Die M GmbH in München hat sich mit dem BMW XM zum 50. Geburtstag selbst beschenkt. Als die ersten Bilder gezeigt wurden, brach hierzulande ein Sturm der Entrüstung los. Die Schmähworte sollen hier nicht wiederholt werden, denn sie waren teils schon recht bösartig. Hinzu kam der Vorwurf, dass man bei der Sportabteilung von BMW mit diesem Auto die "Zeitenwende" hin zur E-Mobilität verpennen würde.
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Die ersten Angriffe, die Optik betreffend, konterte man bei M mit der Bemerkung, dass mit dem Design bewusst polarisiert, ja sogar provoziert werden soll. Das ist gelungen. Und auch der Wunsch, mit dem XM etwas zu präsentieren, das nicht von der Stange kommt, darf als geglückt verbucht werden. 
BMW XM
Der BMW XM ruht auf der Plattform des X5, ist mit 5,11 Metern aber knapp 20 Zentimeter länger.
Bild: Uwe Fischer, BMW


Bei der zweiten Anschuldigung berief sich die M GmbH darauf, dass man neben dem nagelneuen, die Euro-7-Norm erfüllenden 4,4 Liter großen Achtzylinder eben auch eine 25,7 kWh leistende Batterie und einen Elektromotor in den XM verfrachtet hat. Das macht das wuchtige SUV zum Plug-in-Hybrid und befähigt es im besten Fall, knapp 90 Kilometer rein elektrisch zu fahren. Mit 7,4 kW kann geladen werden, was den Akku an der richtigen Dose in vier Stunden und 25 Minuten wieder vollständig unter Spannung setzt.

Der BMW XM produziert "Iconic Sounds" oder V8-Klänge

Die elektrische Fahrt im BMW XM ist natürlich nicht nur emissionsfrei, sie ist auch flüsterleise. Innen hingegen kann sich der Elektrofreund mit den "Iconic Sounds" beschallen lassen, die Hollywood-Komponist Hans Zimmer für die E-Autos von BMW ersonnen hat. Aber wer M kennt, wer die US-amerikanische V8-Liebe kennt, der weiß natürlich, dass das nicht der Sound ist, der im Land der unbegrenzten Möglichkeiten begeistert. Der kommt aus vier armdicken Rohren am Heck und wird von der Sportabgasanlage intoniert.
Es fällt schwer, dieses Feuerwerk zu beschreiben, das losgeht, wenn der XM mit Vollgas antritt, um weit ausgedreht die nächste Schaltstufe zu zünden. Auf jeden Fall ist das weit entfernt von dem früher so gern zitierten "Schubblubbern" der BMW-Boliden. Auf der ersten Fahrt schoss der XM alles von der Straße, was sonst noch mit einem V8 Laut geben konnte. 
BMW XM
Fahrtechnisch ist der XM trotz seiner 2,7 Tonnen Gewicht eine Ausnahmeerscheinung.
Bild: Fabian Kirchbauer, BMW


In Summe ist der XM also ein extravaganter und bärenstarker Luxusliner, der zudem dank seiner M-Gene so zackig wie ein Rennwagen beschleunigt. Schlanke 4,3 Sekunden dauert es, bis Tempo 100 erreicht ist, und in der Spitze sind abgeregelt 250 km/h drin. Das muss auch gar nicht verwundern, denn die Motorenkombination tritt 2023 in Form des M Hybrid V8 auch in der nordamerikanischen IMSA WeatherTech SportsCar Championship an. 

Trotz seiner 2,7 Tonnen geht der BMW XM zackig ums Eck

Im XM leistet der Achtzylinder 489 PS, der E-Motor steuert weitere 197 PS bei, was für eine Systemleistung von 653 PS und ein maximales Systemdrehmoment von 800 Newtonmeter reicht. Das wird von einer von M überarbeiteten 8-Gang-Automatik und dank E-Unterstützung nahezu verzugsfrei an alle vier Räder weitergereicht.
Nun könnte man annehmen, dass die sich ungemein spontan entfaltende Kraft bei 2,7 Tonnen Lebendgewicht des XM lediglich für eine Längsbeschleunigung beim Drag-Race taugt. Aber weit gefehlt. Die M-Ingenieure haben sehr darauf geachtet, dass es mit dem Flaggschiff auch zackig ums Eck geht.
BMW XM
In 4,3 Sekunden beschleunigt der BMW XM aus dem Stand auf Tempo 100.
Bild: Uwe Fischer, BMW


Dafür sorgt neben elektronisch geregelten Stoßdämpfern und mitlenkenden Hinterrädern ein Fahrwerk, das Fahrer und Insassen das üppige Gewicht vergessen lässt. Hinzu kommt ein Hinterachsantrieb mit M Sportdifferenzial. Und so kann der XM im 4WD Sport-Modus, bei einer deutlich hinterachsbetonten Kraftverteilung, so lustig schwänzeln wie der Lumpi, wenn das Frauchen kommt. 

Dabei hat der Pilot aber nie das Gefühl, er würde den hochbeinigen Straßenkreuzer im nächsten Moment im Graben ablegen. Sanft untersteuernd bringt er den XM dank Integral-Aktivlenkung immer wieder in die Spur zurück. Wer hier den Sportmodus wählt, profitiert von einem sich fein und straff aus der Mitte heraus bewegenden Lenkmoment mit Sportwagenattitüde. In "Comfort" öffnet sich das Ganze, wird leichtgängiger, bleibt aber zielgenau und hat immer noch ausreichend Rückmeldung für den Fahrer. 

Dank Wankstabilisierung ist das SUV immer in der Waage

Und weil wir gerade beim Komfort sind: Damit die Reisenden in der zweiten Reihe in den Kehren nicht ungebührlich hin und herkullern, gibt es eine mit 48-Volt-Technik unterstützte Wankstabilisierung, die den XM auch in sportlichen Momenten in der Waage hält. 
BMW XM
Dank eines Radstands von 3,10 Metern gibt es für die Reisenden im Fond Lounge-Atmosphäre.
Bild: Uwe Fischer, BMW

Dank eines Radstands von 3,10 Metern und einer Batterie, die in Unterflurbauweise dazwischenliegt, herrschen im Fond des XM extrem üppige Platzverhältnisse. Und so bietet der XM praktisch ein Sport- und ein Luxusabteil. Vorne ist alles auf M ausgerichtet. Da gibt es die roten M-Tasten am Lenkrad, die mit den selbst konfigurierten Abstimmungen für Dämpfer, Lenkung, Getriebe und Motor belegt werden können, und große Schaltwippen für den ambitionierten Fahrer. 
Hinten finden die Fahrgäste auf einer Sitzbank mit beheizbaren Seitenwangen ihren Platz. Lehnen sich die Reisenden zurück, dann sehen sie – und das ist einzigartig – einen extravagant beleuchteten Dachhimmel mit dreidimensionaler Prismenstruktur. Zudem ist der gesamte Innenraum mit erstklassigen Materialien ausgestattet. Egal wo man anfasst, in welchen Ecken sich die Finger verlieren, es ist ein haptisches Vergnügen. 
BMW XM
Auch in der Seitenlinie ist der BMW XM extravagant und ein wenig provokant.
Bild: Uwe Fischer, BMW

Der BMW XM zielt auf eine junge Käuferschaft

Dass das alles seinen Preis hat, verwundert nicht. Wer hierzulande auf einen XM scharf ist, der muss mindestens 170.000 Euro bereithalten. Aber keine Angst, die Hauptabsatzmärkte für den XM sind, wie könnte es anders sein, die USA und China. Allerdings ist es schon erstaunlich, dass das Durchschnittsalter der Käufer im Reich der Mitte zwischen 18 und 22 Jahre liegt. 
Überhaupt soll der XM im gesamten BMW-Portfolio mit Abstand die jüngsten Käufer haben. Und so dürfte die oben angeführte Schelte den sportlichen Bayern ziemlich wurscht sein, denn die Rechnung des provokanten, extravaganten und vor allem sportlichen M-Luxusliners scheint voll aufzugehen.
Holger Preiss
Mit dem BMW XM hat die M GmbH klare Zeichen gesetzt. Man will im Segment der SUV mitspielen, aber auf keinen Fall so aussehen wie die Konkurrenz. Extravagant und provokativ von außen, sportlich für den Fahrer und ein Luxusliner für die Reisenden der zweiten Reihe. Das alles ist der BMW XM, und dazu ist es den M-Ingenieuren noch gelungen, einen 2,7 Tonnen schweren Plug-in-Hybrid mit V8 und E-Antrieb in eine echte Fahrmaschine zu verwandeln. Der Preis ist mit 170.000 Euro eine Ansage. Deshalb wird der XM keine Massenerscheinung auf den Straßen werden. Auch nicht auf denen in den USA oder China.