht klarer Sieg für den BMW, und man darf sich in Affalterbach die Frage stellen, ob es nicht besser gewesen wäre, den Sechszylinder im Programm zu lassen.
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