Der BMW Z4 M40i verbindet alte Tugenden mit der Technik von heute. Vor allem hat er ein ganz großes Herz. AUTO BILD hat den Roadster getestet.
Frontantrieb, Dreizylinder, Doppelkupplungsgetriebe ... Wie alle Hersteller ist auch BMW eingekeilt zwischen Kostendruck und Umweltauflagen. Echte Markenidentität bleibt da schnell auf der Strecke. Doch keine Sorge, es gibt sie noch, die echte Freude am Fahren. Bestes Beispiel: der neue Z4 M40i.
Das ungeliebte Stahldach hat BMW ausgetauscht
Video: BMW Z4 (2018)
So fährt der neue Z4
Die dritte Auflage des Z4 hat eine große Aufgabe. Sie muss erstens zeigen, dass die Münchener politisch korrekt und technisch hochgerüstet die wahre Lehre der "Freude am Fahren" beherrschen. Und sie muss zweitens Wiedergutmachung bei den Roadsterfans leisten, die bei BMW immer auch etwas enttäuscht wurden. Sei es von schwachen Fahrleistungen und zu hohen Preisen beim Z1 (1989–1991), von der durchwachsenen Qualität des US-Z3 (1995– 2002), vom Bangle-Design des ersten Z4 (2002–2008) oder vom viel zu schweren zweiten Z4 mit Blechdach (2009–2016). Die Chancen, dass es diesmal besser läuft, stehen gut. Zu der klassischen Basisarchitektur mit längs eingebautem Motor vorn und Hinterradantrieb wurden alle Stellräder für ein ansprechendes Fahrerlebnis auf Anschlag gedreht. Das viel kritisierte Blechdach gehört der Vergangenheit an. Der G29 darf wieder ein hübsches, eng anliegendes Stoffmützchen tragen. Wer das nicht sehen möchte, kann den knapp geschnittenen Innenraum innerhalb von zehn Sekunden in ein rollendes Sonnenstudio verwandeln.
Fahrleistungen und Dynamik sind überzeugend
Fahrmaschine: Im Z4 M40i geht es in schlanken 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100.
Auch hier haben sie den Mief des Vorgängers vertrieben. Wo früher billiges Hartplastik speckig in der Sonne glänzte, glitzern nun kühles Metall und zwei große 10,25-Zoll-Bildschirme um die Wette. Aufgeräumt, hochwertig verarbeitet und um den Fahrer herumgebaut. Die serienmäßigen Ledersitze passen wie eine zweite Haut, zwischen Hintern und Asphalt passt gefühlt nicht mehr als eine Hand. Dass der Z4 jetzt auch in Sachen Connectivity auf neuestem Stand ist, ist uns ausnahmsweise mal etwas weniger wichtig als der Startknopf. Der sitzt jetzt neben dem Wählhebel und ist das Wichtigste am Z4 M40i … Wie es sich für einen richtigen BMW gehört, sitzt auch beim Z4 die Keimzelle aller Leidenschaft unter der Haube. Im Top-Modell M40i ist das der intern B58 genannte Sechszylinder-Turbo, den wir auch aus dem 540i kennen. In Verbindung mit der Achtstufenautomatik von ZF, die noch auf einen klassischen Wandler setzt, ist hier ein Team am Werk, das in seiner Harmonie nur sehr wenige Gegner im aktuellen Fahrzeugangebot kennt.
Wer auf Sport Plus schaltet, den Wählhebel auf "S" zieht, die Traktionskontrolle deaktiviert und beide Füße kräftig auf beide Pedale stellt, kann das perfekt spüren. Die Launch-Control regelt sich sauber auf 2000 Touren ein, um die Fuhre sanft und ohne Quietschen, immer entlang der Haftgrenze, nach vorn zu katapultieren. Die vom Werk versprochenen 4,5 Sekunden für den Sprint auf 100 meistert der Testwagen dabei so lässig, wie er auch nach 16,5 Sekunden die 200er-Marke kassiert.
Die Münchner lassen sich den Sportler teuer bezahlen
Der geht richtig ins Geld: Für den Z4 M40i verlangt BMW mindestens 60.950 Euro.
Dabei gelingt es ihm, nie vorpubertär oder angestrengt zu wirken. Das gilt auch für den Sound. Untenrum heiser bassig, obenrum hell, spielt auch er die BMW-Rolle perfekt: immer präsent, nie nervig oder peinlich. Noch beeindruckender als die Beschleunigung ist die Verzögerung des Z4. Schon die Kaltbremsung klappt mit 34,4 Metern hervorragend. Mit warmer Bremse sprengt der Z4 fast den Bewertungsschlüssel von AUTO BILD und ankert nach 32,6 Metern. Besser geht's kaum. Einen großen Anteil daran hat natürlich die Mischbereifung. Die Michelin Pilot Super Sport mit den wuchtigen Dimensionen 255 vorn und 275 hinten verkeilen den Z4 mit dem Asphalt. In Verbindung mit dem adaptiven Fahrwerk benimmt sich der Wagen in jeder Lebenslage souverän und berechenbar, läuft selbst bei Höchstgeschwindigkeit noch wie an der Leine gezogen geradeaus. In Kurven schiebt das M-Differenzial die Kraft elegant und kaum merklich zwischen den Rädern hin und her. Die Elektronik lässt nicht viel Eingreifen zu, arbeitet aber so perfekt, dass ihr höchstens Profi-Rennfahrer Paroli bieten können. Leise Kritik gibt es nur für die exakte, aber in ihrer Präzision nicht ganz an den Rest heranreichende Lenkung und den falsch herum laufenden Drehzahlmesser.
60.950 Euro sind eine Menge Holz, ja. Aber Sie können ihn sich schönrechnen: Der Basis-M40i ist auch keine karge Hütte. Zwar startet der kleinere 30i mit 258-PS-Vierzylinder schon bei 48.950 Euro. Ausstattungsbereinigt mit Sport-Differenzial und adaptivem Fahrwerk liegen zwischen den beiden aber nur noch 5000 Euro. Dafür sollten Sie sich jetzt noch den Sechszylinder gönnen. Vielleicht hat schon der nächste Z4 nur noch drei Pötte.
Bei den Zutaten ist klar: Der Z4 M40i kanneigentlich nur schmecken. Bei BMW haben sie nichts dem Zufall überlassen und aus dem ehemals kleinen Roadster einen echten Sportwagen gemacht, der sich auch vor dem Porsche 718 nicht verstecken muss. Zumal der Porsche nur mit Vierzylinder zu haben ist. AUTO BILD-Testnote: 2