Gute Leistung bei annehmbarem Verbrauch

Anders als der Geländewagen-Boom ist die Pickup-Welle nur schwach aus den USA zu uns nach Europa herübergeschwappt. Die dort kultigen Kleinlaster werden bei uns doch eher als Lieferwagen gesehen. Da hilft auch die fesche Optik heutiger Japan-Pickups nicht – gekauft werden sie meist von vernunftorientierten Nutzanwendern, die angesichts der für Doppelkabiner hohen Diesel-Hubraumsteuer ins Grübeln geraten. Wahre Pickup-Enthusiasten greifen daher gleich zum Benziner amerikanischer Herkunft.

Es muß ja nicht gleich ein Fullsize-Truck mit verbrauchsstarkem V8 sein. Der Fünfzylinder des "mittelgroßen" Chevy Colorado verspricht ansprechende Leistung bei tragbarem Verbrauch. Freie Importeure bringen ihn ins Land. Unser Testwagen, das Spitzenmodell der Baureihe, stammte von Schlenz Motor (Tel.: 07348/ 2 20 02) in Dornstadt. Obwohl "nur" 3,5 Liter groß, sorgt der Alumotor schon auf den ersten Metern für typisches US-Pickup-Gefühl: kerniger Schub aus dem Stand und eine Viergangautomatik, die sich stets um angenehm niedrige Drehzahlen bemüht. Bei forciertem Gaseinsatz zeigt der Motor sein modernes Gesicht: Flink dreht er hoch und schiebt mächtig an.

Bleibt man stumpf auf dem Pedal, ist das Höchsttempo von 151 km/h kurz nach dem Gangwechsel von der zweiten in die dritte Fahrstufe erreicht; dann wird brüsk der Sprit abgedreht. Geht man vorher vom Gas und setzt den Tempomat, rollt man mit echten 150 km/h und entspannten 2750 Touren im vierten Gang dahin. Die lange Übersetzung mit dem vierten als echtem Schongang mag für Europäer ungewohnt sein; aber sie hilft, Sprit zu sparen. Wer auf gleichmäßiges Tempo achtet, kann mit Werten um 10l/100 km rechnen. Dahinrollen mit US-Highwaytempo läßt den Konsum gar auf unter acht Liter sinken.

Entspanntes Cruisen statt Kurvenhatz

Gemäßigte Fahrweise legt der Chevy auch sonst nahe. Sportliche Kurvenjagd ist nicht seine Welt. Die Lenkung bietet nur mäßigen Fahrbahnkontakt, in zu schnell angegangenen Biegungen schiebt der kopflastige Pickup stur über die Vorderräder. Dafür dreht auf nassen engen Kurven das innere Hinterrad durch.

Manchmal auch beide, was zu unerwartetem Ausschwenken der gering belasteten Hinterachse sorgt; denn im Straßenbetrieb fährt man mit Hinterradantrieb, der starr zuschaltbare Allrad-Antrieb ist nur fürs Gelände gedacht. Nicht für forcierte Fahrweise sind auch die Bremsen geeignet: Die Bremswege sind von den Spitzenwerten niederquerschnittbereifter Europa-SUV weit entfernt.

So reist man lieber ruhig, freut sich über die komfortablen Sitze und das großzügige Raumangebot. Der Motor summt verhalten, röhrt nur bei Kickdown etwas ordinär und übertönt dann die wohlklingende Musikanlage. In unbeladenem Zustand holpert die Hinterachse etwas und versetzt gelegentlich, wenn man auf Landstraßen dritter Ordnung zu flott um die Ecken heizt: Eine robust ausgelegte Blattfeder-Starrachse ermöglicht nicht den Komfort einer filigranen Einzelradaufhängung.

Kosten und Ausstattungen

Sehr wacker schlägt sich der Colorado im Gelände. Die Achsverschränkung ist respektabel, das tröstet über die mäßige Wirkung der hinteren Reibungs-Differentialbremse hinweg. Seine großen Räder ermöglichen ordentlich Bodenfreiheit und Kraft gibt es dank kurzer Untersetzung und bärenstarkem Motor reichlich.

Der vermeintlich größte Nachteil des Amerikaners, der Benzinmotor, kann gerade finanziell von Vorteil sein: Dank Euro-4-Einstufung bleibt die Steuerlast erträglich, wenn das Finanzamt die Gewichtsbesteuerung ablehnt. Dann läßt man ihn besser gleich als Pkw zu – und darf dann auch am Sonntag Anhänger ziehen.

Fazit, technische Daten und Testwerte

Fazit von Thomas Rönnberg Der Chevrolet Colorado ist für europäische Verhältnisse ein großes Auto zum kleinen Preis. Wer enge Innenstädte meidet, kann ihn problemlos als Alltagsauto nutzen: Der Verbrauch ist erträglich, der Komfort insgesamt befriedigend. Für sportliche Straßenfahrer ist ein Pickup nicht gedacht. Sicherheitsausstattung und Bremsen bewegen sich ebenso auf Nutzfahrzeugniveau wie der Federungskomfort.

Von

Thomas Rönnberg