(dpa/cj) Dänemark, Frankreich, Luxemburg, Polen, Tschechien – mehrere deutsche Nachbarländer haben den Grenzverkehr wegen des neuartigen Coronavirus vorerst unterbrochen oder stark eingeschränkt. Den Anfang machte Tschechien, das in der Nacht zu Samstag, den 14. März 2020 seine Grenze generell für Ausländer – nicht nur aus sogenannten Risikogebieten – für zunächst 30 Tage schloss. Viele Bewohner des deutschen Grenzgebietes nutzten kurz vor der Schließung die vorerst letzte Gelegenheit, sich noch mit günstigen Lebensmitteln, Tabakwaren und Benzin einzudecken.

Kein Stau Richtung Dänemark – langes Warten nach Polen

Dänemark schloss seine Grenze zu Deutschland am Samstagmittag um 12 Uhr. Lange Verzögerungen blieben aus. In Richtung Norden stauten sich lediglich überwiegend Pendlerfahrzeuge mit deutschen Kennzeichen auf einigen Hundert Metern. An den Grenzübergängen nach Luxemburg und Frankreich bildeten sich laut einem Bundespolizeisprecher schon in der ersten Stunde Rückstaus. An der Grenze zu Österreich blieb es kurz nach Beginn der Kontrollen ruhig. Der Verkehr rollte normal weiter. Auch Raststätten und Parkplätze im Grenzgebiet waren auffällig leer. Am Grenzübergang zu Polen an der A 4 bei Görlitz dauerte die Abfertigung am Abend des 15. März 2020 zeitweise bis zu acht Stunden, wie der MDR berichtete. Hauptsächlich, weil polnische Staatsbürger zurück in ihr Land wollten.

Auch Deutschland macht Grenzen teilweise dicht

Corona: Hier müssen Autofahrer umdrehen
An der deutsch-dänischen Grenze kontrollieren Bundespolizisten ankommende Autofahrer.
Deutschland selbst begann am Montag, den 16. März 2020 an den Übergängen zu Österreich, Frankreich, Luxemburg und Dänemark sowie in die Schweiz mit strengen Grenzkontrollen. Damit soll eine rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verhindert und die Zahl der Infizierten und Toten kleingehalten werden. Sowohl am dänischen Übergang an der Autobahn A 7 in Ellund als auch in Kupfermühle (B 200) und Böklund (B 5) kontrollieren seither Bundespolizisten die ankommenden Lkw und Pkw. Der Warenverkehr, Berufspendler sowie Personen mit einem "triftigen Grund" zur Einreise haben nach Angaben eines Polizeisprechers weiterhin freie Fahrt. An einigen Grenzübergängen bildeten sich zu Beginn um 8 Uhr längere Staus. Kleinere Straßen – etwa von Frankreich nach Baden-Württemberg – wurden komplett gesperrt. Auch hier sind der Warenverkehr und Berufspendler nicht betroffen. Die Ankündigung sorgte dafür, dass sich viele Menschen aus den Nachbarländern gar nicht erst auf den Weg nach Deutschland machten.

Nord- und Ostseeinseln ohne Touristen

Die Maßnahmen waren von Innenminister Horst Seehofer, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und mehreren Ministerpräsidenten vereinbart worden. Die neuen Regelungen liefen vorerst für unbestimmte Zeit, sagte ein Sprecher der Bundespolizei. Ob es zu Chaos oder langen Rückstaus an der Grenze komme, sei derzeit nicht abschätzbar. Auch innerhalb Deutschlands gibt es inzwischen Reisebeschränkungen. So schlossen die deutschen Küstenländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Inseln in der Nord- und Ostsee für Touristen. Begründung: Die dortigen Gesundheitssysteme seien nicht für eine große Anzahl Corona-Infizierter ausgelegt, einheimische Insulaner müssten geschützt werden. An den Grenzen zu Belgien und den Niederlanden gibt es bislang keine besonderen Kontrollen – wohl, weil dort keine Corona-Hochrisikogebiete liegen.
Stand: 16. März 2020, 16 Uhr (Änderungen jederzeit möglich)