Ein BMW Z3 mit fettem V12 unter der Haube – kann das funktionieren? Wo bisher maximal ein Sechszylinder-Reihenmotor Platz finden musste? Diese Frage stellten sich die BMW-Bosse 1999 und beauftragten Dr. Gerhard Schmidt, damals Bereichsleiter Antriebsentwicklung, das auszutesten. AUTO BILD erzählt die Entstehungsgeschichte des V12-Roadsters.

Der V12 passte überraschend gut in den Z3

Riesiger Motor, kleines Auto
Kühler, Ölpumpe, Ölwanne, Auspuffkrümmer und Motorsteuerung wurden modifiziert.
Erste Erkenntnis der Entwickler damals: Der große M73-Motor, der serienmäßig im BMW 7er und im Rolls-Royce Seraph zum Einsatz kam, passte in der Länge erstaunlich gut in den Motorraum des kleinen Roadsters. Und nachdem einige Zusatzaggregate einen neuen Platz fanden haute es auch in der Breite hin. Kühler, Ölpumpe, Ölwanne, Auspuffkrümmer und Motorsteuerung mussten modifiziert und die Federn verstärkt werden. Ein Sechsgang-Getriebe aus dem 850 Ci ersetzte das Fünfgang-Getriebe des Z3 M.

Nur fünf PS mehr als der Z3 M

Mit 326 PS verfügte der Z3 V12 gerade mal fünf PS mehr als der erste Z3 M. Dafür gab es aber 490 Nm maximales Drehmoment (Z3 M: 350 Nm) und bereits 400 Nm Drehmoment bei 1000 Umdrehungen. BMW gab die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h mit 5,5 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit mit 263 km/h. So weit, so gut: Allerdings veränderte der V12 mit 90 Kilo mehr Gewicht gegenüber dem Reihensechser die Gewichtsverteilung dramatisch: von nahezu 50:50 auf 70:30 – was sich logischerweise negativ aufs Fahrverhalten auswirkte. Ebenso die Hinterachse aus dem 3er E30, die auch "Witwenmacher" genannt wurde. Und der Umstand, das man bei Bereifung des M-Modells blieb.

Der Z3 V12 war kaum zu bändigen

Riesiger Motor, kleines Auto
Selbst auf geraden Straßen ist das Heck des Z3 V12 bei voller Beschleunigung nicht zu kontrollieren.
Das Kurvenverhalten war laut Zeitzeugen katastrophal – der Wagen untersteuerte fast unkontrollierbar schon bei geringer Geschwindigkeit. Die Räder drehten unter Last noch im dritten Gang durch, das Heck brach bei höherem Tempo aus. Und nicht nur das: Selbst auf geraden Strecken war das Heck bei voller Beschleunigung nicht zu kontrollieren. Die größten Probleme waren jedoch thermischer Natur: Die Enge im Motorraum ließ die Sensoren überhitzen, was den Motor an den Rand des Totalausfalls brachte. Zusätzlich hing die massive Ölwanne deutlich tiefer als in den M-Modellen und setzte ständig auf. Unterm Strich also kein Wunder, dass der Z3 V12 keine Zukunft als Serienauto hatte.

Von

Helmut Werb