CO2-Ausstoß von Politiker-Dienstwagen 2019
Scheuer wehrt sich gegen DUH-Schelte

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Die Deutsche Umwelthilfe hat beim CO2 genau hingeschaut: Welche Spitzenpolitiker fahren mit schmutzigen Dienstwagen? Verkehrsminister Scheuer wehrt sich gegen die Einstufung seines Hybrid-BMW.
Ist ausgerechnet Verkehrsminister Andreas Scheuer mit seinem Dienstwagen der größte Klimasünder der Bundesregierung? Der CSU-Politiker wehrt sich unter anderem auf Twitter gegen entsprechende Vorwürfe der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die DUH hatte in ihrer neuesten Dienstwagenumfrage unter deutschen Spitzenpolitikern und -beamten Scheuers BMW 740Le xDrive – ein Plug-in-Hybridmodell – mit 258 g CO2 pro Kilometer als größte Dreckschleuder im Kabinett eingestuft. "Stimmt nicht!", wehrte der Minister und veröffentlichte einen Auszug seines Fahrzeugscheins. Außerdem verwies er in einem Interview darauf, ein Wasserstoff-Fahrzeug (Mercedes F-Cell GLC) und ein Elektroauto (Audi e-tron) im Fuhrpark zu haben.
Knackpunkt der Differenzen ist die Art der Emissionsermittlung. Während auch Scheuers Kommunikationschef Wolfgang Ainetter auf Twitter die 60 g CO2/km des Audi nach dem offiziell geltenden Prüfverfahren WLTP (so funktioniert WLTP) anführt, legt die Umwelthilfe keine offiziellen Herstellerangaben zugrunde. Sie zitiert Realwerte aus dem Bericht "From Laboratory to Road" des unabhängigen Forschungsinstituts International Council on Clean Transportation (ICCT) aus dem Jahr 2017.
Kein Dienstwagen schafft den Grenzwert!
Vor allem die vermeintlich umweltfreundlichen Plug-in-Hybridautos stehen in der Kritik der Umwelthilfe. Sie wiesen zwar auf dem Papier gute Normwerte auf, würden aber überwiegend im ineffizienteren Verbrennermodus gefahren, so die DUH. Die Organisation, die bundesweit seit Jahren auch mit dem Einklagen von Fahrverboten für saubere Luft in Städten kämpft, hat 2019 zum 13. Mal in Erfahrung gebracht, welche Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern mit welchen Dienstwagen wie viel CO2-Ausstoß verursachen. Auf der Basis der ICCT-Werte ergibt sich dabei die folgende Bilanz: Laut DUH hält kein einziger der 237 untersuchten Politiker-Dienstwagen (143 Diesel, 13 Benziner, 74 Plug-In-Hybride, drei elektrisch betrieben) den seit 2015 geltenden EU-Flottengrenzwert von 130 g CO2/km im Realbetrieb ein. Bei Fahrzeugen mit teilelektrischem oder vollelektrischem Antrieb wurde der CO2-Gehalt des deutschen Strommixes laut Umweltbundesamt herangezogen. Daher argumentiert die DUH: Es zeige sich einmal mehr, "dass weder Politiker noch Autobauer verstanden haben, wofür die Menschen seit über einem Jahr auf die Straße gehen". Das sagte die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer als "schwarzes Schaf"

Der Audi von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) stößt laut DUH 216 Gramm CO2 pro Kilometer aus.
Auch in den Ländern ist nicht alles top
Unter den Länderchefs landet Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) wie im Vorjahr auf dem letzten Platz mit 408 g CO2/km. Allerdings soll er ab dem ersten Halbjahr 2020 laut Senatskanzlei einen deutlich verbrauchsärmeren Audi fahren. Der Dienstwagen von Bremens neuem Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) weist die niedrigsten Emissionen auf, liegt aber immer noch bei 200 g CO2/km. Im Bundeslandvergleich verdrängt das schwarz-grün regierte Hessen mit einem Flottendurchschnitt von 255 g CO2/km Nordrhein-Westfalen (14., 241 g CO2/km) vom letzten Platz. Den geringsten Verbrauch zeigt die Dienstwagenflotte von Bremen mit durchschnittlich 199 g CO2/km. In der Galerie zeigt AUTO BILD die Spitzenpolitiker von Bund und Ländern mit den fünf saubersten und den fünf schmutzigsten Dienstwagen!
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