Der Audi R8 hat eine Bilderbuchkarriere gemacht. Nach fünf Jahren auf dem Markt wird er längst als veritabler Sportwagen gehandelt. Chevrolet Corvette Z06 und Jaguar XKR machen schon deutlich länger von sich reden, vermissen aber bislang die verdiente Anerkennung. Mit neuen sportlichen Ausbaustufen soll sich das jetzt endlich ändern. Dazu tritt die lässig-ungehobelte Z06 in ihrer schärfsten Form an. Ultimate Performance Package heißt die Sonderausstattung, die den Ami mit 9189 Euro Zuzahlung zwar preislich über die 100.000-Euro-Schwelle hievt, im Gegenzug aber Keramikbremsen vom Topmodell ZR1, breitere Räder mit speziell entwickelten Semislicks samt Notlaufeigenschaften, ein adaptives Fahrwerk sowie eine verbesserte Kühlung liefert.
Audi R8 V10
Feinfühlig und direkt agiert die R8-Lenkung. Zackig und ohne nennenswerte Seitenneigung sticht der Audi in die Kurve, bleibt auch am Limit überaus neutral.
Der Audi R8 tritt schnörkellos auf. Er meidet aufbrezelndes Spoilerwerk. Neugierigen imponiert er mit einem unter Glas zur Schau gestellten V10, dem Fahrer mit seinen Umgangsformen. Straff, aber erstaunlich verbindlich federt das serienmäßige adaptive Fahrwerk, und auch die teuren Schalensitze spenden nicht nur reichlich Seitenhalt, sondern auch rückenunterstützenden Komfort auf langen Strecken. Entspannend: der zielsichere, souveräne Geradeauslauf bei jedem Tempo. Nur die zunächst taub, dann umso giftiger ansprechende Keramikbremse nervt. Ohne Blöße hingegen: das Herz des Audi. Homogen und leichtfüßig kämmt der V10 durchs Drehzahlband, läuft dabei ungemein geschmeidig und trompetet zornigapart. Gekrönt wird das Ganze von der metallisch klackenden Kulissenschaltung.
Chevrolet Corvette Z06 Ultimate Performance Package
Lenkbefehlen folgt der Ami geradezu gierig. Etwaigen zeitraubenden Schlupf regelt das Stabilitätsprogramm im Rennmodus (Stufe fünf) weg.
Der großzügig vorgehende Geschwindigkeitsmesser der Corvette zeigt bei 3000 Touren 240 Sachen an. Ihre ellenlang ausgelegten Gänge fünf und sechs drücken zwar den Spritverbrauch und haben auch ihren Reiz – etwa mit 700 Touren ruckelfrei durch Ortschaften zu rollen. Doch dafür rauben sie dem entfesselt aufspielenden V8 einiges von seinem Temperament. Bis etwa 260 km/h ringt die mächtig voranstürmende Z06 ihren Konkurrenten ein paar Meter Vorsprung ab. Dann kommt der Schaltvorgang in den fünften Gang – und der Vortrieb verebbt. Bereits kleinere Steigungen drücken nachhaltig aufs Tempo, die versprochene Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h rückt in den Bereich der Wunschvorstellung. Auch beim Durchzug muss der Amerikaner Federn lassen. Selbst ein drehmomentstarker 7,0-Liter-Koloss kann gegen diese Schongangcharakteristik keine Wunder vollbringen.Mit kompressorgestützter Kraft macht der Jaguar hier eine bessere Figur. Spontan und brachial reißt er aus dem Drehzahlkeller an, sprintet mit dem Audi um die Wette. Erst bei 300 km/h zügelt eine Vmax-Abregelung den bombastisch gehenden Briten. Am grandiosen Vorwärtsdrang ist seine sechsstufige Automatik maßgeblich beteiligt. Besonders im manuellen Modus schaltet sie superflink, führt Paddelbefehle ohne nennenswerte Verzögerung aus und wechselt die Stufen stets geschliffen. Beruhigend stressfrei zieht der Jag seine schnellen Bahnen auf der linken Spur, bleibt auch bei schärferen Bremsmanövern spurtreu. Zwar wirkt er etwas hochbeiniger und distanzierter als der R8, aber immer noch ruhiger als die wilde Vette. Vom Wesen ist der Jaguar eher Gran Turismo denn Sportler, was besonders schnellere Landstraßenritte zutage fördern. Wer am Ende die Nase vorn hat, erfahren Sie oben in der Bildergalerie.

Fazit

von

Frank Wiesmann
Der hemdsärmelige Haudegen aus den USA mit umfangreicher Historie erklimmt in sechster Generation den Sportwagen-Olymp. Das hat die preiswerte Z06 vor allem ihrem optionalen Sportpaket zu verdanken, das ihre weit entwickelten fahrdynamischen Fähigkeiten auf die Spitze treibt. Außerordentlich großes sportliches Talent beweist auch der Audi R8, der seinen Fahrer dank ausgefeilter Manieren nie ins Schwitzen bringt – bis es ans Bezahlen geht. Längsdynamisch folgt der genussvolle Jaguar den beiden locker, querdynamisch nicht.

Von

Frank Wiesmann