Die gute Nachricht vorweg: Es gibt noch ein Lenkrad. Die schlechte: Der Fahrer sitzt im Freien. Dass Studien gern etwas über das Ziel hinausschießen, ist normal. Noch abgefahrener wird es, wenn sie weit in die Zukunft schauen sollen. Steckt dann noch die Kreativtruppe des Citroën-Edelablegers DS Automobiles hinter dem Entwurf, ergibt das mit dem X E-Tense den wohl schrillsten Testwagen seit langem.

Der DS X E-Tense wirft alle Konventionen über Bord

DS X E-Tense
Futuristisches Konzept: Der E-Tense befördert seine Passagiere autonom – Selbstfahren ist optional.
Im Jahr 2035 wird die Geburtsstunde der namensgebenden Legende Citroën DS bereits 80 Jahre zurückliegen. Wie schon der Senior im Jahr 1955 wirft auch der X E-Tense alle Konventionen über Bord. Fernab von nutzwertgesteuerten rollenden Mobilitätskonzepten mit einer Flut von Monitoren möchte man bei DS Poesie auf Rädern erschaffen. Unter einer Glaskuppel summen die Passagiere autonom und abgekapselt durch den Verkehr. Der aufklappbare Notsitz dient als Fußstütze, im seitlichen "Sekretär" versteckt sich eine Kaffeemaschine. Bunte Vogelfedern und ein Boden aus durchsichtigem, dimmbarem Glas setzen Akzente. Im Armaturenbrett aus Holz sitzt ein Sound-System, auf die Glasflächen werden Informationen und Filme projiziert.

Fahrspaß garantiert der kräftige Elektroantrieb

DS X E-Tense
Geht ordentlich: 540 PS aus zwei Elektromotoren an der Vorderachse bringen die Fuhre zügig in Fahrt.
Weil es aber auch in 17 Jahren den Fahrer bisweilen in den Fingern jucken dürfte, selbst zu fahren, gibt es noch den Platz links. Die aufschwingende Flügeltür gibt den Blick frei auf ein fast normales Cockpit. Fahrstufenanwahl, Pedale und ein Lenkrad sollen den klassischen Wunsch nach Fahrspaß bedienen. Zwei an der Vorderachse montierte E-Motoren leisten zusammen 540 PS, im Rennmodus soll es noch deutlich mehr sein. "Leise wie eine Brise", schwärmen sie bei DS. Bei der ersten Fahrt hört sich das noch etwas anders an. Das Heulen der E-Motoren erinnert an die gute alte Tram aus den 70ern. Dafür ist der Rest erstaunlich gut gemacht. Schade, dass uns bei winterlichen Temperaturen und holperigen französischen Landstraßen eine ausgiebigere Testfahrt mit der extrem flach liegenden Studie verwehrt bleibt. Aber auch so werden wir sicher viele Details in zukünftigen Serienmodellen finden. Mehr als nur das Lenkrad.
Malte Büttner
Der X E-Tense ist völlig irre und bricht mit allen Normen. Dass er als Studie nur so lala fährt – geschenkt. Dafür macht er Hoffnung, dass Autos auch in Zukunft noch mit Leidenschaft gebaut und gekauft werden.