Der Name des neuen Carthago bringt es auf den Punkt: liner-for-two. Mit dem Anspruch an ein Wohnmobil der Luxusklasse haben sich die Entwickler in Aulendorf ans Werk gemacht: Innere Größe stand in ihrem Lastenheft an erster Stelle. Außen dagegen hatten sie nicht ganz so viel Spielraum. 7,83 Meter sind zwar kein Maß großer Bescheidenheit, doch insbesondere in der Luxusklasse werben deutlich längere Mobile um die zahlungskräftige Klientel. Die ist meist zu zweit unterwegs, stellt höchste Ansprüche und ist bereit, dafür viel Geld auszugeben – im Falle des neuen Carthago liner-for-two 127.500 Euro. Mindestens.

4,5 Tonnen bringen einige Einschränkungen mit sich

Carthago liner-for-two
Wer gerne in großer Runde zusammensitzt, ist hier richtig. Sechs Personen? Kein Problem.
Das ist er: Mit dem liner-for-two stößt Carthago die Tür zu einer neuen Baureihe auf. Mehr Wohnen beim Reisen will der Vollintegrierte auf Ducato-Basis und AL-KO-Tiefrahmen anbieten. Klar, dass dieses Format die Dreieinhalb-Tonnen-Grenze sprengt: Mit 4,5 Tonnen spielt er in einer Gewichtsliga, in der Tempolimits, Fahreinschränkungen und teurere Maut alltäglich sind. Als Basisfahrzeug können Kunden auch den Iveco Daily 50 C wählen, und ab Herbst 2018 will Carthago sogar eine um 70 Zentimeter verlängerte Version nachlegen. Die Grundidee hinter dem liner-for-two sticht beim ersten Blick in den weiten Innenraum sofort ins Auge: Eine riesige Sitzgruppe im Heck lädt zum Wohlfühlen an Bord ein.
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Der Ausbau bleibt während der Fahrt tadellos ruhig

Carthago liner-for-two
Der Ducato-Basis fehlt es etwas an Souveränität. Aber bei entspannter Gangart reichen die 180 PS des 2,3-Liter-Diesels aus.
So fährt er: Die Ducato-Basis kommt mit Aufbauten dieses Kalibers zurecht, allzu souverän gelingt ihr der Umgang mit so viel Gewicht und Volumen allerdings nicht. Die 180 PS des 2,3-Liter-Diesels genügen dann, wenn der Fahrer es entspannt rollen lässt. Typisch Carthago ist die tief nach unten gezogene Frontscheibe, die dem Fahrer eine optimale Sicht auf den Bereich direkt vor ihm erlaubt. Dafür sitzen schräg oberhalb die zusammengefalteten Betten wie ein riesiges Brett vor ihm. Einen guten Eindruck hinterlassen die Möbel. Beim Fahren bleibt der Ausbau tadellos ruhig, nichts knistert oder klappert. Dabei stammt unser Testfahrzeug direkt vom Stand der Stuttgarter CMT – und ist erst unmittelbar vor der Messe fertig geworden.

Per Knopfdruck fahren die beiden Einzelbetten ins Cockpit

Das hat er: Eine Menge. Zum Beispiel eine elektrisch ausfahrbare Fernsehliege, die den Filmgenuss auf einem ebenfalls elektrisch hoch- und runterfahrenden, 40 Zoll großen TFT-Monitor zumindest für einen der beiden Reisenden perfekt macht – diese Gimmicks kosten allerdings Aufpreis. Serie dagegen ist das große Raumbad, das im vorderen Bereich den luxuriösen Eindruck fortsetzt. Bad und Dusche liegen gegenüber, Türen schaffen hier einen nobel bemessenen Wellness-Bereich. Per Knopfdruck fahren vorn die beiden Einzelbetten ins Cockpit, die Sitzlehnen müssen zuvor umgeklappt werden. Zwei Stufen lassen sich bequem aus dem Schrank ausziehen, doch spätestens morgens dürfte der ein oder andere enttäuscht sein: Vom Bett kann kein Blick nach draußen fallen. Im liner-for-two schläft es sich abgeschottet, vom Dachfenster abgesehen. Dafür punktet das neue Modell mit einem ordentlichen Grad an Autarkie. Immerhin 220 Liter Wasser können an Bord sein, bis zu drei 80-Ah-Gelbatterien speichern Strom. So lässt sich der Luxus an Bord durchaus auch ohne Versorgungsstation in der Nähe genießen.

Fazit

Carthago hat seine Zielgruppe fest im Blick: Solvente Paare im besten Alter, die nicht experimentieren wollen, sondern genießen. Für sie dürfte der liner­-for­-two ein Traum sein. Mich allerdings würden Betten ohne Blick stören. Urteil: vier von fünf Punkten.