Nein, das hier ist kein Alkoven für besonders kinderreiche Familien. Er hat noch nicht mal Stockbetten im Heck. Dafür aber eine riesige Lounge und ganz viel Platz für zwei, die sich auch auf Reisen gern verwöhnen.
Das Geld ist verdient, die Kinder sind groß und gehen eigene Wege. Ganz eigene. Klar, manchmal wollen die Enkel mit. Aber eben nur manchmal. Für solche Kunden stellte Dethleffs vor sechs Jahren ein ungewöhnliches Wohnmobil vor: den ersten Alkoven, der auf alleinreisende Paare (daher der Name Alpa) zugeschnitten war. Sein Konzept kam an, und der Wunsch zahlungskräftiger Käufer hat die Dethleffs-Planer nun dazu bewegt, eine Langversion nachzuschieben: stolze 8,58 Meter, drei Achsen. Innen ändert sich am Layout nichts grundlegend. Es darf nur von allem ein bisschen mehr sein.
Der Grand Alpa lässt Raum für gemeinsame Aktivitäten
Eine größere Rundsitzgruppe hat kein anderer Alkoven zu bieten. Staufächer, Steckdosen und das ausziehbare Multimediasystem sind gut zu erreichen.
Das ist er: Zwei Nummern größer – mindestens! Wer zum ersten Mal die drei Stufen zum voll klimatisierten Wohnbereich hinaufsteigt, staunt über das weitläufige, helle Entrée. Sofort fallen die 1,25 Meter mehr Länge im Vergleich zum Alpa auf, die Lounge im Heck liegt in weiter Ferne. Das niedrige Sideboard links neben dem Eingang, vier Panoramafenster und zwei große Dachhauben unterstützen den luftigen Raumeindruck. Die großzügige Rundsitzgruppe ist zusammen mit der anschließenden geschwungenen Küchenzeile das Herzstück des Grand Alpa. Hier hält man sich auch dann entspannt auf, wenn's draußen tagelang nieselt, kocht gerne mal ambitioniert, lädt Gäste zu Spieleabenden ein und relaxt auf bequemen Polstern. Der Grand Alpa lässt also genau den Raum für gemeinsame Aktivitäten, der in vielen kleineren Mobilen fehlt. Um mit ihm auf große Tour zu gehen, braucht es allerdings den C1-Führerschein, denn seine zulässige Gesamtmasse knackt die Fünf-Tonnen-Marke. Und wo wir gerade beim Thema Zahlen sind – 86.999 Euro stehen mindestens auf dem Preisschild des Grand Alpa. Dafür ist das Wesentliche an Bord: Platz. Für alles andere gibt es eine lange Aufpreisliste.
Der Basismotor hat die üppige Landjacht nicht souverän im Griff
Fahrstabil: Sanft regelndes ESP und wenig Kopflastigkeit bei korrekter Beladung beruhigen.
So fährt er: Handlicher, als es auf den ersten Blick zu befürchten ist. Hat sich der Fahrer daran gewöhnt, in Kurven ganz weit auszuholen, fühlt sich der Grand Alpa fast wie ein Kastenwagen an. Zum Eindruck der Schwerelosigkeit gehört allerdings der passende Motor: Der große 177-PS-Diesel des Ducato-Programms kommt gut klar mit Gewicht und Format der Landjacht, er bleibt bis 3000 Umdrehungen angenehm leise, kostet aber 4310 Euro extra. Wer sich die spart, bekommt den langen Lulatsch mit 130-PS-Basismotor – das mag gerade so reichen, wirkt aber sicher nicht souverän. Das Testmobil kam mit dem automatisierten Sechsganggetriebe (2023 Euro), dessen lange Schaltpausen den Charakter des entspannten Cruisers nicht übermäßig störten. Der durchgehend doppelte Ladeboden des Tiefrahmenchassis bietet die Möglichkeit, schwere Reiseutensilien ganz unten zu verstauen und so die alkoventypische Kopflastigkeit zu reduzieren. Aus Sicherheitsgründen haben die Entwickler das Fahrwerk zudem straff ausgelegt; entsprechend stabil und gut beherrschbar verhält sich der Grand Alpa bei schnellen Ausweichmanövern. Daraus folgt aber, dass es auf schlechten Strecken im Aufbau vernehmlich knistert. Dass die Ducato-Basis in Grand-Alpa-Länge ihre Grenzen erreicht, zeigen spürbare Verwindungen in Kurven und bei Unebenheiten. Und: Die Bremswege sind zu lang – über 60 Meter von 100 auf 0 km/h.
Per ausziehbarer Treppe geht's bequem rauf in den Alkoven
Zu zweit kochen? Hier geht's – dank des geräumigen Küchenblocks mit viel Bewegungsfreiheit davor.
Das hat er: Allen Komfort, den auch eine kleine Ferienwohnung bietet. Die Möbeloberflächen kombinieren Eiche-Optik und weißes Hochglanzdekor, dazu gibt es trendige, farblich abgestimmte Polster. Insgesamt ist der Innenraum praxisnah geplant. Rechts neben dem Eingang befindet sich eine Garderobe, die Jacken, Regenschirme und Mützen aufnimmt. Über der Aufbautür sind die Bedienelemente der Bordtechnik zentral untergebracht. Im zweistufigen Boden gibt's zahlreiche Staufächer, die tiefen, zentral verriegelbaren Küchenschubladen fassen unter anderem zwei leicht herausnehmbare Mülleimer. Darüber sind Spüle und Dreiflammen-Gaskocher in eine große Arbeitsplatte eingebettet. Erfreulich: Die Dunstabzugshaube führt nach außen. Daneben steht die große Kühl-Gefrier-Kombination (141/23 Liter) mit dem Backofen obendrauf. Dusche und Toilettenraum bieten auch Großgewachsenen viel Bewegungsfreiheit und befinden sich, natürlich getrennt, vor dem Alkoven. Mit der Toilettenraumtür lässt sich dieser Bereich unterteilen, sodass eine Ankleide entsteht. Folgerichtig befinden sich hier auch die Wäscheschränke (zwei davon mit Kleiderstange). Ein pfiffiges Detail hält die Schiebetür, die das Fahrerhaus abtrennt, bereit: eine ausziehbare Treppe zum bequemen Aufstieg in den Alkoven. Hier ist erholsamer Schlaf garantiert, denn die Einzelmatratzen sind nur im Fußbereich getrennt und bieten so viel Platz zum Kuscheln.
Das geht auch in der riesigen Lounge: Der Tisch ist ausklapp- und verschiebbar; außerdem ermöglicht er zusammen mit der Sitzgruppe ein zweites Bett. Lange Menschen müssen allerdings die Rückenpolster entfernen – und aufpassen, dass sie dabei nicht die sehr dünne Wandverkleidung ramponieren. Leider finden sich solche Detailmängel auch anderswo: beispielsweise nachlässig verklebte Kletthalterungen der Polster, Orangenhaut an weißen Lackoberflächen und scharfkantige LED-Leisten. Das passt nicht ganz zum Anspruch der Verwöhnoase. Zu den großen Vorzügen des Grand Alpa wiederum zählen die bis zu 15 Fenster und Dachluken, die sehr viel Licht und Luft in den Aufbau bringen. Und nachts leuchten die unzähligen LEDs des Style-Pakets mit den Sternen um die Wette. Davon darf es immer gern ein bisschen mehr sein.
Fazit
von
AUTO BILD
Zusammen essen und sogar zusammen kochen – im Grand Alpa klappt's. Er überzeugt anspruchsvolle Paare durch seine Großzügigkeit. Hier klemmt und kneift es nirgendwo. Alles findet seinen Platz, und es gibt genug Steckdosen und Stauraum. Luft nach oben gibt's aber auch: bei der teilweise flüchtigen Verarbeitung sowie den zu langen Bremswegen. Bitte verbessern!