Es ist wie ein Besuch vom anderen Stern. Ein Chinese sagt: "Willkommen in Paris!", neun Models in bodenlangen Kleidern schweben auf die Bühne. Citroën hat den Louvre gemietet. Tusch, Blitzlichtfeuer aus 300 asiatischen Handys, und dann das! Der neue DS 5LS. Gähn, ein Stufenheck-Langweiler im Format der neuen C-Klasse. Kein Charme, keine Überraschungen, und damit wollen die Franzosen nach China, den am schnellsten wachsenden Markt für Premium-Autos?

Innen ist der Franzose wirklich edel

Die Aufsteiger dort mögen klassische Limousinen, guten Service und – den Hauch von Paris. Doch ausgerechnet der optische Charme fehlt dem neuen Modell, das mit dem Paradiesvogel DS5, den wir kennen, nur den Namensteil und die Instrumente gemeinsam hat. Der Zusatz LS steht für Luxury Sedan, ein Versprechen, das der Innenraum einlöst. Der ist vollständig in Leder ausgekleidet, Holzdekor und matter Aluglanz bringen hochwertigen Glanz. Wohin man auch fasst, wirkt der DS solide und exakt verarbeitet, bei den ersten Autos liefert die neue Fabrik in Shengzhen auf Anhieb saubere Arbeit.

Nach Europa kommt der DS 5LS nie

Sitzprobe Citroën DS 5LS Joachim Staat
Hinten ist erstaunlich viel Platz, das mögen die Chinesen, die sich gern chauffieren lassen.
Die vorderen Sitze fallen etwas kurz aus, die neue Mittelkonsole ist deutlich sachlicher als das Flugzeugcockpit im Europamodell. Hinten sitzen die Passagiere erstaunlich geräumig, so wie's die Chinesen mögen. Kann mal jemand erklären, warum die Asiaten auf einen Ballsaal in Kniehöhe stehen? Aber darum geht es im Louvre den ganzen Abend: zu verstehen, was Käufer in China wollen, denn zu uns kommt das Auto nie. Der Köder muss dem Fisch schmecken, und der schwimmt nun mal in Fernost. Auf dem dortigen Markt tritt der DS5 zwischen VW Lavida und Audi A3 Limousine an. Die beiden 2,0-Liter-Benziner (165 und 200 PS) kommen ebenso aus dem Citroën-Fundus wie die Sechsgang-Automatik, Hybridmotoren sind vorläufig nicht geplant. Dafür aber eine Langversion mit noch mehr Ballsaal in Kniehöhe.

DS wird künftig zur eigenen Marke

Sitzprobe Citroën DS 5LS Joachim Staat
Der DS 5LS kommt mit eigenem Logo, DS fungiert künftig als eigene Marke.
Im Louvre präsentierten die Designer (sitzen in Paris und nicht in China) voller Stolz das neue Markengesicht. Verschwunden das Citroën-Emblem, der gepeilte Doppelwinkel, weil DS künftig auch in Europa als eigene Marke firmieren wird und deshalb sein neues Profil spazieren fährt: Der sogenannte DS-Wing erinnert jedoch eher an eine halbgare Mischung aus Hyundai-Sechseck und Audi-Grill. Und der soll alle kommenden DS-Modelle auch in Europa zieren? Spätestens jetzt wünschen wir uns mehr Pariser Chic als Chinas Pragmatismus. Über den Umweg Fernost, wo Millionen Neukunden ohne Markenbindung warten, wollen die Franzosen schaffen, was im festgefahrenen Europa viel langfristigere Mühen verlangt: aufschließen zu den deutschen Spitzenmarken, weg von der Rabattschlacht da unten.Deshalb gibt es in den 50 Autohäusern (DS-World genannt) neben eigenem Raumparfüm auch einen Service, der erkennt, wenn ein Kunde mit seinem Auto vorfährt, und sofort den zuständigen Mitarbeiter alarmiert, um ihn zuvorkommend zu empfangen. Da will man doch Chinese sein. Die Marke DS wächst Ende 2014 mit einem SUV im Format des BMW X3, dessen Aussehen sich an der Studie Wild Rubis orientiert. Vom SUV wie der Limousine DS5 LS folgen ab 2015 jeweils Langversionen mit noch mehr Knieraum im Fond.

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Joachim Staat