Lucas Auer, seit Sie in der DTM sind: Hat sich die Wahrnehmung in Ihrer Heimat verändert?
Lucas Auer (23): Definitiv. Inzwischen erkennen mich immer mehr Leute. Das habe ich euch zu verdanken (lacht). Im Ernst: Ich finde es cool so, wie es ist. Man soll die Leute ja mitreißen, sich eine Fanbasis aufbauen. Und klar: Noch mehr Fans sind immer gut, genauso wie immer mehr Rennen zu gewinnen.
Früher waren Sie oft nur der Neffe von Gerhard Berger. Wie ist es heute?
Viel besser. Viele sehen es jetzt so, dass ich der Lucas Auer bin und nicht mehr nur der Berger-Neffe. Dass ich inzwischen meinen Weg gehe. 
Heißt der nächste Österreicher in der Formel 1 Auer?
DTM
Auers Schwachpunkt 2018 war die Konstanz
Es sind ein paar Österreicher auf dem Weg in die Formel 1. Es gehört eine Menge dazu, ungefähr so viel wie auf dem Weg in die DTM. Da muss alles passen und du musst zum richtigen Zeitpunkt abliefern. Ich selbst denke nicht so viel darüber nach. Klar: Formelsport war meine Lehre und ich sehe jedes Formel-1-Rennen. Es ist aber nicht mehr so wie in der Formel 3, als es für mich nur die Formel 1 gab. Ich bin offener geworden.
Waren Sie beim Thema Formel 1 früher verbissener?
Definitiv. Ich habe als Kind immer nur Formel 1 geschaut. Ich wollte dort unbedingt hin. Unbedingt. Irgendwann kommt aber der Punkt, an dem du professionell werden musst. Denn in den Nachwuchsklassen gibst du immer nur Geld aus. Die Chance, Werksfahrer zu werden, war mega für mich. Ich bin seitdem viel lockerer und offener geworden.
Wie geht es für Sie nach dem Mercedes-Ausstieg weiter?
Es ist eine interessante Zeit, es kann jetzt schnell gehen. Ich werde versuchen, in der DTM nochmal richtig Gas zu geben, damit alle Augen auf mich gerichtet sind. Was ich 2019 machen werde, kann ich noch nicht sagen. Es dauert aber sicher nicht mehr lange. Durch mein Alter und dadurch, dass ich schon vier Jahre professionell Motorsport mache, gibt es viele Optionen.
Wie viel Spaß macht ein Formel-E-Auto?
Ich habe zuletzt ein Formel-E-Auto getestet. Ich finde es interessant. Man muss auf andere Dinge achten, wie zum Beispiel die Energierückgewinnung. Es ist komplett anders.
Wie hilft Ihnen Ihr Onkel bei der Zukunftsplanung?
Ich kann ihn immer alles fragen. Ich weiß, dass er mir als Onkel immer eine ehrliche und kritische Antwort geben wird. Es ist aber nicht so, dass er mir aktiv bei der Zukunftsplanung hilft. Das ist auch richtig so.
Er gibt Ihnen oft Feedback, jetzt dürfen Sie: Wie macht er seinen Job?
Aus Fahrersicht ist viel Positives passiert. Ich weiß, dass er mit seiner riesigen Erfahrung und seinem Netzwerk der richtige Mann ist. Auch, was die Zukunft der DTM betrifft.
Wenn Sie Ihre Kurve von 2017 bis heute betrachten: Welche Fortschritte und Fehler haben Sie gemacht?
Die letzten drei Jahre in der DTM waren extrem erfolgreich. 2017 war ich ein Titelkandidat und die Speerspitze von Mercedes. 2018 habe ich mich weiter entwickelt, aber nicht mehr den ganz großen Fortschritt gemacht. Ich habe aber mehr Erfahrung und bin in schwierigen Situationen ruhiger geworden. In diesem Jahr sind es aber ganz andere Herausforderungen. Meine persönliche Entwicklung empfinde ich unter dem Strich als steil.
Warum läuft es 2018 nicht so wie erwartet?
Wir haben zwei Poles nicht in Siege verwandelt. Rennen angeführt, aber nicht gewonnen, dazu auch viel Pech gehabt. Ich war konstant im Qualifying, aber im Rennen holst du die Siege und die großen Punkte. Wenn du das nicht umsetzen kannst, wird es schwierig. Trotzdem denke ich, dass es ein positives Jahr ist. Es ist definitiv charakterbildend.
Heimspiele sind auch immer mit Druck verbunden. Können Sie Ihr Heimspiel am Red Bull Ring genießen?
Den Erwartungsdruck merke ich gar nicht, der Stress ist größer, aber positiv. Die letzten Jahre waren wir dort nicht so konkurrenzfähig. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. In der Formel 3 stand ich bei meinem Heimrennen auf dem Podium, in der DTM noch nicht. Am liebsten würde ich ganz oben stehen. Das ist mein Ziel.
Was haben Sie aus dem schlimmen Budapest-Wochenende mit dem Unfall in der Boxengasse gelernt?
Das waren die Herausforderungen, die ich meinte. 2017 war ich auf einem Flow, auf einer Welle, da ist alles gelaufen. Es gab 2018 ein paar harte Rückschritte. Budapest ist ein Teil von mir, und ich habe gelernt, damit umzugehen. Und habe gelernt, dass es weitergeht.
In Budapest gab es auch die Teamorder-Diskussionen und einen stinksauren DTM-Chef. Ist so eine Situation unangenehm als Neffe?
Ich habe immer gelernt: Wenn es um Motorsport geht, gibt es bei uns keine Verwandten. Da sagen wir uns knallhart die Meinung. Das kennen wir nicht anders.