Drei getunte Roadster
Sturm und Drang

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Brabus, SpeedArt und Novidem haben "Wind of Change" neu interpretiert: Diese Roadster produzieren chartverdächtige Klänge – und bis zu 380 PS.
Sonnenschein und High-Speed-Schnupfen
Zu gutes Wetter kann ungesund sein. Die Gefahr einer schwerwiegenden Erkältung ist bei Sonnenschein nämlich besonders groß. Die droht, wenn man den Verlockungen dieses getunten Trios erliegt und sich bei 250 km/h sowie geöffnetem Dach des strahlend blauen Himmels erfreut.
Die Eckdaten der veredelten Roadster verursachen bei Hypochondern bereits ein Kratzen im Hals. Brabus propagiert mit seinem 332 PS starken SLK 4.0 die reine Hubraum-Lehre. Genaugenommen sind es statt vier nur 3,9 Liter Hubraum, trotzdem erkennt man den SLK 350 mit einstmals 272 PS nach dem Brabus-Eingriff kaum wieder. Andere Kurbelwelle, Kolben und Nockenwellen, dazu bearbeitete Zylinderköpfe, vergrößerte Ein- und Auslaßventile. Um 60 Mehr-PS zu generieren, scheut Brabus weder Kosten noch Mühen. Vor allem keine Kosten – aber wer auf den Cent schaut, sollte den Tuner aus Bottrop erfahrungsgemäß ohnehin meiden.
Novidem verfolgt einen anderen Ansatz, um die leidige Frage nach mehr Leistung zu beantworten: Der Tuner schwört auf Kompressortechnik. Er wendet das Bolt-on-Verfahren an. Soll heißen: Lediglich das Ansaugen gestalten die Schweizer neu. Motor und Serienelektronik rühren sie nicht an. Der Lader wird angeflanscht – und mit Hilfe zweier Zusatzsteuergeräte angelernt. Pfiffige Dreingabe: Über eine Magnetkupplung besteht die Möglichkeit, den Lader an- und abzuschalten. Wer ihn aktiviert, darf sich über pralle 380 PS freuen.
Die Eckdaten der veredelten Roadster verursachen bei Hypochondern bereits ein Kratzen im Hals. Brabus propagiert mit seinem 332 PS starken SLK 4.0 die reine Hubraum-Lehre. Genaugenommen sind es statt vier nur 3,9 Liter Hubraum, trotzdem erkennt man den SLK 350 mit einstmals 272 PS nach dem Brabus-Eingriff kaum wieder. Andere Kurbelwelle, Kolben und Nockenwellen, dazu bearbeitete Zylinderköpfe, vergrößerte Ein- und Auslaßventile. Um 60 Mehr-PS zu generieren, scheut Brabus weder Kosten noch Mühen. Vor allem keine Kosten – aber wer auf den Cent schaut, sollte den Tuner aus Bottrop erfahrungsgemäß ohnehin meiden.
Novidem verfolgt einen anderen Ansatz, um die leidige Frage nach mehr Leistung zu beantworten: Der Tuner schwört auf Kompressortechnik. Er wendet das Bolt-on-Verfahren an. Soll heißen: Lediglich das Ansaugen gestalten die Schweizer neu. Motor und Serienelektronik rühren sie nicht an. Der Lader wird angeflanscht – und mit Hilfe zweier Zusatzsteuergeräte angelernt. Pfiffige Dreingabe: Über eine Magnetkupplung besteht die Möglichkeit, den Lader an- und abzuschalten. Wer ihn aktiviert, darf sich über pralle 380 PS freuen.
SpeedArt macht auf dicke Hose
SpeedArt läßt es ruhiger angehen. Warum auch nicht. Schließlich ist das Zuffenhausener Cabrio bereits ab Werk ein erfreulich ungefiltertes Sportgerät. Revolutionäre Umbaumaßnahmen scheinen überflüssig: Der Veredler begnügt sich mit Fächerkrümmer, Sportauspuff und Metallkatalysatoren. Bringt unterm Strich 23 Mehr-PS.
Optisch markiert der Roadster RS 300 dafür den Dicken: Carbonhaube, Spoiler rundum und schwarz lackierte Räder mit Edelstahl-Außenbett sind nur der Anfang. Frei nach dem Motto "Viel hilft viel" montiert der Tuner auf den ausfahrbaren Heckflügel einen zusätzlichen starren Spoilerbügel. Den Innenraum wertet SpeedArt mit Alcantara und Carbon-Einlagen auf. Leider paßt SpeedArt die Zierde teils unsauber ein. Auch die aufgrund nachlässiger Montage im Wind flatternden Seitenschweller wirken wenig vertrauenerweckend.
Der Novidem-Nissan ist ebenfalls nicht mängelfrei: Mit der Montage der trendigen Flügeltüren von LSD-Doors tut der Tuner niemandem einen Gefallen. Ausnahmsweise überzeugt das System zwar durch eine saubere Passung und einen üppigen Öffnungswinkel (der Einstieg funktioniert auch bei lediglich zur Seite – und nicht in die Höhe – geklappter TÜr). Ein durch sorglose Betätigung des Geflügels eingerissener Kotflügel weckt jedoch Zweifel am Segen des Gimmicks. Davon abgesehen geben sich die Eidgenossen keine Blöße: Die dezenten 18-Zöller von Nismo gefallen mir vorzüglich. Deren exorbitanter Preis weniger. Darüber hinaus bleibt die Optik – abgesehen vom kühn im Wind stehenden Sportauspuff – seriennah.
Optisch markiert der Roadster RS 300 dafür den Dicken: Carbonhaube, Spoiler rundum und schwarz lackierte Räder mit Edelstahl-Außenbett sind nur der Anfang. Frei nach dem Motto "Viel hilft viel" montiert der Tuner auf den ausfahrbaren Heckflügel einen zusätzlichen starren Spoilerbügel. Den Innenraum wertet SpeedArt mit Alcantara und Carbon-Einlagen auf. Leider paßt SpeedArt die Zierde teils unsauber ein. Auch die aufgrund nachlässiger Montage im Wind flatternden Seitenschweller wirken wenig vertrauenerweckend.
Der Novidem-Nissan ist ebenfalls nicht mängelfrei: Mit der Montage der trendigen Flügeltüren von LSD-Doors tut der Tuner niemandem einen Gefallen. Ausnahmsweise überzeugt das System zwar durch eine saubere Passung und einen üppigen Öffnungswinkel (der Einstieg funktioniert auch bei lediglich zur Seite – und nicht in die Höhe – geklappter TÜr). Ein durch sorglose Betätigung des Geflügels eingerissener Kotflügel weckt jedoch Zweifel am Segen des Gimmicks. Davon abgesehen geben sich die Eidgenossen keine Blöße: Die dezenten 18-Zöller von Nismo gefallen mir vorzüglich. Deren exorbitanter Preis weniger. Darüber hinaus bleibt die Optik – abgesehen vom kühn im Wind stehenden Sportauspuff – seriennah.
Brabus nähert sich der Perfektion
Brabus beweist: Es geht auch anders. Ob Heckschürze, Frontspoiler mit integrierten Zusatzscheinwerfern, Räder in 18 Zoll oder Überrollbügeln in Edelstahl – der Tuner aus Bottrop kleidet den SLK konsequent neu ein. Der tiefbraune Farbton der Vollederausstattung ruft zwar zwiespältige Reaktionen hervor – die saubere Verarbeitung der Kuhhäute jedoch stößt auf ungeteilte Zustimmung. Überhaupt nähert sich Brabus der Perfektion: Das Auto wirkt, als wäre es im Tuning-Trimm vom Band gerollt.
Das gilt auch für den Motor: Das aufgeliterte Triebwerk harmoniert vorzüglich mit der Siebengang-Automatik. Mit der Spritzigkeit eines aufgeladenen Energiebündels kann der Vierliter-SLK nicht dienen. Vielmehr geht das Aggregat mit einer kraftvollen, bedächtigen Ernsthaftigkeit zu Werke, die Vertrauen schafft. Dem Hubraumriesen traut man zu, auch die 500.000-Kilometer-Inspektion ohne Auffälligkeiten zu bestehen. Der Sound stimmt ebenfalls: Der Roadster klingt dumpf, aber leidenschaftlich und nicht übertrieben laut.
Das gilt auch für den Motor: Das aufgeliterte Triebwerk harmoniert vorzüglich mit der Siebengang-Automatik. Mit der Spritzigkeit eines aufgeladenen Energiebündels kann der Vierliter-SLK nicht dienen. Vielmehr geht das Aggregat mit einer kraftvollen, bedächtigen Ernsthaftigkeit zu Werke, die Vertrauen schafft. Dem Hubraumriesen traut man zu, auch die 500.000-Kilometer-Inspektion ohne Auffälligkeiten zu bestehen. Der Sound stimmt ebenfalls: Der Roadster klingt dumpf, aber leidenschaftlich und nicht übertrieben laut.
Auf Knopfdruck wird der Japaner zum Hulk
Der SpeedArt-Boxster neigt eher zu Ausschweifungen. Mit herzerweichendem Röhren nimmt die Maschine die Arbeit auf. Ein Hoch auf den Placebo-Effekt: Trotz geringer Mehrleistung fühlt sich dieser Porsche nach 400 PS an. Wer mit offenem Dach über Landstraßen bügelt, bremst absichtlich öfter als nötig. Um anschließend andächtig zu lauschen, wie der Motor jubelnd hochdreht. Natürlich weist die Sound-Medaille eine Kehrseite auf: Für längere Autobahn-Etappen dürften es gern ein paar Dezibel weniger sein.
Der Novidem 350Z gibt sich klangtechnisch anfangs zugeschnürt: Erst bei 4000 Touren schreit er auf. Dann öffnet der klappengesteuerte Auspuff die Schleusen und darf endlich frei durchatmen. Auch der Rest des Autos präsentiert sich in bester Jekyll-und-Hyde-Manier. Aktiviert der Fahrer per Knopfdruck den Kompressor, mutiert der bis dato verschüchtert wirkende Japaner zum Hulk: Ein Ruck geht durch das Auto, schlagartig scheint der Motor die Muskeln zu spannen und die Faust zu ballen. Jeden Gaswechsel untermalt ein zorniges Zischen. Die Maschine hängt grandios am Gas. Das Durchzugsvermögen begeistert.
Eine Drehorgel war der 3,5-Liter-V6 nie – dank Novidem sind Ausflüge in den roten Bereich endgültig hinfällig. Daß die Schaltlampe bereits bei 5500 Umdrehungen nervös flackernd nach dem nächsten Gang verlangt, stößt mit trotzdem sauer auf. Und die regelmäßigen Verschlucker, unter denen das Novidem-Auto im höchsten Gang leidet, wecken den Wunsch nach etwas mehr Feinschliff.
Der Novidem 350Z gibt sich klangtechnisch anfangs zugeschnürt: Erst bei 4000 Touren schreit er auf. Dann öffnet der klappengesteuerte Auspuff die Schleusen und darf endlich frei durchatmen. Auch der Rest des Autos präsentiert sich in bester Jekyll-und-Hyde-Manier. Aktiviert der Fahrer per Knopfdruck den Kompressor, mutiert der bis dato verschüchtert wirkende Japaner zum Hulk: Ein Ruck geht durch das Auto, schlagartig scheint der Motor die Muskeln zu spannen und die Faust zu ballen. Jeden Gaswechsel untermalt ein zorniges Zischen. Die Maschine hängt grandios am Gas. Das Durchzugsvermögen begeistert.
Eine Drehorgel war der 3,5-Liter-V6 nie – dank Novidem sind Ausflüge in den roten Bereich endgültig hinfällig. Daß die Schaltlampe bereits bei 5500 Umdrehungen nervös flackernd nach dem nächsten Gang verlangt, stößt mit trotzdem sauer auf. Und die regelmäßigen Verschlucker, unter denen das Novidem-Auto im höchsten Gang leidet, wecken den Wunsch nach etwas mehr Feinschliff.
Power-Performance auf der Strecke
Auf der Rennstrecke sind derlei Kleinigkeiten schnell vergessen. Hier zählt die pure Performance. Und in dieser Disziplin glänzt der Novidem-Nissan. Markiert er mit kalten Reifen die fiese Heckschleuder, legt er mit jeder Runde mehr Gutmütigkeit an den Tag. Schließlich schwänzelt er nur noch beim Herausbeschleunigen aus Kurven sachte mit dem Heck. Dank seines üppigen Drehmoments und des gutabgestimmten KW-Gewindefahrwerks distanziert er sich deutlich von der Serie (pro Runde um 3,3 Sekunden schneller).
Auch der Porsche von SpeedArt punktet: Schaltung, Lenkung und Ansprechverhalten sind Spitzenklasse. Der durch Sportfedern erzeugte tiefere Schwerpunkt vermindert die Empfindlichkeit auf Lastwechsel. Die Rundenzeit verbessert sich dadurch nur geringfügig (0,3 Sekunden schneller als ein normaler Boxster S).
Der Brabus-SLK hingegen belegt, daß er sich nicht zum Spitzensportler berufen fühlt – ob mit oder ohne Tuning. Die Automatik reagiert leicht verzögert auf die Anforderungen des Gaspedals. Seine Abneigung gegen spitze Kurven artikuliert der Mercedes durch deutliches Untersteuern. Das ESP verweigert sich einer vollständigen Deaktivierung. Obwohl der Brabus-SLK in der Motorsport Arena Oschersleben die rote Laterne trägt, knüpft er dem Werksauto stolze 3,3 Sekunden ab. Zudem eignet er sich dank seiner manierlichen Federung auch für die tägliche Fahrt zum Bäcker. Bleibt am Ende nur noch eine Bitte an die Tuner: Eine Verdeckautomatik, die ab Tempo 200 das Dach schließt, wäre hilfreich. Manche Piloten muß man bisweilen vor sich selbst schützen. Und mit so einem High-Speed-Schnupfen ist nicht zu spaßen...
Auch der Porsche von SpeedArt punktet: Schaltung, Lenkung und Ansprechverhalten sind Spitzenklasse. Der durch Sportfedern erzeugte tiefere Schwerpunkt vermindert die Empfindlichkeit auf Lastwechsel. Die Rundenzeit verbessert sich dadurch nur geringfügig (0,3 Sekunden schneller als ein normaler Boxster S).
Der Brabus-SLK hingegen belegt, daß er sich nicht zum Spitzensportler berufen fühlt – ob mit oder ohne Tuning. Die Automatik reagiert leicht verzögert auf die Anforderungen des Gaspedals. Seine Abneigung gegen spitze Kurven artikuliert der Mercedes durch deutliches Untersteuern. Das ESP verweigert sich einer vollständigen Deaktivierung. Obwohl der Brabus-SLK in der Motorsport Arena Oschersleben die rote Laterne trägt, knüpft er dem Werksauto stolze 3,3 Sekunden ab. Zudem eignet er sich dank seiner manierlichen Federung auch für die tägliche Fahrt zum Bäcker. Bleibt am Ende nur noch eine Bitte an die Tuner: Eine Verdeckautomatik, die ab Tempo 200 das Dach schließt, wäre hilfreich. Manche Piloten muß man bisweilen vor sich selbst schützen. Und mit so einem High-Speed-Schnupfen ist nicht zu spaßen...
Fazit, Kontakt und Meßwerte
Fazit von AUTO BILD SPORTSCARS-Redakteur Ben Arnold Unsere Empfehlung: Lassen Sie Ihr Cabrio lieber beim Tuner überwintern statt in der ungemütlichen Garage. Brabus appelliert mit seinem luxuriösen Zubehörpaket an Genießer – der bullige SLK will mehr Lustgrotte sein als Rennsemmel. Ambitionierte Racer finden ihr Heil beim 350Z von Novidem. Der macht aufgrund seines enormen Durchzugsvermögens auch im Alltagsbetrieb eine gute Figur. Und mit seinem rassigen Roadster RS 300 übertrifft SpeedArt das Original in puncto Lautstärke und Auffälligkeit um Längen. Was die Performance anbelangt, fallen die Fortschritte weniger gravierend aus.
Kontakt: Brabus, Tel. 02041/ 77 70 00, www.brabus.de; Novidem Kompressor-Systems, Tel. 0831/ 5 80 01 12, www.novidem.ch; SpeedArt Automobiltuning & Design, Tel. 07156/ 1 79 98 70, www.speedart.de
Kontakt: Brabus, Tel. 02041/ 77 70 00, www.brabus.de; Novidem Kompressor-Systems, Tel. 0831/ 5 80 01 12, www.novidem.ch; SpeedArt Automobiltuning & Design, Tel. 07156/ 1 79 98 70, www.speedart.de
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