Es war das unrühmliche Ende für einen tollen Einstand: Antonio Felix da Costa musste seinen dritten Startplatz am Ende des Qualifyings wieder abgeben, bekam die beste Zeit für das Verlassen der Strecke auf seiner schnellsten Runde gestrichen. Der Portugiese fiel aber weich, startet nun als Vierter in sein erstes DTM-Rennen am Sonntag, direkt hinter Markenkollege Bruno Spengler. So weit vorne hätten den Rookie wohl nicht viele erwartet, waren die nächstbesten Einsteiger mit Audis Nico Müller und BMW-Markenkollege Maxim Martin doch knappe zehn Plätze dahinter. Doch eine richtige Überraschung war die Top-Leistung von Da Costa trotzdem nicht. „Mich hat das keinesfalls gewundert, der war schon in den Nachwuchsklassen Spitze“, zollte beispielsweise Teamkollege Timo Glock Da Costa Respekt.

Lob vom Boss

Auch von BMW-Motorsportchef Jens Marquardt gab es lobende Worte. „Man hat heute gesehen, dass der Junge ohne Nerven im Auto sitzt. Ich bin sehr stolz auf ihn und muss sagen: Hut ab, das war beeindruckend.“ Marquardt: „Jetzt hoffe ich, dass er den kühlen Kopf auch im Rennen behält - weit vorne steht er ja schon einmal.“ Dass Da Costa „top ausgebildet“ sei, daran bestehe kein Zweifel. „Er hat sich bei uns von Schritt zu Schritt stets weiterentwickelt. Das spricht auch für das Nachwuchsprogramm, in dem er gefahren ist“, so der Motorsportchef über den Red-Bull-Junior. Vor dem Hintergrund der tollen Leistung sei die Rückversetzung von drei auf vier also halb so schlimm. „Für Antonio ist es natürlich schade, er hat sich das hart erarbeitet. Aber die Regeln sind eben klar und es ist auch wichtig, dass man da konsequente und zeitnahe Entscheidungen trifft“, verteidigte Marquardt das Streichen der besten Zeit seines Schützlings gegenüber AUTO BILD MOTORSPORT.

Podium als Ziel

Antonio Felix da Costa
Antonio Felix da Costa ärgerte sich nicht über den Verlust von P3 - der Portugiese strebt weiterhin ein Podium an
Teamkollege Spengler, der den dritten Rang erbte, unterstrich diese Einschätzung. „Ich finde es gut, dass die Rennleitung jetzt so streng ist. Nun liegt es an uns Fahrern aufzupassen!“ Da Costa selbst räumte ein, keinen Groll gegen seine minimale Rückversetzung zu hegen. „Ich kam in meiner schnellsten Runde ein bisschen zu weit raus. Aber aus dem Cockpit heraus sieht man kaum, ob es nun gerade noch drin oder schon draußen war“, so der Neuling, der sich trotzdem über seine gute Startposition freute. „Wir können aus diesem Ergebnis so oder so den Schluss ziehen, dass unsere Pace gut und schnell genug ist.“ Für das Rennen gehe die Zielsetzung daher Richtung Podium. „Das Auto ist jetzt ganz anders als bei den Tests. Dort war es kälter, deswegen hatten wir Probleme, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. Das Wetter kommt uns nun aber etwas entgegen, denn je heißer es morgen noch wird, desto besser sind wir“, war der 22-Jährige im Gespräch mit AUTO BILD MOTORSPORT überzeugt.

Mit jedem befreundet

Von den überschwänglichen Lobeshymnen auf seine Person wollte Da Costa derweil nichts wissen, blieb bescheiden. „Es ist hier alles so knapp, dass ich heute auch schlecht oder normal hätte aussehen können.“ Seine Performance am Samstag dürfe man folglich nicht überbewerten. „In Q2 ein paar Zehntel langsamer und ich hätte auch draußen sein können. Heute lief eben alles nach Plan für uns... solche guten Tage gibt es glücklicherweise auch“, grinste der Mann aus der Nähe von Lissabon, der auf die Frage, was für ein Typ das weitestgehend unbeschriebene Blatt Da Costa eigentlich sei, mit einem Grinsen entgegnete: „Außerhalb des Autos habe ich ein Problem: Ich bin gerne mit jedem befreundet – das ist aber gar nicht so ideal, wenn man im Auto sitzt.“

Jung & hungrig

In der DTM relativiere sich der Härtegrad der Gangart aber dennoch. „Ich bin ja einer der Jüngsten hier... außerdem ist die Atmosphäre mit meinen Teamkollegen auch sehr freundschaftlich“, so Da Costa, der - als er den Satz kaum ausgesprochen hattte - bereits von diversen anderen BMW-Piloten auf die Schulter geklopft bekam und für seinen starken Einstand beglückwünscht wurde. „Da sieht man es: Ich komme mit allen gut klar“, sagte Da Costa mit einem Lächeln. „Aber sicher: Sobald der Helm auf ist, will auch ich nur gewinnen.“ Und das am besten schon am Sonntag...

Von

Frederik Hackbarth