Zwei Rennen an einem Wochenende haben sich im vergangenen Jahr bewährt. Was der DTM allerdings noch fehlt, ist ein Rennen bei Nacht. Denn: Die Formel 1 hat mit dem Großen Preis von Singapur bereits seit 2008 ein Nachtrennen im Kalender und auch in Abu Dhabi und Bahrain fährt die Königsklasse seit einigen Jahren in die Dunkelheit hinein. Im vergangenen Jahr zog die Tourenwagen-WM nach. Statt der traditionellen Finalrennen in Macau, gastierte die WTCC für ein Nachtrennen in Katar. Muss nun auch die DTM nachziehen?
Nürburgring
DTM bei Nacht: Die Bilder vom Qualifying am Nürburging 2003 beweisen, wie spektakulär es aussehen würde
"Vielleicht probieren wir etwas exotisches, wie Abu Dhabi, vielleicht sogar ein Nachtrennen", forderte Ex-DTM-Champion Marco Wittmann schon im vergangenen Jahr im Gespräch mit AUTO BILD MOTORSPORT. "Das wäre klasse!", ist auch Audi-Pilot Mike Rockenfeller begeistert. "Das wäre das Beste für das Fernsehen und das Beste für die Zuschauer. Es würde fantastische Bilder geben." Und: Für die DTM wäre es keine Neuheit. Schon 2003 trug die Tourenwagenserie auf dem legendären Nürburgring ein Qualifying bei Nacht aus. Die über sechs Kilometer lange Strecke wurde damals mit etwa 230 Leuchtballons erhellt. Mehr als 40 große Generatoren sorgten für die Stromversorgung - ein gigantischer Aufwand!

Fantastische Bilder garantiert

"Das hat super funktioniert und war eine coole Action. Auch in Hinblick auf die Fernseh-Quoten", erinnert sich Audi-Pilot Timo Scheider gegenüber AUTO BILD MOTORSPORT. "Ich bin sofort dabei!" Aber: "Das war stockdunkel und eine Ausnahme", erinnert Audi-Markenkollege Mattias Ekström, der zum einzigen Nacht-Qualifying in der Geschichte der DTM eine besondere Beziehung hat: "Dort habe ich die Pole-Position geholt, also habe ich gute Erinnerungen."
Aufrecht
Spätestens zum Nachtrennen müsste ITR-Boss Aufrecht (r.), hier neben Mercedes' Toto Wolff, die getönten Gläser ablegen
Selbst Hans Werner Aufrecht ist angetan. "Es interessante Idee!", sagt der ITR-Vorsitzende, muss die Euphorie zugleich aber auch bremsen. "Der Aufwand ist gigantisch." BMW-Pilot Martin Tomczyk ergänzt: "Die Frage, ob die Kosten das Widerspiegeln, ist nicht so einfach. Auch auf die Arbeitszeit der Mechaniker muss heutzutage Rücksicht genommen werden." Und: Die Beleuchtung wäre nicht ausreichend. "Die Strecken müssten etwas heller und mit gutem Licht ausgestattet sein", erklärt Markenkollege Bruno Spengler. "Oder die Autos bräuchten hellere Scheinwerfer."

DTM auch zukünftig live in der ARD

Ein möglicher Kompromiss: Im Vorjahr rückten bereits einige Rennen in den frühen Samstagabend. "Es muss nicht dunkel sein, vielleicht reicht auch ein bisschen Dämmerung", schlägt Ekström vor. Die glühenden Bremsscheiben würden auch bei einbrechender Dunkelheit schon faszinierende Bilder erzeugen. Um die reine TV-Präsenz muss sich die Serie derweil ohnehin keine Sorgen mehr machen. Alle DTM-Rennen werden auch künftig live und exklusiv in der ARD zu sehen sein, wie der Sender gemeinsam mit der ITR am Dienstag bekanntgab. Der erneuerte Kontrakt umfasst die Rennsaisons 2016 und 2017. Am 7. Mai startet die DTM auf dem Hockenheimring ins neue Jahr. Vorerst aber noch bei Tageslicht.

Von

Sönke Brederlow