Advantage heißt Vorteil – und das Ausstattungspaket dieses 2004 gebauten Dethleffs-Teilintegrierten. Tatsächlich scheint es, als mache der neue Besitzer einen guten Griff mit diesem Wohnmobil.
Das klingt nach einem ziemlich guten Geschäft: Nur etwas über ein Drittel hat dieser Dethleffs an Wert verloren – in langen 13 Jahren. Bei manchem neuen Pkw, selbst mit Stern auf der Haube, ist schon nach kurzen zwölf Monaten der Marktwert um diesen Anteil abgesackt. Doch bei Wohnmobilen tickt die Preisuhr derzeit extrem langsam: Der erste Besitzer, der für seinen neuen T 5841 im Jahr 2004 rund 40.000 Euro ausgegeben hatte, verlor letztlich im Monat nur etwa 100 Euro an seinem Fahrzeug. 24.990 Euro soll der Dethleffs auf der Basis des Ducato-Typs 244 kosten. Allerdings blieb der Käufer damals knausrig beim Setzen der Kreuzchen auf der Zubehörliste: Auf seinen Reisen kam er ohne Klimaanlage aus, und für frische Luft kurbelte er die Fenster per Hand herunter. Nicht einmal ein Fahrerairbag ist an Bord. Aus heutiger Sicht ist das automobile Steinzeit. Immerhin: Fensterheber und eine Klimaanlage ließen sich nachrüsten, was mit 2500 bis 3000 Euro jedoch ein Extrabudget von gut zehn Prozent des Kaufpreises erfordert. Dennoch dürfte es sich lohnen: Dieser Dethleffs hinterlässt unterm Strich einen außerordentlich guten Eindruck.
"400.000 Kilometer sind überhaupt kein Problem"
Alles okay: Der Motor trägt einen ehrlichen Mantel aus Staub, wurde jedoch stets bestens gewartet.
Schon die Rahmendaten stimmen: Der Teilintegrierte war bis 2016 in erster Hand, trägt im sauber geführten Scheckheft alle nötigen Stempel eines großen Fiat-Servicebetriebs und zudem einen Aufkleber, der einen Wechsel von Zahnriemen sowie Bremsflüssigkeit bei einem Kilometerstand von 88.868 bestätigt. Vor genau drei Jahren war das. Heute stehen 106.134 Kilometer auf dem digitalen Zähler. Das ist für den 2,3-Liter-Ducato-Diesel mit seinen 110 PS ein Klacks, sagt Verkäufer Martin Steca von Rikis Wohnmobile im pfälzischen Otterstadt: "400.000 Kilometer sind für diese Motoren überhaupt kein Problem." Immerhin 1497 Euro Aufpreis war der stärkere und größere JTD-Diesel dem Käufer einst wert.
Aus der Dinette lässt sich ein zweites Doppelbett bauen. Es ist kaum kleiner als das (knappe) Hauptbett im Heck.
Steca bietet den Teilintegrierten im Auftrag eines Kunden an – Autos wie diese hätte er gerne mehr, auch wenn die Preisforderung des Besitzers hoch ist. "Es sind viel zu wenige Gebrauchte auf dem Markt", sagt er, "das hält die Preise stabil." Dazu kommt, dass aktuell vier von fünf seiner Zweithand-Interessenten Teilintegrierte suchen, eine Fahrzeugkategorie, die früher eher exotisch war. Dabei punktet der Dethleffs bereits mit exakt den Vorteilen, mit denen diese Karosserieform heute so überzeugend wirkt: Er bietet auch nachts Platz für vier, ohne einen riesigen Alkovenbuckel in den Wind zu stemmen. Allerdings muss das Reise-Team dafür die Dinette des Dethleffs T 5841 umbauen: Aus seinen zwei Sitzbänken samt Tisch lässt sich nach dem erfolgreichen Puzzeln mit acht Polstern ein Bett bauen, das 189 mal 130 Zentimeter misst. Viel mehr Platz gibt es auch links hinten im Heckbett nicht: 190 mal 135 Zentimeter müssen hier als Liegefläche genügen – für Riesen taugt das nicht. Passend zum Baujahr liegt noch keine Schaum, sondern eine Federkernmatratze auf dem Lattenrost. Der klappt dank zweier Dämpfer spielend leicht nach oben, darunter findet sich ein üppiger Stauraum, der auch von außen über eine Klappe zugänglich ist. Fahrräder allerdings müssen auf den Heckträger. Für sie ist das Abteil zu eng.
Dank pflegender Vorbesitzer überzeugt der Dethleffs
Ohne Risse, jedoch mit etwas Patina zeigt sich das geräumige Badezimmer mit Fenster.
Auch innen beweist dieser Dethleffs-Teilintegrierte, dass Menschen mit ihm unterwegs waren, denen ihr Reisemobil sehr am Herzen lag. Die blauen (und für die Zeit angenehm dezenten) Polster sind supersauber und frei von Löchern, nichts wirkt ungepflegt oder über Gebühr verbraucht. Im Gegenteil: Sogar das Bad, im hinteren rechten Eck platziert, zeigt sich blitzblank geputzt, der Kunststoff ist rissfrei. Allein die Verfärbung weist auf das Alter hin, ein Problem, das auch außen an manchen Stellen auffällt. Gut ausgestattet ist der T 5841 zudem. Auf dem Dach trägt er zum Beispiel die Solarpanels einer 100-Watt-Anlage, zu dem eine Satellitenschüssel und innen, verborgen in einem Dachschrank, einen später nachgerüsteten Flachbildfernseher. Serienmäßig dagegen bietet der Dethleffs einen dreiflammigen Herd, darunter einen geräumigen Kühlschrank mit Frosterfach. Dass die Vorbesitzer ihr Auto umsorgt haben, beweist zudem der 2015 nachgerüstete Partikelfilter samt grüner Feinstaubplakette. Sogar die Reifen, Michelin Agilis Camping, sind erst zwei Jahre alt. Das relativiert den Kaufpreis. Viele handfeste Vorteile also für den Käufer, der sich diesen Advantage pickt. Sogar eine Finanzierung bietet Steca noch an, die jederzeit zu tilgen ist. Doch das charmanteste Plus ist ein anderes: Schon morgen wäre dieser Dethleffs startklar für einen sorgenfreien Urlaub. Er ist keine billige Wahl. Doch eine gute.
Bei Autos überzeugen mich Zustände: Wichtiger als Extras wie eine Klimaanlage ist mir, wie die Vorbesitzer mit ihnen umgegangen sind. Hier habe ich keine Zweifel: Zahnriemen, Bremsflüssigkeit sowie Reifen sind erst zwei Jahre alt, das Scheckheft voller Stempel. Dazu kommt die grüne Plakette, ein sauberer Innenraum, keine nennenswerten Defekte – Daumen hoch, Alter und Preis zum Trotz.