Halle oder Leipzig? Am besten beides! Urlaub in Halle oder Leipzig war früher vollkommen undenkbar! Doch die beiden Industriestädte im mitteldeutschen Braunkohlerevier haben sich über die Jahre herausgeputzt und sind zu modernen "Wachstumskernen" geworden. Auch das grüne Umland mit vielen Badeseen ist längst vorzeigbar.
Neben klassischen touristischen Zielen gibt es in der Metropolregion viel Überraschendes zu entdecken, darunter eine "Flughafeninsel", eine schwimmende Kapelle oder einen seltsamen Hafen, der nie ein Schiff gesehen hat.

Halle

1. Peißnitzinsel

Wenige Gehminuten von Halles Altstadt entfernt liegt die Peißnitzinsel, umarmt von der schiffbaren und der Wilden Saale. Einst diente das fruchtbare Gebiet der Landwirtschaft, später wurde ein Teil zum Park umfunktioniert, in dem sich von 1900 an Industriearbeiter von ihrem anstrengenden Tun erholten. Heute schlendern hier die Hallenser über ihre grüne Insel. Wichtigste Anlaufstellen sind Wiederholds Biergarten, das Gartenlokal und Wintercafé Peißnitzhaus und die Freilichtbühne. Kinder zieht es eher zu den Spiel- und Klettermöglichkeiten, auf den Verkehrsgarten für Nachwuchs-Radler und ganz besonders zum Peißnitzexpress. Seit Sommer 1960 rumpelt die 600-Millimeter-Schmalspur-Parkeisenbahn alles andere als "express" über einen zwei Kilometer langen Rundkurs. Seitdem haben mehrere Millionen Fahrgäste eine gemütliche Runde durch den Inselpark gedreht. Wem das zu rummelig ist, kann sich irgendwo ein lauschiges Plätzchen für ein kleines Picknick suchen und dem in der Ferne ratternden Express beim Tuten zuhören.
Peißnitzexpress
Peißnitzinsel 3, 06108 Halle
Tel. 03 45-68 30 19 25
www.parkeisenbahn-halle.de, Fahrzeiten s. Internet
Preise: 3 Euro (Erw.), 2 Euro (Kinder 2-14 J.), 10 Euro (6er-Karte Kind)

2. Freiraumgalerie

Die Freiraumgalerie ist ein Projekt für Kunst im öffentlichen Raum, das sich besonders auf den durch Hausleerstand und Verfall gebeutelten Stadtteil Freiimfelde konzentriert. Internationale Künstler und Bewohner des Viertels haben zahlreiche Hauswände, Giebel, Mauern und ganze Wohnblöcke bemalt und lassen so komplette Straßenzüge in völlig neuem, besserem Licht erstrahlen. Entstanden ist eine freundliche, rund um die Uhr zugängliche Streetart-Kunstgalerie. Sie lässt sich wahlweise auf eigene Faust oder per Führung erkunden. Die Rundgänge sind wegen vieler Infos zur Entstehung der Wandbilder, über Künstlerinnen und Künstler sowie ihre Projekte sehr zu empfehlen. Imposante XL-Streetart, die einem Stadtquartier neues Leben einhaucht.
Landsberger Straße 16, 06112 Halle
Tel. 0 15 90-1 13 63 52
www.freiraumgalerie.com
Führungstermine nach Vereinbarung

3. Puppentheater

Seit mehr als 60 Jahren begeistert die "Puppe" ihr Publikum mit dem perfekten Zusammenspiel von Stabpuppen, Handpuppen, Klappmaulpuppen, Schattenfiguren und Marionetten. Besonderheit: Das Programm richtet sich vorwiegend an Erwachsene. Weiteres Markenzeichen des Theaters ist der sogenannte hallesche Stil. Die für jede Inszenierung individuell gefertigten Puppen und Schauspieler treten gemeinsam auf. Die ungewöhnliche Interaktion zwischen Menschen und Figuren auf der Bühne lockt jährlich rund 20.000 Zuschauer an. Regelmäßig hat das renommierte Haus Koproduktionen mit den Wiener Festwochen, dem Schauspielhaus Köln, der Berliner Volksbühne oder dem Staatstheater Stuttgart im Programm. Große Theaterkunst mit kleinen Figuren.
Große Ulrichstraße 51, 06108 Halle
Tel. 03 45-5 11 07 77
www.buehnen-halle.de/puppentheater
Programm, Termine und Preise siehe Internet

4. Händel-Haus

Das Geburtshaus von Georg Friedrich Händel (1685–1759) war rund 100 Jahre in Besitz der Familie des weltberühmten Komponisten. Heute ist es Teil des Hallenser Musikmuseums. Es zeigt wertvolle Originale der Musikgeschichte und zeichnet die große Karriere des berühmten Sohnes der Stadt nach, die ihn über Hamburg, Florenz, Rom und Neapel bis nach London führte, wo er im Alter von 74 Jahren starb. Ein anderer weltberühmter Hallenser ist Hans-Dietrich Genscher (1927-2016). Im Geburtshaus des Ex-Außenministers im Stadtteil Reideburg ist heute die Begegnungsstätte Deutsche Einheit der FDP-nahen Erhard-Hübener-Stiftung untergebracht. Es hat keine festen Öffnungszeiten, Besucher sind aber nach Voranmeldung willkommen.
Händel-Haus
Große Nikolaistraße 5, 06108 Halle
Tel. 03 45-50 09 00
www.haendelhaus.de
Di.–Sa. 10-18, So. bis 19 Uhr
Preise: 6 Euro (Erw.), 4,50 Euro (ermäßigt), 12 Euro (Familien)
Genscher-Haus
Schönnewitzer Str. 9a, 06116 Halle
Tel. 03 45-68 69 60

5. Winzertour im Oldtimer

Westlich von Halle windet sich die Weinstraße durch das Mansfelder Land. Hier, im "Windschatten" des Harzes, hat der Weinanbau eine jahrhundertelange Tradition. Von Halle aus starten rund dreistündige Verkostungstouren im Oldtimer-Bus nach Rollsdorf und Höhnstedt, wo auf rund 90 Hektar Fläche Reben sprießen. Die Region ist Teil des nördlichsten deutschen Weinbaugebiets Saale-Unstrut. Nach einem Spaziergang durch die Weinberge geht es weiter in eine Straußwirtschaft zur Weinprobe. Dazu gibt es Snacks und allerlei Erklärungen, wie der Weinbau in die Region kam und was den überwiegend trocken ausgebauten Wein aus dem Mansfelder Land ausmacht. Das können die Verkostenden unmittelbar mit Zunge und Gaumen nachprüfen.
Treffpunkt: Busparkplatz am Hallmarkt, 06108 Halle
www.halle-touristinformation.de
Preis: 49,90 Euro pro Person

6. Stadtgottesacker

Der Hallenser Gottesacker ist eine kleine Grün-Oase auf dem Martinsberg und bald 500 Jahre alt. In den Friedhofsanfängen in den 1550ern lag die Anhöhe noch vor den Toren der Stadt, heute hat sich Halle den Friedhof längst komplett einverleibt. Dennoch zwitschern auf dem Gottesacker die Singvögel, vom tobenden Stadtleben rundherum ist nur wenig zu hören. Der Grund: Die Anlage orientiert sich am italienischen Friedhofstil des Camposanto, bei dem das Grabfeld hofartig von einem nach innen geöffnetem Bogengang umschlossen ist. Die Arkaden schirmen den Friedhof perfekt nach außen ab und bieten Besuchern Schutz vor Sonne, Wind, Regen – und der lärmenden Großstadt. Von außen wirkt die Begräbnisstätte fast wie eine Festung. Ein wunderbar gepflegter Renaissance-Friedhof, auf dessen Grabsteinen sich manch ergreifendes Schicksal nachlesen lässt.
Gottesackerstraße, 06108 Halle
Tel. 03 45-2 02 11 72
www.halle-entdecken.de

7. Halloren-Kugeln

Die süße Spezialität ist 1952 in Halle erfunden worden, wird seitdem ausschließlich in der Stadt an der Saale produziert und in alle Welt bis nach Brasilien, Südafrika und Australien exportiert. Halloren sind mit verschiedenen Leckereien gefüllte Schoko-Kugeln, darunter Karamell/Seesalz, Vanille, Kokos oder Zitrone/Buttermilch. Am beliebtesten ist der Klassiker "Sahne-Cacao", von dem monatlich rund vier Millionen Stück hergestellt werden. Der Name "Halloren" stammt von der gleichnamigen Salzwirkerbruderschaft, deren Name wiederum auf den Namen der Stadt zurückgeht. Näheres erfahren Besucher der ältesten Schokoladenfabrik Deutschlands und der eigens für Besucher geschaffenen Schokoladenwerkstatt. Hier kann jeder seine eigene Halloren-Kugel ganz nach Gusto kreieren. Natürlich werden auch Original-Halloren-Kugeln zum Kosten gereicht. Der süße Genuss ist übrigens nicht allzu sündig. Der Redakteur einer Hallenser Regionalzeitung hat einmal ausgerechnet, dass man zum Verbrennen der Kalorien einer Halloren-Kugel nur vier, maximal fünf Minuten joggen müsse. Das klingt gut. Wer allerdings zehn Kugeln vertilgt, kann das mit einer kurzen Runde um den Block nicht mehr ausgleichen.
Delitzscher Str. 70, 06112 Halle
Tel. 03 45-5 64 21 93
Infos zu Werkstatt und Erlebniswelt unter www.halloren.de

Leipzig

8. Kulkwitzer See

Der Kulki, wie der See am südwestlichen Stadtrand von Leipzig von seinen Fans genannt wird, verdankt seine Existenz wie so viele Gewässer in der Region dem Braunkohletagebau. Der Kulki entstand aus zwei 1963 gefluteten Tagebauflächen und speist sich allein aus Grund- und Regenwasser. Wegen seiner üppigen Unterwasserflora, des glasklaren Wassers sowie seines Fischreichtums zählt der 170-Hektar-See zu den beliebtesten Tauchgewässern Europas. An mehreren Hotspots gibt es für Taucher noch mehr als nur Fische zu sehen, darunter ein Flugzeugwrack, eine Mini-Kapelle, eine Unterwasserplattform und ein altes Baugerüst. Baden geht natürlich auch, und zwar im Strandbad Markranstädt am Westufer. Hier ragen lange Holzstege ins Wasser und bilden zusammen mit großen Plattformen eine Art Naturschwimmbecken. Es gibt einen großen Kinderspielplatz, einen Hundestrand, mehrere Restaurants, einen Kiosk und WLAN für alle, die lieber im Netz als auf dem Wasser surfen.
Strandbad Markranstädt
Falkenhain 5, 04420 Markranstädt
www.markran-staedt.de

9. Flughafeninsel

Kursdorf liegt zwar weitab vom Meer und auch nicht in einem See, ist aber trotzdem eine Insel. Der Ort, der einst rund 200 Einwohner hatte, ist nahezu vollständig vom wachsenden Flughafen Leipzig/Halle umschlossen. Die Dorfkirche ist nur 700 Meter Luftlinie von der Landebahn entfernt, wenige Meter nördlich verlaufen die Autobahn 14 und die S-Bahn. Kein Wunder, dass die eingekesselten Kursdorfer die Flucht ergriffen und sich ein neues, ruhigeres Zuhause gesucht haben. Neben der Kirche stehen noch ein paar nicht mehr bewohnte Gebäude, viele wurden bereits abgerissen, werden aber von einigen Internet-Kartendiensten noch mitsamt Hausnummer angezeigt. Dennoch ist Kursdorf eine einsame Insel und schlicht mausetot. Aber auch ein etwas anderer, kurioser Ausflugsort mit perfektem Blick auf die startenden und landenden Jets.
Dorfkirche Kursdorf, Am Schulplatz 5, 04435 Schkeuditz 

10. Villa Hasenholz

Die in den 1870ern am Rand eines weitläufigen Waldgebiets errichtete Wohnvilla ist schon seit rund 140 Jahren eine Ausflugsgaststätte. Allerdings mit einer längeren Unterbrechung: Zu DDR-Zeiten diente der Bau vorübergehend als Lager der DDR-Handelsorganisation (HO), später stand es leer und verkam zusehends. Seit 2007 ist jedoch wieder Leben am Rand des Hasenholzes. Das gilt besonders für den gemütlichen Biergarten mit hausgemachten Speisen, Kuchen und natürlich diversen Erfrischungsgetränken. Auch Freunde von Heidschnucken, ungarischen Zackel- und walisischen Schwarznasenschafen kommen in der Villa Hasenholz nicht zu kurz. Denn die Tiere grasen in Sichtweite der Gäste. Sehr entspannt ist es außerdem, den beiden behaarten Hausschweinen beim Wühlen und Suhlen zuzuschauen. Die grunzenden Borstentiere heißen übrigens Charles und Camilla. Namensähnlichkeiten mit lebenden Personen sind natürlich rein zufällig. Eine Idylle im Grünen, nur rund vier Kilometer Luftlinie vom Stadtzentrum entfernt.
Gustav-Esche-Straße 1, 04179 Leipzig
www.villahasenholz.de
Öffnungszeiten Biergarten (Mai bis Oktober) So. und an Feiertagen 12-20 Uhr

11. Biergarten unterm Ginkgobaum

Der Namensgeber des lauschigen Biergartens mit Blick auf die historische Bleichert-Villa ist 22 Meter hoch und im Wortsinn stämmig: ein Ginkgobaum wacht über die Biertrinkenden an der Lützowstraße. Der aus China stammende Baum gilt als eine Art Urbaum, weil er seit 60 Millionen Jahren auf unserem Planeten wächst. Das nur als kurze Klugscheißer-Info für die Gesprächsanbahnung mit dem Bierbanknachbarn. Zum Getränk empfiehlt sich eine der leckeren Mahlzeiten. Das Personal serviert internationale Schmankerl und herzhafte deutsche Klassiker. Betreiber der Freiluft-Gaststätte ist übrigens ein gemeinnütziger Inklusionsbetrieb, in dem auch Menschen mit Behinderung arbeiten. Das macht den unter Leipzigern ohnehin sehr beliebten Biergarten gleich noch sympathischer.
Lützowstraße 19, 04157 Leipzig
Tel. 03 41-90 03 90 22
www.budde-gastro.de
Öffnungszeiten: Mai bis September Do.-Sa. 15-22 Uhr (nur bei schönem Wetter!)

12. Lindenauer Hafen

Der Hafen im Westen Leipzigs zählt zu den kuriosesten Bauwerken Sachsens. Mehr als 70 Jahre war er auf dem Wasserweg nicht erreichbar. Die drei Speicherhäuser, die Hafenbahnanlage, das breite, wassergefüllte Hafenbecken und die Verbindung zur Industriebahn – alles da. Nur eben kein Anschluss ans Wasserstraßennetz. So lag der Hafen doch irgendwie auf dem Trockenen, was seine Funktionsfähigkeit, sagen wir mal, stark einschränkte. Grund dafür war zunächst der Zweite Weltkrieg. 1943 wurde das Hafenprojekt auf Eis gelegt. Der Dornröschenschlaf dauerte bis 2015, als der Hafen an den Karl-Heine-Kanal und damit an die Weiße Elster angebunden wurde. Doch die Verbindung ist nur mit kleinen Booten befahrbar, darum hat der Hafen bis zum heutigen Tag kein einziges Schiff gesehen! Das hat auch seine Vorteile. Das Hafenbecken wurde zur Heimat vieler bedrohter Pflanzenarten, darunter seltene Schilfe. Es zieht arg dezimierte Insekten, Vögel und eine Schar von Schwimmern, Anglern und Spaziergängern an, die auf der nagelneuen Promenade flanieren. Hört sich nach einem Happy End an für den seltsamen Hafen, der keiner ist.
Lindenauer Hafen, 04205 Leipzig

13. Schaubühne Lindenfels

Theater, Kino, Bar, Café, Ort für Performances, Tanz, Lesungen, neue Medien, bildende Kunst, Diskussionen und Konzerte: Die traditionsreiche Schaubühne Lindenfels ist eine tragende Säule in der vielfältigen Leipziger Kulturlandschaft. Und das schon seit den 1870er-Jahren, zunächst als Tanzlokal unter dem sperrigen Namen "Gesellschaftshalle zu Lindenau". Das heutige Programmpaket ist so spektakulär wie die historischen, vom Jugendstil geprägten Innenräume. In der Schaubühne präsentierten schon Regisseure von Weltrang, darunter Volker Schlöndorff, ihre Filme. Hier standen musikalische Größen wie Nina Hagen, Fehlfarben oder Ulla Meinecke und Literaten wie Wiglaf Droste oder Wladimir Kaminer auf der Bühne. Das aktuelle Programm steht im Netz.
Karl-Heine-Straße 50, 04229 Leipzig
Tel. 03 41-48 46 20
www.schaubuehne.com

14. Kindermuseum

Das Kindermuseum ist eine Top-Adresse für Kids.
Bild: UNIKATUM Kindermuseum gGmbH

Das Unikatum Kindermuseum versteht sich als Ort der kulturellen Bildung und soziokultureller Freizeitort für Kinder und Jugendliche. In Mitmachausstellungen zum Themenkreis "Mensch, Gesellschaft, Zukunft" können Kinder und Jugendliche an interaktiven Stationen experimentieren und eigene Gedanken hinzufügen. Es geht um spielerisches Lernen und ums Ausprobieren – und um Inklusion: Das Museumsteam arbeitet intensiv daran, die Angebote an die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung anzupassen. Museumskonzept und die Umsetzung der Ausstellungen wurden mehrfach ausgezeichnet: Top-Adresse für Kids.
Zschochersche Str. 26, 04229 Leipzig
Tel. 03 41-3 06 19 85
www.kindermuseum-unikatum.de
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 14-18, Sa. u. So. und in den Ferien 10-18 Uhr,
Preise: ab 4 Euro

15. Kleingärtnermuseum

Die Leipziger sind Laubenpieper. In der Stadt und drumherum beackern Tausende Kleingärtner ihre eigene bescheidene Scholle. Angeblich sind es um die 30.000. In der Messestadt wurde 1864 einer der ersten Schrebergartenvereine gegründet. Das macht Leipzig zum natürlichen Standort des ersten und bislang einzigen Kleingärtnermuseums in Deutschland. Es zeigt die Naturbewegung quasi vom ersten Spatenstich im frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Bei Führungen erfahren Besucher, warum die kleinen grünen Parzellen auch Schrebergarten genannt werden. Humorvolles Alternativprogramm bei Regen: das Clownmuseum. Es zeigt Filme, Fotos, Zirkusplakate, Marionetten und mehr als 3000 Clown-Figuren aus aller Welt sowie Geschenke berühmter Spaßmacher an das Museum. Schöne Grüße von großen Clowns wie Popow, Grock oder Charlie Rivel.
Kleingärtnermuseum
Aachener Str. 7, 04109 Leipzig
Tel. 03 41-2 11 11 94
www.kleingarten-museum.de
Öffnungszeiten: Di.–Do. 10-16 Uhr
Clownmuseum
Breite Str. 22, 04317 Leipzig
Tel. 01 70-3 11 03 32
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 11-17, So. ab 13 Uhr

16. Vodkaria

700 verschiedene Sorten Vodka warten in der Vodkaria darauf, probiert zu werden.
Bild: VODKARIA

Manche hinterlassen ölige, blassgelbe Schlieren im Glas, die auch unter Weintrinkern bekannten "Kirchenfenster". Andere sind glaskar und dünnflüssig wie Wasser. Nicht umsonst ist die deutsche Übersetzung für Wodka "Wässerchen" oder Wasser. Auch geschmacklich unterscheiden sich verschiedene Wodkasorten ganz erheblich voneinander: einige sind mild wie Likör, andere feurig-schnapsig. Die Vodkaria schenkt um die 700 Sorten (!) der aus Roggen gebrannten Spirituose aus, der Alkoholgehalt liegt zwischen 37 und 80 Prozent. Wer nicht alle durchprobieren möchte, lässt sich bei der Auswahl am besten vom kompetenten Bar-Personal beraten. Oder schafft eine ordentliche "Grundlage". Dafür bietet die Vodkaria russische Klassiker wie Soljanka oder Pelmeni an, aber auch etliche internationale Gerichte. Derart grundversorgt, können sich Vodkaria-Gäste dann vielleicht auch an die exotischen, mit Einlage veredelten Wässerchen wagen: Wodka mit Skorpion zum Beispiel, mit einem an Mezcal erinnernden Wurm, mit Gold oder eher klassisch mit Grashalm. Zwei Sorten sollte jeder mal probieren, um einen ersten kleinen Geschmackseindruck zu haben. Im Übrigen lässt sich auf einem Bein bekanntlich nicht stehen. Nach 700 Wodka allerdings auch nicht mehr. Dies nur als Warnung!
Gottschedstraße 15, 04109 Leipzig
Tel. 03 41-4 42 88 68
www.vodkaria.de

17. Galopprennbahn Scheibenholz

Im September feiert die traditionsreiche Pferderennbahn Scheibenholz den Jubiläumsrenntag "160 Jahre Galopprennsport in Leipzig". Ein großer Teil der Galoppsportgeschichte der Stadt geht auf das Konto von Scheibenholz, wo Jockeys und ihre Pferde bereits seit 1867 ihre Kräfte auf der etwa 1800 Meter langen Bahn messen. Neben traditionellen Pferderennen bietet Scheibenholz zum Jubiläum viel Unterhaltung für Familien und ein umfangreiches Gastro-Angebot. Besonders zu empfehlen sind der Biergarten und der historische Schankraum unterhalb der Tribüne. Dort wird es auch Anfang Oktober zum großen Saisonfinale wieder voll. Die Leipziger beschließen das Galoppjahr 2023 mit weiteren Rennen, Wetten, einem Plüschtiermaskottchen-Rennen über 200 Meter und großem Kinderland mit Ponyreiten, Hüpfburg, Bastelstraße und Spielstationen. Ein entspanntes Fest für die ganze Familie.
Rennbahnweg 2A, 04107 Leipzig
Tel. 03 41-33 73 00 63
www.scheibenholz.com
Termine: Jubiläumsrenntag am 10. September (12-18 Uhr), Saisonfinale am 8. Oktober

18. Nikolaikirche

Säulen, die an Palmen erinnern, Blumenornamentik am Deckengewölbe, ein harmonisches, symmetrisches Kirchenschiff: Die Nikolaikirche ist ein kleines Schmuckkästchen, sehr hübsch anzusehen, vor allem außergewöhnlich hell und freundlich gestaltet. Doch ist sie nicht so spektakulär wie manch anderes deutsches Gotteshaus. Dennoch ist die Nikolaikirche wegen ihrer jüngeren Geschichte ein sehr besonderer Ort. Hier versammelten sich schon in den frühen 1980ern immer montags Menschen zu Friedensgebeten, die im Herbst 1989 immer größeren Zulauf bekamen und schließlich in friedlichen Demonstrationen gegen das DDR-Regime mündeten. So versammelten sich am 9. Oktober 1989 trotz massiven Polizeiaufgebots rund 70 000 Menschen in und vor der Kirche zu Friedensgebet und Montagsdemonstration. Der Rest ist deutsche Revolutionsgeschichte. Seitdem steht das Gotteshaus nicht mehr nur für das Wirken Johann Sebastian Bachs als "Director musicae" in den Jahren 1723 bis 1750, sondern für friedlichen Protest, für Freiheit – und den großen Mut der Demonstrierenden.
Nikolaikirchhof 3, 04109 Leipzig
Tel. 03 41-1 24 53 80
www.nikolaikirche.de
geöffnet Mo.-Fr. 11-18, Sa. bis 16, So. bis 14.30 Uhr, kostenlose Führungen Di., Do. und Fr. ab 17 Uhr, Spenden sind willkommen

19. Horns Erben

Das Lokal an der Arndtstraße ist ein wichtiger Teil des Leipziger Nachtlebens, und zwar schon seit 1926. Der damalige Betreiber, Wilhelm Horn, eröffnete das "Horn" als Weinstube und machte es zu einem beliebten Treffpunkt für das Amüsiervolk. Den Wein kaufte Horn ein, die hochprozentigen Getränke stellte der findige Geschäftsmann höchstselbst im Keller her. Auch nach dem Krieg blieb das Lokal eine Goldgrube, bis der Staat sie 1972 übernahm und binnen Wochen herunterwirtschaftete. Nach der Enteignung war plötzlich "tote Hose". Erst 1997 ging es wieder los, als der "Horns Erben Kultur e.V." das Lokal mit Crowdfunding-Mitteln erfolgreich wiederbelebte. Schönes Detail über dem Eingang: die 2012 denkmalgerecht rekonstruierte Art-déco-Leuchtreklame. Das Original stammt aus den frühen 30ern und ging irgendwann verschütt. Jetzt weist das große orange Leuchtband mit der blauen Aufschrift "Horns Erben" Partygängern wieder den Weg durch die Leipziger Nacht.
Arndtstraße 33, 04275 Leipzig
Tel. 03 41-26 42 60 29
www.horns-erben.de
Öffnungszeiten: Di.-So. 19-1 Uhr

20. Kulturapotheke

Bistro, Bühne, Buchladen: Die alte Falkenapotheke an der Eisenbahnstraße hat seit 2017 eine völlig neue Funktion. Hier gehen weder Pillen noch Hustensaft mehr über den alten Holztresen, sondern Kaffee, Kuchen, Suppen, Sandwiches, Klassiker der deutschen Küche – und sündhaft leckere Eiscreme. Das weitgehend erhaltene Apothekenmobiliar, deckenhohe Regale und der reich verzierte Tresen aus nachgedunkelter Eiche, stammt noch aus den 1890er-Jahren, als das Gründerzeithaus erbaut wurde. Dazu vergoldeter Stuck, opulente Deckenarmleuchter und ein Sammelsurium unterschiedlicher Holzstühle und -tische – in der "KuApo" fügt sich alles sehr harmonisch zusammen. Auf der Bühne lesen regelmäßig Autoren meist kleiner Verlage, noch häufiger gastieren hier Musiker. Zu hören sind unter anderem Jazz und Klezmer. Für Kinder gibt es ein extra Spielzimmer, für Freunde des gedruckten Worts einen kleinen Buchladen. All das macht die "KuApo" zu einem liebenswerten Mikrokosmos mit hohem Aufenthalts- und Unterhaltungswert.
Eisenbahnstraße 99, 04315 Leipzig
Tel. 03 41-58 15 67 00
www.kuapo.de
Öffnungszeiten: tägl. ab 14 Uhr

21. Biergarten Substanz

Wer im lauschigen, von dichten Baumkronen überspannten Innenhof des Substanz sein Bier genießt, wird kaum glauben können, dass diese grüne Oase in den frühen 1990ern der Parkplatz einer Spedition war. Das Substanz macht den Eindruck, als wäre es schon immer hier gewesen. Der von Mai bis Oktober geöffnete Biergarten ist zu allen Seiten komplett abgeschirmt und herrlich ruhig, von der Großstadt rundherum ist nicht viel zu sehen und zu hören. Wer dann noch das Handy auf stumm schaltet und in der Tasche lässt, kann sich tatsächlich mal wieder ungestört auf die Menschen konzentrieren, mit denen er unterwegs ist. Ablenkung kommt höchstens von der Bühne, auf der im Sommer Musikerinnen und Musiker auftreten. Und natürlich vom Küchenpersonal, das Burger, Fleischspieße, aber auch vegetarische Speisen zubereitet. Auch wegen des Essens zählt das Substanz zu den Kneipenfavoriten der Einheimischen.
Täubchenweg 67, 04317 Leipzig
www.substanzleipzig.de
Öffnungszeiten: tägl. ab 17 Uhr, wichtig: nur Barzahlung!

22. Nationalbibliothek

In der Nationalbibliothek gibt es einige Schätze zu entdecken.
Bild: PUNCTUM / Alexander Schmidt

Hohe, goldverzierte Eingangstüren, über denen die in Stein gemeißelten Ebenbilder von Bismarck, Gutenberg und Goethe wachen. Das wuchtige Treppenportal, das sich zum Deutschen Platz hin öffnet. Und allerlei Fassadenverzierungen und Gesimse. Das Hauptgebäude der Deutschen Nationalbibliothek von 1916 ist ein wahres Schmuckkästchen. Die eigentlichen Schätze gibt es drinnen zu sehen, allen voran das Große Sitzungszimmer mit der Reichsbibliothek von 1848/49, einem deutschen Heiligtum. Sie allein umfasst rund 4600 Bände. Insgesamt lagern mehr als 15 Millionen deutsche Medien im Hauptbau und den vier Anbauten – ein Glücksort und Inspiration für alle, die gern lesen und durch stille, mit Büchern vollgestopfte Säle streifen. Drei Jahre älter als die Nationalbibliothek ist das monumentale Völkerschlachtdenkmal. Es steht nur knapp zwei Kilometer südöstlich der Bibliothek und erinnert an die Befreiungskriege gegen Napoleon 1813 und wurde 1913 fertiggestellt. Nur ein Jahr später verheerte der Erste Weltkrieg halb Europa.
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig
Tel. 03 41-2 27 10
www.dnb.de
Anmeldung zu Führungen unter Tel. 03 41-2 27 13 31
Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 9-22, Sa. 10-18 Uhr

23. Panometer

Das Innere des ehemaligen Gasometers im Stadtteil Connewitz ist die perfekte Projektionsfläche für die Panoramabilder von Yadegar Asisi. Mittels hochmoderner Projektoren wirft der Künstler wechselnde imposante 360-Grad-Panoramen an die Wände des kreisrunden Baus. Das aktuelle Werk zeigt die Skyline New Yorks am Tag des Anschlags auf das World Trade Center am 11. September 2001 und die Ereignisse in den Wochen danach. Zu sehen sind sehr emotionale Bilder aus einer Zeit, in der sich die Welt grundlegend veränderte. Dank der Projektionen fühlen sich die Besucher des Panometers, als würden sie im Schatten der "Türme" durch die Häuserschluchten gehen. Eine eindrucksvolle Zeitreise zurück an den Beginn des neuen Jahrtausends.
Richard-Lehmann-Straße 114, 04275 Leipzig
Tel. 03 41-3 55 53 40
www.panometer.de
Öffnungszeiten: tägl. 11-17 Uhr
Preise: 14 Euro, 12 Euro (erm.), 7 Euro (6–16 Jahre)

24. Bar & Grill Caracan

Mitten im Wald, am Fußballplatz der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB), steht eine rustikale Hütte mit großer, überdachter Holzterrasse und reichlich Sitzplätzen. Es ist die Tapasbar Caracan, in der es leckerste südamerikanische und spanische Häppchen zu essen gibt: Tortilla zum Beispiel, gegrillte Gambas, Muschelkroketten oder Grillpaprika. Auch ein paar deutsche Klassiker, darunter Bratwurst, finden sich auf der Karte. Wer möchte, kann sich mit seinem Snack oder einem Getränk auf die blauen und gelben Schalensitze der kleinen Sportplatztribüne verkrümeln und die Aussicht auf Spielfeld und Wald genießen. Eine wunderbar entspannte und ruhig gelegene Oase inmitten der Großstadt. Ideal für einen Nachmittagsausflug oder als Abendprogramm nach dem Badetag am Cospudener See (Ziel 26). 
Neue Linie 20, 04277 Leipzig
Tel. 01 76-84 93 88 72
www.caracan.de
Öffnungszeiten: Di.-Fr. 15-23, Sa. u. So. 11-24 Uhr

25. Restaurant Zest

Rote Klinkerwände, modern-rustikale Holztische und -stühle, dezente Lichtinstallationen an den Wänden: Das Restaurant Zest im Leipziger Süden ist ein echter Hingucker. Wie auch die sterneverdächtig angerichteten Speisen, deren Fotos schon auf der Website Appetit machen. Die vegane Küche ist ausgesprochen originell: Jasmintee-Pannacotta und Orangenblütentofu stehen auf der Karte, Spinat-Mandel-Chips, Kartoffel-Salbei-Pakora oder Kaffir-Schmorgurke – durchweg sehr einfallsreiche und schmackhafte Kreationen. Eine tolle Abwechslung zur meist doch etwas einfacheren Reisemobilküche und für Nicht-Veganer ein schöner kulinarischer Ausflug in die "faunafreie Esskultur".
Bornaische Str. 54, 04277 Leipzig,
Tel. 03 41-2 31 91 26
www.zest-leipzig.de
Öffnungszeiten: Mi.-Mo. 17-23 Uhr,
Preisbeispiel: 5-Gänge-Menü 60 Euro, Weinbegleitung pro Gang 7 Euro

26. Elsterstausee

Bikini, SUP-Board oder Schwimmflügel für den Badenachwuchs sind am Elsterstausee vollkommen überflüssig. Baden verboten? Nein. Baden im See ist vollkommen unmöglich! Denn der See ist gar keiner mehr. Nur ein Deich erinnert noch an Leipzigs einstiges Naherholungsgebiet. In den 1930ern zum Hochwasserschutz angelegt, wurde er in den 70ern wegen des näher rückenden Braunkohletagebaus um die Hälfte verkleinert, bevor schließlich die energiefressenden Pumpen, die den See jahrzehntelang mit Wasser aus der tiefer gelegenen Elster versorgt hatten, abgeschaltet wurden. Zurück blieb eine eingedeichte, wasserlose Senke, in der Gräser und mittlerweile auch Bäume sprießen. Auf Internetkarten ist die Fläche des Ex-Sees noch blau eingefärbt, doch in der Satellitenansicht ist kein Tropfen Wasser mehr zu sehen. Trost für Badeurlauber: Der Cospudener See ist nur 300 Meter entfernt und hat auch ein Kuriosum zu bieten: Auf einem aus dem See ragenden Steinhaufen steht ein Briefkasten, der tatsächlich einmal pro Woche geleert wird. Er ist nur mit dem Boot, der Luftmatratze oder für sehr gute Schwimmer erreichbar. Wer hier seine Post einwirft, wird mit einem Sonderstempel auf Brief oder Postkarte belohnt.
Elsterstausee, 04249 Leipzig
www.elsterstausee.de
Briefkasten: www.leipzigseen.de, "Cospudener See" anklicken

27. Kanupark Markkleeberg

Eigentlich liegt der Markkleeberger See still und friedlich da. Doch im Südosten geht es binnenseeuntypisch wild zu. Der Grund dafür ist die mächtige Wellenmaschine des Kanu-parks im Ortsteil Auenhain. Für Kanuten ist sie gleichzeitig Schrecken und Sparringspartner, denn sie bringt das Wasser im Kanukanal kräftig in Wallung. Die Sportler raften wahlweise im Einer oder in der Gruppe über den Parcours. Alternativ geht es per Surfbrett über die wilden Wellen. Der Kanupark ist nicht nur für geübte Wellenreiter ideal, sondern besonders für Surf-Einsteiger. Nicht nur wegen des guten Kursangebots, sondern auch wegen der Wellengarantie. In Markkleeberg muss niemand frustriert viel Zeit damit verbringen, auf die perfekte Welle zu warten – womöglich vergeblich – und dabei frieren. Hier folgt ein Stehversuch auf den nächsten, bis es irgendwann klappt. Vielleicht …  
Wildwasserkehre 1, 04416 Markkleeberg
Tel. 03 42 97-14 12 91
www.kanupark-markkleeberg.com
Öffnungszeiten und Preise tageszeitabhängig, siehe Internet

28. Schwimmende Kirche

Südlich von Leipzig, im Neuseenland, ist ein sogenanntes Tagebaurestloch zu einer echten Attraktion geworden. Genau genommen nicht das heute Störnthaler See genannte Loch selbst, sondern das, was auf ihm schwimmt: eine Seekirche namens Vineta, benannt nach einer sagenhaften, von der Ostsee verschluckten Stadt. Die Kircheninstallation erinnert an das Gotteshaus des Örtchens Magdeborn, das 1978 dem Tagebau zum Opfer fiel. Die Ponton-Kirche, nur 15 mal 20 Meter klein, ankert mitten im See und wird im Sommer regelmäßig von einem "Kaffee-und-Kuchen-Schiff" angesteuert. Besucher können das Bauwerk einfach nur besichtigen oder es zu Lesungen, Konzerten oder Kabarettaufführungen ansteuern. Ein außergewöhnliches Ausflugsziel: Ahoi trifft Halleluja.
Alte F 95 Nr. 1, 04463 Großpösna
Infos zu Veranstaltungen und der Überfahrt unter Tel. 03 41-14 06 62 90
www.vineta-stoermthal.de