Wenn Sie, liebe Leser, in den letzten Jahren regelmäßig unserer Gebraucht-Kaufberatungen gelesen haben, dann kennen Sie das Folgende nur zu gut: desillusionierendes Aufzählen von Schwachstellen, miese Quoten in der Pannenstatistik, erschreckende Rostanfälligkeit schon bei noch jungen Fahrzeugen. Unser Gebraucht-Kandidat des Monats ist der 2013 eingeführte BMW X5 der dritten Generation. Und nun holen wir tief Luft, um mit der traurigen Aufzählung unzähliger Problemzonen zu beginnen – um sogleich wieder ganz entspannt auszuatmen. Denn dieses Modell ärgert seine Besitzer offenbar so gut wie nie: praktisch keine Startversager, praktisch keine Pannen unterwegs, keine Korrosionsstellen und nur ganz selten teure Schäden an der Technik. Alles jedenfalls unterhalb der statistischen Wahrnehmungsgrenze von einem Prozent.

BMW X5 III mit 400.000 Kilometern? Ja, die gibt's

BMW X5
Alle X5 III erfüllen seit Modellstart die EU6-Norm. Der AdBlue-Tank der Diesel fasst 15 Liter.
Ist das denn die Möglichkeit? Ja, ist es. Und nicht weiter verwunderlich, denn der seit 2013 gebaute und jetzt vor der Ablösung stehende BMW X5 Nummer 3 war technisch eher eine moderate Weiterentwicklung seines Vorgängers als eine revolutionäre Neukonstruktion. Freunden von unterm Blech solider Hausmannskost kann das nur recht sein. Denn der Verzicht auf zeitgeistige Wundertechnik fördert die Problemlosigkeit von Autos bis ins hohe Alter, selbst bei beträchtlichen Laufleistungen. Eine wichtige Erkenntnis für Gebrauchtkäufer, denn dieser X5 gehört offenbar zur Gruppe der ausgesprochenen Vielfahrerautos. Zahlreiche Leser haben bereits die 250.000-Kilometer-Marke hinter sich gelassen; mehrere spulten bereits sogar mehr als 400.000 Kilometer ab. Selbst diese Dauerläufer rennen in der Regel mit dem ersten Motor (fast immer 30d oder 40d), dem ersten Getriebe (Achtstufen-Wandlerautomatik von ZF) und weit überwiegend auch dem ersten Anlasser und dem ersten Generator zu ihren Zielen in ganz Europa. Einer dieser Kilometer-Könige nutzt seinen X5 30d zu 90 Prozent zum Ziehen eines über drei Tonnen schweren Anhängers. Andere schätzen den im Verhältnis zu den Fahrleistungen niedrigen Dieselverbrauch und sind eher sehr zügig unterwegs.
Überblick: Alles zum BMW X5

Federbrüche sind nur bei gutem Licht zu sehen

BMW X5
Ein altes X5-Leiden ist der Ölverlust. Deshalb sollten Interessenten den Stamm-Stellplatz des Wagens checken.
Gibt es denn gar nichts zu meckern? Doch, gibt es schon. Die mit acht Prozent nicht hohe, aber im Falle des X5 III eben höchste Beschwerdequote betrifft ein altes X5-Leiden: Ölverlust. Schon die erste (ab 1999) und zweite Generation (ab 2006) waren und sind davon überdurchschnittlich oft betroffen. Und auch für Generation 3 kassieren nicht wenige Besitzer eine Mängelrüge bei der Hauptuntersuchung. Deshalb ist es bei der Besichtigung eines gebrauchten X5 ganz wichtig, den Boden seines Stamm-Stellplatzes zu untersuchen. Außerdem auch die Unterseite von ölhaltigen Aggregaten vor und – ganz wichtig – nach der Probefahrt. Denn Schlawiner säubern die Unterseite ihres X5, bevor ein Interessent kommt. Zweiter X5-Schwachpunkt, der ebenfalls bei einer seriösen Hauptuntersuchung auffallen müsste: gebrochene Schraubenfedern im Fahrwerk. Lenkung und Achsgelenke halten bei diesem X5 erstaunlich lange, aber die Federn brechen zuweilen nach nur wenigen Jahren. Insider vermuten hier den Einfluss des heutzutage besonders aggressiven Streusalzes bei gleichzeitig empfindlicher gewordenem Federstahl.

Bei der Vollkasko geht's in eine enorm hohe Typklasse

Auch sollten alle elektrischen Verbraucher auf korrekte Funktion geprüft werden. Das gilt vor allem für das Navigationsgerät, das Karten-Updates offenbar nicht immer schadlos übersteht, sowie die Scheinwerfer. Vorrangig die Xenonleuchten bereiten gern mal Schwierigkeiten: einseitige Ausfälle, Farbabweichungen, Flackern. Über zwei Dinge regen sich die X5-Besitzer besonders häufig auf: viele über die horizontal geteilte Heckklappe (16 Prozent), ganz viele über die Versicherungsprämien (47 Prozent). Das ist verständlich, denn der X5 wird von den deutschen Versicherungen vor allem bei der Vollkasko in eine enorm hohe Typklasse eingestuft, die sonst bei 300 km/h schnellen Supersportwagen üblich ist. Mit den Werkstätten sind 84 Prozent der X5-Besitzer dagegen zufrieden. Und das trotz des Preises von durchschnittlich 680 Euro für eine große Inspektion. Die Frage nach der Wahl des nächsten Autos fördert eine erstaunliche Markentreue zutage. 59 Prozent wollen sich wieder einen X5 zulegen – ein tolles Ergebnis. Einziger echter Konkurrent ist hier der Porsche Cayenne mit 14 Prozent.

Bildergalerie

Gebrauchtwagen-Test BMW X5 III
Gebrauchtwagen-Test BMW X5 III
Gebrauchtwagen-Test BMW X5 III
Kamera
Gebrauchtwagen-Test BMW X5 III

Fazit

von

Martin Braun
Eine technische Revolution war der X5 III nicht, und die technisch interessante Hybridversion ist extrem selten zu finden. Das macht diesen BMW zu einem problemlosen Gebrauchtkauf mit nur wenigen kleinen Macken.

Von

Martin Braun