Diskussion über das FIA-Reglement
Räikkönens riskanter Reifen

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Überhöhte Risikobereitschaft oder das neue Reglement – wer ist Schuld am spektakulären Räikkönen-Abflug auf dem Nürburgring?
Sicherheit im Schatten der Show?
Vorhang auf zur nächsten Diskussionsrunde: Auch der Große Preis von Europa auf dem Nürburgring ließ sich nicht lumpen und lieferte dem einst so eintönigen Formel-1-Zirkus Gesprächsstoff satt. Denn Räikkönens rassiger Ritt ins Kiesbett wirft Fragen auf: Wer trägt die Verantwortung für Kimis Aus? Steht in der Motorsport-Königsklasse die Sicherheit im Schatten der Show? Und: Weist das neue FIA-Reifenreglement gefährliche Lücken auf?
Eingangs der 59. und letzten Runde war der Finne mit gebrochener Radaufhängung ins Kiesbett katapultiert worden. Ursache: ein sogenannter Bremsplatter. Ein Drama, das sich abzeichnete. Hatte doch der Silberpfeil-Pilot seine Michelin-Pneus bei einigen harten Bremsmanövern überstrapaziert. Noch beim Tankstop in Runde 42 "schien alles in Ordnung", so McLaren-Teamchef Ron Dennis. Doch zehn Umrundungen vor Zieleinfahrt hatte sich der Gummizustand dramatisch verschlechtert. Zu spät für einen unplanmäßigen Halt. McLaren-Mercedes entschied: Risiko statt Reifenwechsel.
"Aus unserer Sicht war der Reifen nicht unsicher, und Räikkönen zeigte, daß er mit den Vibrationen umgehen konnte. Das ist Teil des Motorsports", rechtfertigte Dennis die Strategie. Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug verteidigte die Teamorder: "Ganz auf Nummer sicher zu gehen – das ist nicht der Weg, der zum Sieg führt. Wir gehen aber kein unnötiges Risiko ein. Diesen Ruf haben wir nicht." Selbst der eigentliche Leidtragende stimmte in den Chor mit ein: "Das Risiko war es wert, aber nun haben wir zehn wertvolle Zähler in der Weltmeisterschaft verloren", meinte Räikkönen, der beim Unfall zum Glück unverletzt blieb.
Eingangs der 59. und letzten Runde war der Finne mit gebrochener Radaufhängung ins Kiesbett katapultiert worden. Ursache: ein sogenannter Bremsplatter. Ein Drama, das sich abzeichnete. Hatte doch der Silberpfeil-Pilot seine Michelin-Pneus bei einigen harten Bremsmanövern überstrapaziert. Noch beim Tankstop in Runde 42 "schien alles in Ordnung", so McLaren-Teamchef Ron Dennis. Doch zehn Umrundungen vor Zieleinfahrt hatte sich der Gummizustand dramatisch verschlechtert. Zu spät für einen unplanmäßigen Halt. McLaren-Mercedes entschied: Risiko statt Reifenwechsel.
"Aus unserer Sicht war der Reifen nicht unsicher, und Räikkönen zeigte, daß er mit den Vibrationen umgehen konnte. Das ist Teil des Motorsports", rechtfertigte Dennis die Strategie. Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug verteidigte die Teamorder: "Ganz auf Nummer sicher zu gehen – das ist nicht der Weg, der zum Sieg führt. Wir gehen aber kein unnötiges Risiko ein. Diesen Ruf haben wir nicht." Selbst der eigentliche Leidtragende stimmte in den Chor mit ein: "Das Risiko war es wert, aber nun haben wir zehn wertvolle Zähler in der Weltmeisterschaft verloren", meinte Räikkönen, der beim Unfall zum Glück unverletzt blieb.
Reglement mit Interpretationsspielraum
Andere sahen das Wagnis kritischer: "Räikkönen setzt Ruhm vor Sicherheit. Die Formel 1 machte einen großen Schritt, die Sicherheit der Unterhaltung zu opfern", kommentierte die angesehene Londoner "Times" die Geschehnisse am Ring. David Coulthard, neben Weltmeister Michael Schumacher einer der Direktoren der Fahrervertretung GPDA, kritisierte die seit dieser Saison geltenden Reifenbestimmungen der FIA: "Die Regeln sind gut für Überholmanöver und die Unterhaltung der Fans, aber sie sind zu gefährlich", sagte der Red-Bull-Pilot. "Man verlangt von uns, unser Rennen wegzuwerfen, indem wir noch einmal reinkommen, um die Reifenzu wechseln", so der Schotte.
Paragraph 74 Absatz a des sportlichen Reglements besagt, daß ein Fahrer mit einem Reifensatz pro Rennwochenende auskommen muß. Nur bei einem Schaden oder "aus klar erkennbaren und echten Sicherheitsgründen" darf ein Pneu gewechselt werden. Ein Auftanken ist dabei verboten. Eine Formulierung mit Interpretationsspielraum – denn wann und wie ist eine Gefahr echt und klar erkennbar?
Zwar behauptet Renndirektor Charlie Whiting: "Das Reglement ist eindeutig. Über die Regeln muß sich auch McLaren-Mercedes informieren." Doch nicht nur Haug sieht dies anders: "Unsere Auslegung der Regeln war eine andere", sagte er der Tageszeitung DIE WELT. Es sei den Silbernen nicht klar gewesen, ob sie beim zweiten planmäßigen Tankstop auch den fraglichen Reifen hätten wechseln dürfen.
Klar ist eigentlich nur: Es besteht Klärungsbedarf. "Wir haben das Problem bereits erkannt. Nun haben wir einen Präzedenzfall, der zeigt, wie gefährlich es ist", sagte McLarens Geschäftsführer Martin Whitmarsh. Auch Haug betonte: "Wir müssen das klären lassen. Ein Reifenplatzer bei diesem Tempo (ca. 280 km/h) kann auch schlimmere Folgen haben."
Paragraph 74 Absatz a des sportlichen Reglements besagt, daß ein Fahrer mit einem Reifensatz pro Rennwochenende auskommen muß. Nur bei einem Schaden oder "aus klar erkennbaren und echten Sicherheitsgründen" darf ein Pneu gewechselt werden. Ein Auftanken ist dabei verboten. Eine Formulierung mit Interpretationsspielraum – denn wann und wie ist eine Gefahr echt und klar erkennbar?
Zwar behauptet Renndirektor Charlie Whiting: "Das Reglement ist eindeutig. Über die Regeln muß sich auch McLaren-Mercedes informieren." Doch nicht nur Haug sieht dies anders: "Unsere Auslegung der Regeln war eine andere", sagte er der Tageszeitung DIE WELT. Es sei den Silbernen nicht klar gewesen, ob sie beim zweiten planmäßigen Tankstop auch den fraglichen Reifen hätten wechseln dürfen.
Klar ist eigentlich nur: Es besteht Klärungsbedarf. "Wir haben das Problem bereits erkannt. Nun haben wir einen Präzedenzfall, der zeigt, wie gefährlich es ist", sagte McLarens Geschäftsführer Martin Whitmarsh. Auch Haug betonte: "Wir müssen das klären lassen. Ein Reifenplatzer bei diesem Tempo (ca. 280 km/h) kann auch schlimmere Folgen haben."
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